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“NGRACHT KK No. 130.
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Mitternächtigen und Nordwar .
und Infulen, ſamt der nen N
naleichen was alfda fir Hand lun
Jus ce aus dieſen Su dern ö
Anfern Vorfahr Welt⸗Be
ruͤh ul zu an en Land E
dem bencben aller Merckwuͤrdigkeiten *
zu Nutzen und Pl
Mit 5 die | .
n ee 15 3
Reibung / 4
jene Länder 7 Staͤdte 7 Veſtungen N) u
n Nationen, Lebens⸗ die
Religion / | 111
und Gewerb getrieben und auf was
1 autfihen Nutzen geſchafft werden 14
unbekannt, Zeithero aber von eini dei #
und auch andern Perſonen nach und nach erfun⸗
gefaͤhrlichen Avanturen der curioſen BE 1%
echt geſtellet. | Ä 114
pfern verſehen. e al
Nach Standes Gebühr Ge⸗
„ eehrter Leſer. 150
NM was groſſer Eſtim
58 — : ;
N 2 und baden Net,
e das Loͤbliche Studi-
um Hiftoricum und
iie fleeiſige Erfor⸗
ſ(ſchung der vornehm⸗
ſten Geſchichten, zu aller Zeit, bey
den weiſeſten, verſtaͤndigſten und
Haden Maͤnnern, ſowohl
18
Heyden als Chriſten, ſey 1 57 75 |
worden; bezeugen die vielfaͤltigen
Lob⸗Spruͤche, und herrliche En-
tomia Hiſtoriæ mit denen ſehr
| viel deroſelben Authorum hinter:
laſſene Schrifften und Büchern
| erfuͤllet ſeynd, ſo giebt es auch der
Flügen ein, und erweiſet die taͤg⸗
liche Erfahrung, was in allen füͤr⸗
fallenden Zuſtaͤnden dieſes zeitli⸗
N 0 chen
rr
Nen
*
8 nt
4 —
0 eee
Vorrede.
chen Lebens, es ſey zu Fried⸗ odenß
Kriegs Zeiten, in Freud oder Leid.
den Menſchen fuͤr vortrefflichen
Nutzen, aus vollkommener Cr
kanntnis der Hiſtorien entſprin⸗
ge, dahero nicht unbi ig, der für⸗
wucydides
Pa
treffliche Hiſtoricus
aus Griechenland, die Hiſthrie ei:
nen unerſchoͤpfflichen Schatz, und
einen herrlichen Spiegel des
Menſchlichen Leben nennet, wie
un dieſes warhafftig von der Hi⸗
0
ſtorie zu verſtehen, alſo wird auch
ebnermaſſen von derſelben mit
Recht geſagk, daß fie zwey klare
und helle Augen habe nemlich Geo-
graphiam und Chronologiam;
ohne welche ſie gleichſam blind und
verdunckelt ſeyn wuͤrde, weilen
man ohne Zuthuung dieſer heyden
noͤthigen Stuͤcke weder die Um⸗
ſtaͤnde, des Orts nach der Zeit 4
Ä al | due, ind i e Res
auch mehr als zu gewiß daß man
che . nicht wohl entra⸗
1115 und wo bey dergleichen
. Beſchreibungen
und Hiſtorien die accurateſſe nicht
ohl in oba nommen, wuͤrde
* Autor fi A renomè davor
5e bien gaben. Ein ſolches aber
iſt bey dieſer vollkommenen Nordi⸗
ſchen Reis⸗Beſchreibung nicht zu
l weilen ſolche 105 ei⸗
1 8 Kun h qualificirtett und Dies
ſt hocherfahrnen Adelichen
beben als ſelbſt eigene Erfin.
der dieſer L Länder ans Liecht — 4
ben, und der nen⸗begierigen Welt
zu Nutzen und fernern Nachſin⸗
nen und Erforſchung mitge⸗
. Wein worden.
2 Sum
68 (0
8 HER % % ah fe
BE 5% 3 55 5
e
Junhat aller gail ſo be |
un Sig enthalten.
1. Capitel. N
Eingang diefer Befhreihng 6 | 755 r
Das 2. e — 404 |
Folget die Beschreibung! von der Mitternächtt⸗
gen Inſul Ißland / wie ſolche von dem Autos
re Diermaro Blefkenio ſelbſten ausgangen
und nach ſeinen eigenen Worten allhier aus
2 Lateiniſchen ins Teutſche überſetzet, 4
nden.
1 Das z Cape, | Ba
be je Autoris Yolape und Anlaͤnden vor.
and. en
Das 4. Capitel. N
Iflands Namen und Auen 5 pi
Das 5. Capitel. 175
Von der Ständer elf. | Ak.
Das 6. Capitel. 5
Von dem Leben und Sitten De Sie
Das 7. Capitel.
Von den unde Seen und Brunnen
in Ißland. a
Innhalt der Capitel·
Das 8. Capitel.
Von den wunderbarlchen Vage in Island.
pag.. 40
Das 9. Ca apirel. es
Bon dem Reicrhum der Ständer, - 4
Das 10. Capitel.
Vonder Zptänder Rechten und Serehite, I
Das 1 1. Capitel.
Seſchrabung der Ißlaͤnder, wie auch ihr er
Herkommen. |
| Dos 12, Capitel. "
Fortſetzung der vorigen Materie. 66
Das 15. Capitel.
Durch wen bie länder zun rien ins
ben gebracht worden.
Das 14. Capitel.
Von Meer⸗Wundern. a
Das ır, Capitel, 5
Beſchreibung der Inſul 1 81
as 16. Capitel.
Vage ſeltſamer Sachen zu Hegele,
Das 17. Capitel.
Folget eine Beschreibung zweyer Venedliſchen
von Adel Gebruͤder, Namens Her: Nieo⸗
laus Zeno, und Harn Antonius Zeno, wel⸗
cher Geſtan die Mitternaͤchtigen Inſuln |
* 8 2 rießland, „Ißland, Grönland, Icaria, und
ſtotiland um das Jahr Chriſti ı 370. feynd
erfunden worden. 8
a Kai
9
3 Das
*
bare aller Capiti. 5
ie Sc Capitel.
Wie a e Nö eno N bon Venedig
reiſet die un wor i. pag. 9.
8 ap bite 9
Wie Her: Niceus 840 Sa Fuͤrſten Zi ii
hilfft We einnehmen. 0
Das 20. Capitel.
Wie Her Anton at Zeno zu ſeinen 3
der in Frießland fehiffet, und wie der Fuͤrſt Zi⸗
chimi Sage und 1 aügreifft. 95
E
Wie Her: Niclas Zehe in Grönland ſchiffet;
und was er böfeibften 1 102
Capite
Wie etliche Fran Sehr Weſt⸗ Indien erfin⸗
108,
Das 23. Capitel.
a6, der Fürft Zichmini mit einer Armada aus⸗
faͤhret, und wie es Di in der Inſul Fearia
ergangen. 115
Capitel.
Fürft Seh bo eite Stadt auf der Juful
roͤnland bauen , ‚fein Volck wird aber
ſchwuͤrig ſo lang aus ihrem Vatterland zu blei⸗
ben, darum 1 er den meiſten Theil wieder
in Groͤtland zu ſchiffen. 133
as 25. Cap itel.
Da
Folget. Her n Peter r Quin, duch eines beruͤhm⸗
en Edlen Benetianers Wunder⸗geſaͤhrliche
Se, von Candia nach Desidenf; 1 5
Das 26. Capitel.
Hen Quirims t von Liſabona weg, komm
Hau W kebens⸗Gefahr. 140
Das 27. Capitel.
Herꝛ Quirinus ſamt feinen Schiff⸗ Leuten und
Soldaten verlaſſen ihr groſſes Schiff mit
. Innhalt aller Capitel.
allen koͤſtlichen Wahren, retiriren ih. 152
Das 28. Capitel.
Se Quirinus kommt mit feinen Leuten in der
Santi an. 157
Das 29. Capitel,
Wie Her: Quirinus nebſt feinen euten Der
168
derbarlich 1 05 .
Beſchreibung je ni Rene und derſelben
174
Inwohner.
Das 31. Capitel.
Wie Herr Quirinus zu feinem Landsmann in
Schweden reiſet. 188
Her: Pet Ons . Ss
er: Peter Quirinus gehet von wed en in
Engeland u 3 Teutſchland. 195
Befibueih de Sal Jui , neb
ung je Teuffels⸗Inſul, nebſt einer
denckwuͤrdigen der 19155 N 201
apitel.
Von Nord⸗ Polo, ind deſſen Linde. 207
Das 35. Capitel.
Kurtzer Diſcurs, ob man durch Norden in In⸗
dien ſchiffen kan. 213
Das
IN
AA
Das 37. “2
Beſchreibung der Samojeden Land, und derſel⸗
el.
, Sa, Das 36. Capitel.
Was für Mitternaͤchtige gaͤnder „Inſuln und
Voͤlckern, von denen erfunden worden ‚fo den
Wiegnach Candia geſuchet. 223
ben Innwohner. 225
Das 38. Capiteeel.
Relation von denen aͤuſſerſten Nord⸗Laͤndern
Scamoedia, Siberia, Tingoͤſta, e. 234
Das 39. Capite. td.
Beſchreibung derer Reiſen, welche die Moſco⸗
witer nach Oſt⸗Nord⸗ und Oſt⸗waͤrts 3
Das 40. Capitel. 3
Von den neu⸗ erfundenen Durchgang in Orien⸗
tal⸗Indien, durch den Septentrionaliſchen
Oceanum. 5 269
ei ah 10 190 ang ir Bellen
, bung.
5 Dr enden ehe und gruß 5 9 N
> fen Gnaden Gaben und 1
Wo lar e. 5 der All⸗ Be
J ‚mächtige G08
| BA werthen Ehſtenhet 5 1
lich hat 1 „iſt die Er |
findung der neuen Welt; 1 Humaſtn de 3
groſſe Nutzbarkeit, ſo hierdurch r | 104
ropa entſpꝛoſſe)jedermaͤnniglich be ekandt, und 1
deswegen keines weitern Ausfuͤhrens bens 141
thiget. So wir nun mit allem Fleiß bee.
trachten, was vor Landſchafften in der —̃
Welt „ vor Zeiten den alten Geographis El,
$craböni Ptolomæo, Pomponio Mele» Bi)
Plinio und andern befandt geweſen, wid
hernach zu unterſchiedlichen Zeiten weiter SS
erfunden worden, und was noch vor Laͤn 4
kei la Tags unbefandt wird amfüge
| A lich⸗ .
die
neue Welt wird a ben nt Plagis ober
al en, 7
N anderm alten Welt ⸗
theilet; die a ea elt hat N en
Thee, Europam, Asam Africam, di
a0 ad vier .
habe al Sa A 15
aben, rechtmaͤſſig in vier Theile a getheilet.
ge De 3 ſte T gal neue Oſt⸗ ae
oder India
5 4 Bec olomæo
co Golo einen Benetianer u 121 —
19 3 — 0
1492. und folgends nach und na
Portugiefern auch andern erkundiget son
den ‚von dieſer neuen Oſt⸗Welt oder
ot Indien haben jetzt bemeldte Auchores
ingleichen Johannes Barrofius, Thomas
ez, Johann von Em li, Andreas
3 Odntirdus Barboha Nicolaus
de Comitibus, Johann Gactan und viel
andere Moderni mehr und weitlaͤufftiger
geſchrieben. Es mag aber dieſe neue Welt
= füglich zu dem übrigen: 10 gegachne
werden.
Das
Dias andere iſt die neue Weſt⸗Welt
gemeiniglich India occidentalis, oder auc
America genannt, welche um das Jahr
1492. Chriſtophorus Columbus von Ge-
nua, und nach ihm 147. Americus Ve-
ucius von Florentz am erſten entdecket.
Bie West Indien werden abgetheilet in
groſſe Halb + Inſuln, in der erſten iſt
nova Hiſpania, und nova Francia, die an⸗
dere nennet man Peruvia, und haben von
benden Inſuln inſonderheit geſchrieben,
Petrus Martyr, Gonzaler, Ferdinandus
von Oviedo, Ferdinandus Correſius, Pe-
trus Aloaradus, Alvarus Nuez, Petrus
Ciezus, Didacus Godoi, Nunno di Gus-
marin, Franciſcus Ulloa, Franciſcus Va
quez, Antonius Mendozza, Ferdinandus
Alarcon, Marcus von Nizza, Franciſcus
Xerez, Johannes Vetrazonus, Jacobus
Carthier, Hieronymus Benzo, Johannes
Lerius, Levinus Apollonius, Cornelius
—
Wichfliet in occidentis Notitia.
Dt er dritte Theil iſt die neue Sud⸗Welt,
ſonſt Terra auſtralis und Magellania, von
ihren erſten Erfinder alſo genannt: Diß
Land ſoll viel groͤſſer ſeyn, als die andern
Theile der Welt, iſt aa noch Wenigen ber
5 >) 2 | 8
aller mitternachtiſchen Länder. 3
andt,
ten und faſt gar unter dem Polo Antarctico
+____ BebeBefeheeibung
Tandt, liegt unter dem Polo Anatariico, iſt
von Peruvia durch ein enges Meer oder
Sund abgeſondert; dur ) erwehntes enge
Merr iſt Ferdinandus Ma ellanusein Por⸗
tugiefer, 1577. Franciſcus Drack ein Engel⸗
KL
länder / 1586. Thomas Candiſch 1 9 4
Engellaͤnder 155 . und Olivarius von Noort
ein Niederlaͤnder von Utrecht gluͤcklich durch;
gefahren. Von erſter Erfindung dieſer
Sud + Welt haben auch unterschiedliche ges
ſchrieben, als Antonius Pigafetta von Vi-
ceny Ritter, Maximilian Sylvanus, und
ein Portugeſer, welcher aber ſeinen Namen
nicht beygeſe gg... 4
s dDer vierdte Theil iſt die neue Nord⸗
Welt, ſonſten Arctica oder Arctoa und
Borealis genannt: Darzu denn alle die mit-
ternaͤchtige Länder und Inſuln, die vom 1
6g ſten Gradu latitudinis an „ biß unter den
Polum Arcticum gelegen ſeynd, gehoͤren.
Dieſe Nord + Welt iſt auch nach und nach
zu unterſchiedlichen Zeiten und Orten er⸗
funden worden, aber niemals weiter als biß
auf den Soſten Gradum kommen, denn die
andern Sander und Waſſer, fo weiter hin⸗
liegen, ſeynd noch zur Zeit ſo wohl als die
1 ' f un⸗
| frembden
Nationen: alſo iſt auch jetziger Zeit daran
ſehr viel gelegen, bevorab deswegen,
weilen keine Gegend und Ort faſt in der
Welt, darum ſich viele Voͤlcker der Chri⸗
ſtenheit mehr und hefftiger bemuͤhen, den⸗
ſelbigen recht zu erforſchen, als eben dieſer
ahh unn e Wi aus Ur⸗
ſach und vermittelſt dieſer Erkundigung um
zween Drittheil eine nähere Fahre fre ee
chen Morgenlaͤnder Cathajo und China
zu erfinden, als man bißhero gehabt hat.
Wie denn hierüber viel herzliche, wohlber⸗
ſuchte und weit = erfahrne Männer aus
Italien,, Franckreich, Spanien, Engeb
land und Holland ihr Leib und Leben, Haab
und Gut aufgeſetzt und zum Theil wohl gat
eingebuͤſſet haben. e .
Es wolle aber der geneigte Leſer nicht
meynen, als wolten wir in dieſer Beſchrei⸗
bung alle die Laͤnder fo unter die neue Nord?
Welt gehörig „und den alten Coſmogra-
phis als Ptolomæo und andern unbekandt
geweſen, gantz und jedes abſonderlich vor⸗
nehmen, denn ſolches gar eee
5 und
—
und den geneigten Leſer verdrießlich fallen
moͤgte, ſondern weilen die Landſchafften
Norwegen, Schweden Finn⸗ und Lapp⸗
land, Schrickfinnia, Biermia, Bothnia,
Reuſſen, Condora Permia und viel ande⸗
mehr laͤngſtens bekandt, und von den
portrefflichften Seribenten, als Olao Ma-
. no, Saxone Grammatico , Cranzio; Jar
dcobo Zieglero , Freyheren Sigmunden
von Herberſtein ſchon weitlaͤufftig und nach
Naothdurfft beſchrieben, wollen wir es auch
darbey bewenden Jaffen / und nur der an
dern gedencken von denen entweder wenig
e en oder doch keine rechte Ge⸗
wißheit vorhanden, oder auch erſt kuͤrtzlich
el erfunden worden, Ißland, Gröoͤn⸗
land, Frießland, Schottland Farre, Neo
me, Ilofe, Ledeve, Icaria Drogeo, Huit⸗
ſorck, Grockland, Margaſter , Sancti
Ruſtene, Nova Zemple, Colgoy, Mar-
fle, Delgoy, und Orange, welchen wir
der Nachbarſchafft halber nach adjungi-
ren und beylegen, diejenigen ſo auch Nord;
waͤrts gegen dem Polo zu liegen, als das
veſte Land Eſtodiland und Virginiam ſonſt
Apulche genannt, der Engelaͤnder Colo-
> piam und letzlich die Teuffels⸗Inſul oder
us 1 8 1% lntu-
Aller mitternäcktiſchen Länder.
„ ö „ re Reiß ⸗Beſchreibung a 1 4
1 Inſulam Dæmonum (wiewohl dieſe dren
ſonſten von Rechtswegen zu America oder
Weſt⸗ Indien gerechnet werden.
ee ee eee
un 5 Das II. Capitel. |
Folget die Beſchreibung von
drr mitternaͤchtigen Inſul Ißland /
fie ſolche von dem Authore Dietmaro
Blefkenio ſelbſten ausgangen, und nach ſei⸗
nen eigenen Worten allhier aus dem Latei⸗
nischen ins Teutſche uͤberſetzet, u
. gun art 1 finden. 4 | 2 978 7 7 4
Enmnach ich vor 40. Jahren viel
Wunderwerck der Natur, und an⸗
0 1 een Sa⸗
chen in Ißland geſehen, welche zwar von
den alten Hliftoricis die dieſer Inſul Mul; 4
dung gethan zu beſchreiben unterlaffen wor⸗
den, dieweil fie ſolches nicht ſelbſten geſe⸗
hen und darinnen geweſen, habe ich nicht
unterlaſſen koͤnnen, davon eine kurtze Nach⸗
richt mitzutheilen. Es moͤchte ſich aber der
geneigte Leſer verwundern, daß ich ſo lang
mit meiner Beſchreibung nicht hervor kom
men, dexowegen will ich die Urſach e |
0 l | ſo f
—
*
de ller mitternaͤchtiſchen Laͤnder. >
Fo langen Stlüſhwegens mit wenigen am
Iſt derohalben zu wiſſen, daß ich von
Ißland des geraden Wegs nach Liſabonna
in Portuga
kommen, daf Königlich
zur Schſffarth in Indien zugeruͤſt, bey Ca⸗
3 vor Ander lägen, dieweil ich nun
9 . bach bey mir empfande, Indien
uch zu beſehen, bin ich mit zweyen Teut⸗
ſchen, die ebenfalls zur Indianiſchen Reife
Luſt hatten, zu Land dahin gezogen; kamen
aber zu ſpaͤth, und waren die Schiffe kurtz
vor unſerer Ankunfft abgefahren, als nun
unſere Hoffnung fehl geſchlagen, bin ich
von dannen hinuͤber in Africam nach der
Veſtung Goleta gefahren, meine zwey
teutſche Gefährten, aber feen wieder nach
Hiſpanien, ich aber traff einen Mann an,
ſo von Deventer gebuͤrtig mit dem ich Latein
ſprechen kunte, der hatte feine Wohnung in
der Stadt Tingie des Koͤnigreichs Maroo-
co, war ein Mahometaner worden, und
hatte drey Weiber genommen, und ſich in
der Barbarey ſchon lange Jahre aufgehal⸗
ten, derſelbe perſuadirte mich mit ihm zu
* *
fahren, da ich in Erfaͤhrung
etliche Königliche Schiff ſo
ziehen er wolte mich Zehrfrey halten, doch
ie —
N
1.
#
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mit dem Beding fein Diener zu ſe f
das Buͤndelein oder was er bey ch bes 1
nachzutragen, ich gienge 1 nd
zwar ein, aber als i 11 — Bagage auf
nahm ‚wäre mirs faſt zu ſchwer worden
doch erhohlte ich mich, und indem 10 7
ſelbſt einen Muth ane / Lahe ich an 1
a Reimen: 1 }
Ein Zungen ‚hatt iche vor ein 5 |
Wenn er Bleibt ſtets i in einem
Wer zent in 110 5 Fremd und was
Der wird von Jung und Alt
verehrt.
Derohalben gab ich mich 5 zu fie
| den, und kamen endlich durch das Koͤnig⸗
reich Tunis, und die Stadt „ ingleichen
durch das Koͤnigreich Maroco glücklich in
der Stadt Tingit an. An Stadt ge⸗
PER wahr in der 0 ind Par Gr
ichten, daß ſie zur Zeit Joſua von enen MB
Voͤlckern, welche aus Furcht vor ihm aus Pa-
læſtina geflohen, gebauet worden: Er mel⸗
det auch von zwey W er |
en, m
\ı
aller mitternachtiſchen Länder 11
len, darauf Phöniciſche Schriften zu fe
hen, welche ſolches bezeugen ſollen. Ick
Br wohl, daß der Anti-Machiavellus fol
ches widerſpricht und laͤugnet, deſſen un⸗
geacht, erinnere ich mich doch, daß ich eine
umgefallene Säule und auf dieſer eine um
bekandte Schrift geſehen habe, welche alſo
lautet: Nos ſumus Cananxæi, quos fuga-
vit Joſua latro. Damals aber hatte ich
den Procopium noch nicht geleſen, dar⸗
00 ) mich nicht weiter erkundiget,
doch bin i
doch bin ich mit Procopio darinnen einer⸗
ley Meynung, daß auch von obgemeld⸗
ten Voͤlckern Carthago ſey erbauet wor⸗
den, jedoch mags glauben wer da will.
Auf dieſer Reiß hab ich faſt fünff gantzer
Jahr zugebracht, und unterdeſſen dieſe
meine Beſchreibung der Inſul Ißland, biß
ich wieder zu meinem Studiren kommen,
fleiſſig aufgehoben. Nachdem wurde ich
an den Schauenburgiſchen Hoff gefor⸗
dert, und muſte mit dem Graf Otto nach
Wien am Kayſerlichen Hof reifen, aber
auch da konte ich wegen continuirlichen
Hin, und Herziehen, nicht zu Stande
ommen, und das was ich wegen Ißland
aufgezeichnet in richtige Ordnung verfaffen ,
1582.
Bee
4 | a 1582. aber bekam ich e 3
Pr. ee
[N ches in Colln unter die Preſſe zu bringen, in p
1 dem ich von dem Erg Bichoff nch Rom
1 verſchicketwurde/ als aber dieſer wegen nach
1 I Coͤlln reiſen wolte, wurde ich 1
1 gens von Straſſen⸗Raͤubern angefallen,
1: nicht allein meines Gelds und Bagage br
11 raubet; ſondern auch ausgezogen und mit |
I 23. Wunden nackend und halb + todt lie
if gend gelaſſen, hatten zwar einen von ihrer
) Bande befohlen, mich zu begraben, aber
"0 Nachdem ich mich wieder ein weni ‚erholet „
N 2 bin ich ihnen wunderbarlcher eife aus
N den moͤrderiſchen Klauen entronnen, und
1 leb Gott Lob noch; bin alſo damals elen⸗
| diglich um meine Ißlaͤndiſche Schrifften
ER ———ͤ—
| 1
A | kommen, hatte auch keine Hoffnung ſoſche
[die Lage meines Lebens wieder zu erlan⸗
1 gen. 3 Ne ER
|
|
Bit e Als ich aber 1588. wieder nach Bonn
kam, und eben damals der Obriſte Schenck
dieſe Stadt eingenommen, hatte ein Reu⸗
ter, der ſolches in meinem Hauſe, woraus
165 die Leute geflohen waren, anſichtig wor⸗
. den, und aus oben aufgeſchriebenen Nm
mean gleich gefehen, daß es meine verohr⸗
85 98 0 e
8 die iieteendebtifihen 4 Lander. | 3
chrifften, weilen nun diefer Reuter
gar guter Fraun und meine Hand |
90 940 bet ;andt „ ſo kam er gleich
r ſolche u groͤſten Freuden
wieder zu, u 5 at mir ſolches deſtv mehr
9 „weilen 5 ea, in Gedancken
hatte, ewiglich was davon wiederum zu ſe⸗
ben; habe es alich gleich darauf dem Buch⸗
drucker uͤbergeben, und zum Druck befoͤr⸗
u laſſen, wiewohl ich nun ſelber gar
wohl weiß (daß keine Zierlichkeit Be
% ie e, a0 auch bloß des N S 10
bedienet, mehr der Wahrheit als ver
ckelten Redens⸗Arten mich befliſſen, A
nicht mehr eſchrieben, als mas ſübſten m
| Augen geſehen, und in der That erfahren |
habe. So weiß ich doch heutiges Tages viele
die n ichts vor wahrhaftig als was ſie ſelber
| geſchen und erfahren haben, alles andere
aber vor unglaublich halten. So geſchicht
aber auch darmit den Authoribus und
Scribenten groffe Unbilligkeit, welche mit
1 0 65 Muͤhe nicht ihres eigenen Nutzens
halber, ſondern den Nachkommenden zum
beſten, dergleichen aufzeichnen. Iſt dem⸗
nach meine Bitte an den gh e Le⸗
1 ie, er wolle dieſe meine Be ſchreibung mit
e URN
Hi 00
Be Reiß Befchreib .
guͤnſtigen Augen und geneigten Gemuͤt
fen, de Räfferer aber vermahınt ba
daß fie zuvor ſelbſten die Mühſe
und Arbeit, welche reifende Perſo
ſtehen, verſuchen, ehe fie ihre gut;
Das u gat.
Von des authoris Abfahrt:
und Anlaͤnden in Ißland.
FD Jahr 1563. lagen au Hamburg
f zwey groſſe w beladene i ie
vor Ancker, welche nur auf favor
rablen Wind warteten, auszulauffen, und
eine Fahrt nach Ißland zu thun weilen
nun, gebräuchlich und auch vonnoͤthen ei
nen Prediger bey ſich auf dem Schiff zu
haben, der in der Noth und Gefahr den
Leuten mit Troſt beyſpringen kan, jo ſpra⸗
chen die auf dem Schiffe ſich befindlichen
Kauff⸗ Herren das Miniſterium an, eine
taugliche Perſon zu ihrem Schiffs⸗Predi⸗
ger ihnen mitzugeben, nun befande ich
mich dazumaln gleich in Hamburg, weilen
ohnedem auf meine Buͤcher, welche von
N | Pe:
Aller mitternaͤcht
von Roſtock kommen ſolten, warten muſte,
1
auch zu mein
gelten dara
iſchen Länder, 17
— —
mich binnen der Zeit ſonderlich ben
den Herren Geiſtlichen zu recommendiren
rowegen fie auch
le
gleich ſich re ·
5
ten
Abfahren, und
gieng
pril im Namen GOt⸗
n den 10. A
tes zu Schiffe, unter vielen und herzlichen
ungen einer gluͤcklichen Fahrt von
nen an Port ſtehenden Zuſchauern, ſe⸗
uf unter Engelland und Schott⸗
land weg, neben den Inſulen Oreades des
ren ſeynd 15. der mehrere Theil derſelben
aber wegen Unfruchtbarkeit unbewohnet,
guſſer Eerovve und Hittland, welche zim⸗
lich mit Einwohnern verſehen, allda ſahen
N
wir einen Felſen, welcher oben nicht anders
als ein Muͤnchs ⸗Kopff mit der Kappe
oder Guͤgel ausſahe, (vide Olaum ma-
gnum von dieſen Felfen oder Muͤnchs⸗
berg, im andern Buch das vierdte Capi⸗
tel ) auch hat man da eine ſichere Zuflucht
wider die Winde, und erlediger dieſer
Munch ſehr v ele aus augenſche.mucher 85
© 1355 > A N j 4 ahr
u
ARE, 5 Reiß Beſchrel 1 ae Br
fahr, den 14. Junü bekamen wir Ißland
zu ſehen, und fahe es nicht anders als wit
Fo 7 . zu Winters⸗Zeit, den
olgenden Tag gelangten wir in den Port
Haffnefort welcher gegen Mittag liegt, und
traten ans Land. 7 a x eo,
dn ee e ee ee e en
, Das. Gapitel, .
Ißlands Namen und Ur⸗
ne 1 ſprung 1.30.)
A bland, iſt ein rauhes Gebuͤrges und
0 45 Three Land, Wan es zweyn⸗
a wal groͤſſer als Sicilien, ſoll in der
Laͤnge auf hundert Meilwegs haben wel⸗
ches auch Olaus Magnus im zw 1 0
bezeuget, dieſe Inſul hat alſo meiſtens ihren
Namen von dem Eiß, und der ſehr maͤch⸗
tigen Kaͤlte, indem, allda auf die 8. Monat
aneinander nichts als Schnee und Eiß zu
ſehen, da ſie doch unterdeſſen an vielen Or⸗
ten faſt vor groſſer Hitz und Feuer brennet.
Eine ſolche Hitze wird unter der Erden,
durch den widerwaͤrtigen Trieb der Kaͤlte
gemehret, denn ſolche faſt das gantze Jahr
auſſer etliche Sommer⸗Monathe concinui-
ret, welche Kälte auch die Loͤcher und Eins
ng „
91
ur.
er
41%
7214
aller mitternächtiſchen Länder. 1
gänge der Erden zuhält daß die Dünfte
nicht können hervor ſteigen; Dieſe Inſul
hat zu ihrer Polus - Höhe 65. Gradus;
und gehet der Circulus Arcticus mitten das
Gegen Norden liegen die Inſuln Ebu-
ob aber derſelben eine, oder dieſe groſſe
af Ißland die Thule Ptolomæi und der
llten ſey, kan ich nicht ſagen, weilen man
dan Tages an dem Ort keine Inſul in⸗
et, wo Ptolomæus fein Thulen hingeſe⸗
tzet hat, ſo haben auch die neuen. Welt⸗
Beſchreiber um Schottland und die benach⸗
barten Inſuln, gar keine andere Länge als
Ptolomæi feine Meynung auch ae
Jen Urſprung dieſer Innwohner will ich
etwas weiter herh: len: Nemlich im Jahr
Cs 5 zur Zeit Alebrandi
des Biſchoffs zu Bremen, waren etliche
von Adel aus Oſt⸗Frießland und dem Bre⸗
miſchen Gebieth, auf der Weſer zu Schiff
getretten, und gegen Mitternacht gefah⸗
ren, neue Landſchafften zu erforſchen,
und da fie vor die Inſuln Orcades vorüber
geweſen, haben ſie endlich dieſe Inſul faſt
in aͤuſſerſten Graͤntzen Europaͤ gefunden,
ſo zwar wohl zu bewohnen, aber ſo voller
Eiß und Schnee, daß ſie ihr deßwegen den
* 8 Na⸗
*.
*
8 —
Namen Ißland gegeben, als ſie nun n
weiter Nordwaͤrts gefahren,
” neu ſehr groſſer Hitze und brennender
gefahr auf 2. hundert Meilwegs wieder eis
ne Inſul gefunden, welche ſie Grünland
genennet haben, da ſie aber noch weiter g
gen Norden durch das Eiß⸗Meer ſchiffe
wollten, wurden fie von dem Eiß fehr gehin⸗
dert, und als ſie endlich mit groſſer Muͤhe
ſich daraus gearbeitet, ſind ſie gar in eine dicke
Jinſternuͤß und Meer⸗Wirbel (deren auch
Olaus Magnus im andern Buch geden⸗
cket,) gerathen aus felbigen ſoll, (wie viel
erfahrne Schiffleuthe vorgeben )des Meers
Ab» und. Zulauff kommen, und iſt alfo
Die gantze Armada gemeldter Edel⸗ Leuthe
zu Grunde gegangen, auſſer eines einigen
Schiffs, ſo noch dar von kommen z da nun
der Überreſt von dieſer vergangenen Arma-
da ſo meiſtens noch in Schiffleuthen und ei⸗
nigen Soldaten beſtanden, nach langwieri⸗
ger Mühe Arbeit und Gefahr durchs Tar⸗
kariſche Meer gefahren, ſeynd fie in ein
ſehr warmes Land kommen, allda ſie in einen
weiten Meer⸗Schoos angelaͤndet, und ans
Land geſtiegen, weilen nun die Einwohner
onnen ſich in ihren Hoͤlen unter der Er⸗
a den
ART ae
aller mitternaͤchtiſchen Länder. 19
—
Fel verborgen aufhien , und ihre Inläine
dung nicht gewahr worden, fo hatten un⸗
ſere Schiffleuthe auch nichts gefä
-
en, indem fie niemand ſahe
wunden alfo:deftomehr erfreuet, als ſie viel
Gold und koͤſtliche Sachen funden, wo⸗
rauf niemand von den Inwohnern acht hat⸗
‚toi fie fh nun mi allen Koſtdarketen
genug beladen, und weiter nichts vor ſich
an „ kehreten fie wiederum nach ihrem
Schiff, aber kaum daß ſie ſelbiges erreichen |
kunten, ohne nicht in der Inwohner Hände
zu gerathen, welche , ſo bald ſie ſolches ges
wahr worden, ihnen in ſehr groſſer Men⸗
ge nachgeeilet. Was das aͤrgſte war,
Fraun ſie abſcheulich groſſe Hunde, da⸗
rum auch einer von den Soldaten, ſo ſich zu
ſehr beladen und ſo geſchwind nicht 8
nen konnte, von ſelbigen in kleine Stüde
zerriſſen wurde, die uͤbrigen ſchon auf das
Schiff, und dieſer ſchwehren Gefahr ent⸗
| tonnen,, fuhren hin und wieder, die Meer⸗
Wirbel zu vermeiden, gelangten auch end:
men, erzehlten hernach alles dem Biſchoff
Alebrando, und gaben ihm ein Theil ih⸗
D ee > 7
liches
lich in die Moſcau gluͤcklich an, fuhren dar⸗
nach über die Oſt⸗See wieder gen Bra
7
ab- Betbeebed
.
f 7 Fiber Guts. Faſt um die =
rd auch die Nord⸗Maͤnner aus Norner
herkommen ( wie vor dieſen bie
r zu Julü Oæſaris Zeiten ,
| Schw
hernach dieſen Theil Franckreich 0 nn
. a Kt
e innen gehabt, als nun die n vi 8
liche Thaten gegen die Britannier zu Waſſer
und Land verrichtet, haben ſie auch her
die Saracenen (welche damals in Italiet
kommen waren, ja ſich gar in Calabria und
Apulia niederlieſſen,) wieder au ae
nachdem haben fie ein lage
gen Norden in Hitland Ferowe und Iß⸗
land zu wohnen, und ſich allda haͤußlich mies
derzulaſſen, verſchickt. Welchen Weg fie
von den Bremern (fo mit den Frießlaͤndiſchen
del⸗Lenthen bey Erfindung deſſelben gewe⸗
„und aus den andern Schiff darvon
dome erfahren haben, wie es denn auch
ihre Sprache bezeuget, daß fie aus Norwe⸗
gen kommen: Denn die Ißlaͤndiſche Sprach
mt mit der alten Norwegischen gar viel
Wen aber in den groſſen Meer⸗Staͤdten
des Koͤnigreichs Norwegen, ſonderlich in
den beruͤhmten Seehafen und Stadt⸗Ber⸗
gen, wird wegen de groſſen Ati der
eut⸗
aller mitternächtiſchen Laͤnder. 21
Tauchen und Dennemärcker die Sprach
ſehr verandert
Sl BUNT N EN
Das V. Bapikel Bun
Fi RSER LER N e * . Nan
Von der Ißlaͤnder Religion.
es man zehlte nach Chriſti Geburt
N 1398. war Königin Dennemarck
und Norwegen, Waldemar der II.
und haben deſſen Nachkommen dieſe Koͤnig⸗
reich biß auf Erich Hertzog in Pommern, /
und Chriſtophorum den Bayern glüdid
regieret: Dieſem König Waldemaro ſind
Bu alle Nordiſche Inſuln, fo von Nord⸗
Mannern bewohnet waren, unterthan ge;
weſen, wie fie auch noch heutiges Tages
dem Koͤnig von Dennemarck *
find. Unter dieſem Waldemaro ſeynd die |
Ißlaͤnder anfaͤnglich in der Chriſtlichen Ra N
gion unterwieſen worden, zuvor aber hat⸗ Hl
ten ſie frembde Götter ‚ weilen aber damalen
in der Christlichen Kirchen groſſe Finſter⸗
nuüſſen, Irꝛthuͤmmer und Aberglauben ſich
mit untermiſchten, und dieſe nun bekehrte
Heyden gar zu weit von Chriſtlichen gelehr⸗
ten Leuten abgelegen / welche fie bey der wah⸗
N B 3 Ten
1 0
= A a ; 7
22 Rp Defhrelbung. g.
ren Religion erhalten koͤnnen, fo iſt erfo
get, daß ſie en in Die abſcheulichſte
Abgoͤtterey verfallen, abſonderlich iſts grau
ſamlich zu hoͤren, daß fie gar die böfen Geis
‚fer zu ihren Ehehalten, Bedienten und
tele gebraucht und bey ſich aufge
alten, wie mit mehrern ſoll beruͤhrer wer
W. Bi - 0 1 3
„Nachdeme aber Chriſtianus König in
Dennemarck ſich zum Heil. Evangelio ber
kante, und daſſelbe in allen feinen Koͤnigrei⸗
chen Dennemarck, Norwegen und andern
ihm unterworffenen Inſuln eingefuͤhret, hat
er auch Geiſtliche in Ißland geſchickt, daſelbſt
das reine Wort Gottes zu predigen; Er
ſchickte auch einen Buchdrucker mit hinein,
daß die Bibel und andere Geiſtliche Buͤcher
in Ißlaͤndiſcher Sprache konnten getruckt
werden, denn zur ſelbigen Zeit verſtunden
die Pfarrherzn ſo wenig Latein, als ein Ge⸗
meiner, und redete ein jedweder nur ſeine
45 Mutter » Sprach, wobey er auferzogen.
ö Es wurden auch ſehr viele zum Studiren
6 taugliche Juͤngling nach Coppenhagen ge⸗
ſandt, und von dem König unterhalten, da⸗
mit ſolche mit der Zeit in denen Kirchen und
Schulen zu gebrauchen. Es hatte 1
Mr oͤnig
aller inieternächtifchen Länder. 23
- König Waldemar der die Ißlaͤnder das ers
ſtemal zum Chriſtlichen Glauben gebracht,
zwey Biſchoͤffe gehe „einen zu Scalthol⸗
den auf der Oſt⸗ Seiten, den andern zu Hol⸗
len auf der Weſt⸗Seiten: Welcher Nach;
kommen aber heutiges Tags nichts mehr als
den bloſen Titul davon beſitzen; Als aber
König Chriſtian (wie oben gemeldet) den
Chriſtlichen Glauben wieder erneuerte, und
darinnen eine neue Reformation anftellete,
hat ſich der Biſchoff zu Scalholden Augu⸗
madas mit Namen, ſo hernach in Denne⸗
marck gefuͤhret worden, hefftig widerſetzet,
mit dem Bold Cair Confpirarion und Ver⸗
buͤndnüß gemacht, und den KöniglichenLands
Vogt Ditrich von Minden erſchlagen. Im
nachfolgenden Jahr, welches war 1553.
bat der König einem Edelmann Paul Hit⸗
feldt (Arngrimus wollen ihn auch etliche
nennen, Jonas nennt ihn Chriſtophorum
p- 127. doch mag er heiſſen wie er will, ſo
an ich doch fagen, daß ich ihn in feinem Alter
noch in Dennemarck geſehen) mit vielen
Kriegs: Schiffen, Soldaten und Waffen
wohlverſehen, in die Inſul geſandt, den Auf⸗
ruhr zu ſtillen. Dieſer, nachdem er die Aur⸗
rührer alle hingericht Zum er die Kirchen⸗
Refor-
. 3 Reiß ⸗Beſchreibung 1
Reformation wieder erneuret und wieder |
zurück nach Dennemarck gangen, an deſſen
Statt aber einer von Adel muͤſſen allda ver⸗
bleiben, dem Kirchen. und Policey Staat in
guter Obfervanz vorzuſtehen, damals war
in der Inſul ein vornehmer Mann, Tadde
Bonde, dieſer, ſo bald das Königliche
Kriegs Heer ausgezogen, machte ſo glei
einen neuen Aufſtand, und verbindet ſich
r mit den Vornehmſten, welche er durch ſei⸗
BE; ne Auchorität auf feine Seiten gebracht,
4 ii) fielen aufs neue vom Könige ab ‚ reisten
un | auch die andern Inſulaner, daß fie meiften,
—
1 theils aufruͤhriſch worden, und benannten
MN. hernach einem Ort Waloe genannt, er |
ger zu ihren Sammel⸗Platz dienen follte,
N darauf wurde zu Rath gegangen, wie man
1 | 10 des ͤKoͤnigs Joch vom Halſe werffen, und
. 005 ſich in den Stand der Freyheit zu ſetzen „8
am beften angreiffen koͤnnte; Dieweil
1 auch der Tadde ſeine Herꝛſchafften nicht an
eiiiem Orth, und viel Untertanen hatte,
. vermeynten ſie / man wuͤrde ſie nicht leicht
N 5, Fünnen unterdrucken, aber der Biſchoff ſo
. gegen Oſten wohnete, und dem Tadde
1 N ſchon lange Zeit feind und gern in die Haar
Et Ih wollte, tzaͤle fo gleich die Confaderation
dem
na aichen Bänder. er. 24
f dem bach d nd⸗ ane auf der der
Weſt⸗Seited . ul wohnete, zu wiſſen,
was unter fispafhzte.; Die Urſach aber der
Heudſcaſt enz den Biſchoff und Tad-
de war dieweil mehrgedachter Tadde in
der vorigen erſten Rebellion den Biſchoff
aͤlſchlich gegen dem Land Vogt angegeben,
s wann er Wiüſſenſchafft um den Aufruhr
9 a und kurtz zu geben, felbften Ur⸗
15 davon geweſen. Dieſe falſche Klage
hat den Tadde hernach ins aufferfte Ungluͤck
gebracht; Als nun der Land⸗ „Vogt alles
vernommen, ſchickte er etliche kluge und be⸗
redte deute an einige von denen Confoederir-
‚ten, ließ fie treulich vermahnen, von der Re-
4 17 abzutretten, mit Verheiſſung groß
ſer Be lohnung oder grauſamer Beſtraf⸗
fung, wofern fie als dann mit denen andern
zug eich ergriffen wuͤrden, und es hernach
einen wie den andern ergehen moͤchte, denn
man hie bey dergleichen Conjuncturen keine
| Entſchuldigung gelten lieſſe, da nun die
is Aufeührer die groſſe Gefahr vor Augen
ſahen, fiel der gröfte Hauffen von Tad-
de ab, kam zum Land⸗Vogt, baten unter⸗
shänigft um Verzeihung 980 erlangten auch
5 ie, der Tadde aber als ein Feind des
N | as Koͤ⸗
86
26 Reib- Befehreibung ”
Königs und Verraͤther des Vatterlands er⸗
klaͤhret, es verhieffen alle Innwobner mit
einem Eyd, ihme zu verfolgen. Deromes
gen er aus Furcht der Gefahr ſich mit et⸗
lichen wenigen ſeiner Haußgenoſſen unten
ans Heckefeld begeben, aber es wurde alles
erſchlagen und Tadde gefangen zum Bi⸗
ſchoff geführet, ihn als einen Land⸗Ver⸗
raͤther und Urheber der Rebellion wohl zu
verwahren, aber der wollte ihn nicht an⸗
nehmen, bald ſchleppten fie ihm zu einem an⸗
dern, der auch im Gericht ſaß, aber der woll
te ihn auch nicht haben, weil er des gemei⸗
nen Volcks Haß beſorgte, da ſie nun nicht
wuſten, wohin mit, oder was mit ihm anzu⸗
fangen, ſprach ein behertzter Ißlaͤnder mit
Namen Jonas: Ich weiß wohl wem ich
ihm ſoll zuſtellen, der ihn fleiffig wird bewah⸗
ren, und indem er dieſes redete, ſchlug er
Tadden das Haupt ab, und begrub ihn.
Wird alſo biß auf den heutigen Tag das
Wort Gottes unter ihnen ge⸗
7 prediget.
aller — Linder. .
er Das VI. Capitel.
Bene Leben und Sten
* ei der Ißlaͤnder.
4 1 dle die in dieser ren in Anſehen
N At heilungen, denn der gemeine
N rg weil der groſſen Mangel an Schif-
| 185 hat. „ mit welchen fie auf den Fiſchfang
koͤnnen ausfahren ‚ begiebt ſich lieber zu den
zeichen in Dienſten, und davon nennet
man die erſte Abtheilung Loͤgmaders, d. i.
Männer der Gerechtigkeit: Denn Log
heiſt auf ihre Sprache Recht und Ge⸗
ſetz, dieſe verwalten die Gerechtigkeit,
ſeynd ihrer viel, aber 12. aus ihnen, ver-
walten jährlich die Gerechtigkeit, Ord⸗
nung zu ſetzen und Urtheil zu ſprechen, ſtehet
alsdenn blos bey dieſen zwoͤlffen, und mu
ihnen alles gehorſam ſeyn. Die 2te Ab⸗ |
theilung fo man Bonden nennet , dieſe wers
den gehalten wie die Edelleute, und nach Pro-
portion ihres Reichthums, haben ſie auch
ihre Fiſcher und Unterthanen, ſonſt wiſſen
| 1% von feiner andern Macht. Die zte Abs
5 e ſeynd dreyerley
chi,
theilung find die Bifcböffe, Pre
Seelſorger, deren es auch ſe
geſehen, der eine Hamburgiſche
Be ⸗Beſchrebmg
viel darin⸗
nen giebt, dieſe geben niemand nicht
frey, alle Ißlaͤnder find ſtoltz und hoch⸗
müthig, ſonderlich wegen ihrer groſſen Leis
bes; Stärde, Ich habe einen Ißlaͤnder
Bier fo leicht und ohne Beſchwehrnuß an
Mund hielte und daraus tranck, als wenn
er eine ordinaire Kanne Bier ſelbe auszu⸗
trincken anſetzte. Männer und Weiber ba
ben einerley Tracht, alſo, daß man aus de
Kleidung, nicht wohl was maͤnnliches oder
weibliches, erkennen kan. Sie haben keine
Leinwand, als was von uns hinein gebracht
wird, und iſt das Weibs⸗Volck darinnen
von ſonderlicher Schönheit, wiſſen ſolche
aber nicht, durch Butz und nette Kleidung
zu erheben, ſie ſind weiß und vollkommen
von Geſichte, doch in ihren weiblichen
Affairen ſehr ſchamhafftig, die gantze Na-
tion iſt dem Aberglauben ſehr ergeben.
Sie haben gemeiniglich Geifter , fo ihnen
gar vertraulich dienen. Sie glauben, daß
diejenigen gut Gluͤck im Fiſchen haben, wel⸗
che des Nachts durch den böſen Geiſt aufge⸗
we⸗
Mn ir igenächtifhen Länder 22
vecket werden, wiewohl ſich nun viele Geiſt⸗
| liche ahin befleiſſen BON fie von ſolchen ver⸗
anne abzubringen, ſo ſind fie
doch gar von dem Satanbezaubert, daß kei⸗
ne gute Lehr noch e bey ſie Statt
findet, ja was n ehr iſt, ſo verſpre⸗
chen fie, wenn mans ihnen belohnet⸗ gu⸗
ten Wind durch ihre Teuffels⸗ Wercke, es
trifft auch wohl manchmal; ein, daß ein |
Schiff glüͤcklich auf ihre Verheiſſung durchs
a0 aber erſchroͤcklich iſt die Sir,
der fie verlanget ob ich zwar, wie weiter
— — ſolches felbft 1 N
lange ich doch auf meine Perfonfob
ches nicht von ihnen, ne ich zu Grund 25
g Sa ſie um Hülffe wolte anſprechen.
Gleichmaͤſſiges ſchreibet auch Olaus Mage
en. „daß die Finlaͤnder auch
die Schiffer bey guten Wind bezaubern
koͤnnen, daß ſie müſſen ſtill und unbeweg⸗
lich ſtehen / wo und an welchen Ort ſie es
nur verlangen, und wenn ihnen ein Schiff
verzaubert worden, nehmen fie den fal. v.
Koth von einem Maͤgdlein, ſo noch eine
Jungfrau, und ſchmieren damit das vordere
Theil des Schiffes „ ſo weiche, der boͤſe
nr sach et Wehe davon ab, 1
——
.
Be
N
be.
i
17
„„ Baß: Beſchrebun g
ſie fönnen fortfahrenzdenn durch dieſes Mit⸗
tel glauben ſie gewiß, daß damit die boͤſen
nigkeit, damit fie alle Kälte zur Noth ver⸗
1
|
2 40 2
ar =
Was fonften ihr Leben und Sitten bes
langt, iſt es folgender maffen damit bewandt/
die Eltern laſſen ihre Kinder, abſonderlich ſo
es Knaben ſeyn, ind ugend im Leſen un⸗
terweifen, damit ſie ihre Scaruca verſtehen
und leſen können, und blos allein was auf der
Inſul in Rechts⸗Sachen paflirer, daß alſo
Den Mannsbilder darauf ſeyn, ſo
icht leſen, und zur Noth ihre ſelbſt eigene
Streitigkeiten ausführen koͤnnen, denn von
Advocaten weiß man bey ihnen nichts,
ſondern wann der Richter die Klagen ange⸗
hoͤret, giebt er auch gleich den Beſcheid und
Urtheil daruͤber. Die Weibsbilder zum
heil, koͤnnen auch wohl leſen, aber als
koͤnnten vertrieben werden.
f
les mit unſern Buchſtaben, ſonſten aber
hat das Manns volck Characteres, da ein
Buchſtaben ein gantzes Wort ausmacht,
ſolches verſtehen die Weibsbilder nicht,
und kommt auch nicht mit Teutſchen Buch⸗
ſtaben uͤberein, noch vielweniger daß es damit
koͤnnte geſchrieben werden. Sie befleiſſts
gen ſich auch von Jugend auf zu einer Haͤr⸗
tra /
en, und zum Fiſchen n geſchickt ſeyn ms.
enn ihr gantz s beben! in der Fiſche⸗
0 et. Die haben weder Feld⸗Bau
Aecker, und ihre Nahrung beftehet
ſchen ‚ur ene Butter, Milch und
En Die FJiſche ſo mit Steinen zerflopfe
verden „ gebrauchen ſie an ſtatt des
Ihr
s 880 1 auch Schotten)
ſie leben viele e Jahr lang ohne Artzney und
ſehr al, es errei hen auch die mei⸗
as 150. Jahr. Ich habe einen als
Mann geſehen, der te daß er ſchon
| .. ahr lebte. Ja Ja Olaus Magnus ſchrei⸗
bet im 20. Buch, . J leben 300.
Jahr, der mehreſte Theil Ißlaͤnder ha⸗
ben kein Brod geſehen, geſchweigen ver
ſucht oder geeſſen, wann ihnen zu aber
von den Unſerigen gemahlte Speiß oder
Mehl verkauffet wird, ſo vermiſchen ſie es
mit Milch, und haltens lange Zeit auf,
vor ein köſtlich Eſſen der Edelleurhe ſie
nennen ſolche Speiß Orabbel. Es ha⸗
ben die Teutſchen, ſo in Ißland handeln,
tinen Ort in den Meerhafen, Haffnefort
genannt, welcher Ort von Natur veſt und
a eee iſt/ ag haben 55 15
2 — RE
—— —
u
— —
N nie der⸗Arbeit um
et „Kleider / Spieg el, Meſſer und
Se Waaren n, die eben nicht
ch l ge lauffen, die Sl aͤnder da
en haben Oel oder Fiſchdran de m
eutſchen genannt, welches die en 0
1 a
eee
10 7 fie zu vertan
aͤgge „ Dunter und ar
e
lun mit,
ihren
mitbringen 7
ae me eh
rigen, 1 100 f ie 11 he 1900 n, Ja
kee haben ſo verheiſſen fi ſie ihnen eine
bey ihnen zu ſchlaffen, und dieſes hr —
Stück Brod, Bifcocten oder andere ſchlech⸗
te Sach, was man ihr geben will, bißwei⸗
len leihen die Eltern ihre Toͤchter auch um⸗
ſonſt wegſein Monath oder jo lang ihr Han⸗
dels⸗ n bey ſie bleibet. Wird eine 0
ſol⸗
a
ICH,
ſolchen Beyſchlaff ſchwanger, fo haben die
Eltern dieſelbige Tochter viel deſto lieber,
a die Kinder auf, biß der
fftigen Tochter Mann ſamt
der Tochter zur Morgen⸗Gabe, und derſel-
be ver achtet es auch gar nicht, weils aus Teut⸗
u mit einen Teütſchen zu ſchaffen gehabt,
ſie
einander aus, unter waͤrenden Geſaͤuff ſin⸗
gen ſie ihre eee und zwar nicht
etz ⸗Beſchreibung 23
chen Geblüt gebohren iſt. So eine Jung⸗
8
e kommt, oder aber g⸗
in einer gewiſſen Weiß oder Melodie; auch
nicht aus einen beſondern Lied, ſondern was
ihnen ins Maul kommt, und aus den trun⸗
ckenen Gehirns entſpringet So darff auch
keiner wegen des Waſſer abſchlagens vom
Tiſch gehen, ſondern es iſt jemand darzu
biſtellt, welches ihnen ein Gefaͤß darreicht,
und auch wieder von ihm nimmt, unterdeſſen
ſchreyen die andern darzwiſchen, ſo hoͤret
man nicht was dieſer und jener thut, und wel⸗
cher ihren Naͤrriſchen Gebrauch nicht nach⸗
thut, derſelbe wird vor unhöflich gehal⸗
n. „ e en
So jemand ankommet, empfangen ſis
ſolchen mit einem Kuß, und dann beſchauen
ſie ſich einander, und ſo ſie etwan auf ihren
Kleidern . v. Laufe kriechen ſehen (wie
dann dieſes Ungeziefer bey ihnen ſehr gemein
ift „) wegen Mangel der Leinwand, ſo nimmt
es einer von andern, und ſo offt einer was
herab klaubt, ſo offt bedanckt ſich der ande⸗
re, und zieht den Hut ab, und das treis
ben ſie ſo lange, als ſie eine ſehen. Bey
Nacht ſchlaͤffet der Haußvatter mit ſei⸗
nen gantzen Hauß » Geſind in einem Ge⸗
mach, an ſtatt der Betten haben ſie ein woͤl⸗
lenes Tuch ſo bey ihnen gemacht wird oe |
1 phrei⸗
Hande, und wenden dieſe Urſach für daß
nemlich ſolches waſchen eine ſchoͤne Geſtalt
| den Menſchen ſtaͤrcke , und die Kraͤff⸗
mat Re n 5 Karl 4. 7 € a
ten in Handen vermehre, auch die Zähne
| ai im Monath Januarius etliche Kühe in
Finſtern irre giengen, und weil die Finſter⸗
%
doch wurden ſie hernach in Apriltodt, aber
ohne Geſtanck oder Faͤulniß gefunden, und
aus getheilet, wovon der Land⸗Vogt auch
‚fein Theil bekam; Ich war ſelbigmal gleich
bey ihme, und durffte er ſolches nicht ab⸗⸗ n
ſchlagen, ſondern mit der groͤſten Dand,
barkeit annehmen, doch ließ ers hernach un
dorf
aller mitrernächeifehen Linden. 37
breiten Bann: ſich ohne Heu und Streu,
bey der? 1 eg alle in einen Scher⸗
n, aus denſelben waſchen ſie am Morgen
das Geficht, den Mund, die Zähne, und
‚einen Ort, fo Ackermiſſt gerennet wird,
Ruß ſehr groß, und der Schnee auch ſehr
50 war, kunte man ſolche nicht finden,
ter die Armen e „meines Orths
. doͤ
eſſen.
36% Beiß⸗Beſchreung
dieoeffen fie mich auch nicht 229 7 Gaſte
laden, ich moͤchte ihnen ſonſten o viel ab⸗
Im Winter vor und nach der Sonnen⸗
Wend, wann die Sonne im Schützen,
Steinbock und Waſſermann, fo gehet ſie von
ihnen weg, und kommt nie von Horizont,
biß ſie die Fiſche erreichet, und zur ſelben
Zeit haben fie kein Liecht, als Mond und
Sternen, hergegen um die Sonnen Wer
de, im Sommer wann die Sonne aufſtei⸗
get, zum Zwilling, Krebs, und Löwen,
ſo koͤmmt ſie nicht unter Da Horizont,
und zur ſelbigen Zeit haben fie keine Nacht.
Im Winter bleiben fie viel Tag im Bett, und
ſpielen im Schachbret, (welches der Phi⸗
loſophus Xerxes ſoll erfunden haben,) in⸗
zwiſchen bringt man ihnen das Eſſen zum
Bett, ihre Ampeln oder Nacht Liechter
fuͤllen ſie mit Fiſchtrahn, etliche brennen
auch Kertzen von Inſchlich. Im Hornung,
wann ihnen die Sonne wieder aufgehet,
werden auch die Tage laͤnger, alsdenn fan ⸗
gen ſie wieder an zu fiſchen, deren bekom⸗
men ſie eine ſolche Menge, daß faſt unglaub⸗
lich, und ſo bald ſie gefangen, werden ſie
ausgenommen, und von ©
Tran
ret
unter freyen Himmel und zwar ohne Saltz
nur bloß allein von Wind und Sonnen ge⸗
Fee n ji beſſer als wenn fie mit
Sal eingemacht wären „und fo gehen fie
auch mit dem Fieiſc um welches eben 0
gut, und ohne Faulung bleibet.
Dios VIE Gate,
a . . 1 1 li 10
Von den wunderbarlichen
Seen und Brunnen in IB
ä
An findet faſt durch die gantze In⸗
ſul und an unterſchiedlichen Orten
S warme Baͤder, und ſehr hitzige
Brunnen, welche ſehr ſtarck rinnen, und
wann es anfaͤngt kalt zu werden, ſchwimmet
etwas ſchwefflichtes oben auf; In dieſen
ſehr heiſſen Waſſer, darinn man nicht ohne
Gefahr einen Finger einduncken kan, ſiehet
man zwar von fernen rothe Tauch⸗Endten,
fo man aber näher hinzu gehet, verſchwin⸗
den ſie wieder, gehet eins wieder weg, ſo kom⸗
men ſie wieder hervor, und alſo ſpielen ſie
den gantzen Tag, 0 es nun wahrhaff⸗
3 tige
itternächtifcben Bänder. 47 >.
6
**
n Beiß⸗Beſchreibung
tige Tauch⸗Endten, laß ich andere daruͤbes
urtheilen; Gegen Niedergang dieſer Inſul,
ſſiiſt ein groſſer rauhiger und ſchr alter Ste,
welcher alles was man drein wirfft, in
1 Stein verwandelt, und welches ſonderlich
zu bewundern / ſo man ein Holtz in Grund
dieſes Sees ſtecket , fo wird innerhalb 2,
10 Tagen das unter Theil, welches in den Grund
Loder Erden, nemlich was auf den Boden
Allegt) ſteckt, wie Eifen fo harte ſeyn, ſieht
1 N auch dem Eiſen gleich, das oberſte Theil
|
ee
11 aber, fo über den Waſſer geblieben, bes
. haͤlt ſeine vorige Geſtalt, und daß dieſes
wäahr ſey, habe ich zweymal probiret; Als
I ich) aber hernach das unterſte Theil in das
| Feuue ſteckte, und verſuchte, ob es ſich als
Eiſen wuͤrde ſchmieden laſſen, brannte es wie
666 eine Kohle. An einen andern Orth, nahe
bey dem Meer Tuͤrlichshaven genandt,
ſeyn zwey Brunnen, gantz wiederwaͤrtiger
8 Natur, der eine kalt, der andere warm,
dieſe Brunnen werden durch Roͤhren an ein
Orth gefuͤhret, allda fie untereinander cem⸗
perirt, ein gar heilſames Bad machen;
Nicht weit von dieſen, iſt ein anderer Brun⸗ |
nen, daraus ein Waſſer quillet, welches
natürlich, wie Bier ſiehet, und ſchmecket 0 |
| , wels
> — nn — — 2
ne — = = 1 = =>
5 — — — gi — Be en
——— — San Se men. —
N — — = Du — = —
=
—
Innen
— —
* x
— * 2
— — —
4 gen — —
7 —
— > *
Aller mitternächtiſchen Länder. 35
heiches (che trefflich vor die Franzoſen
(welche Kranckheit bey ihnen ſehr gemein)
0 e 2 Meerhafen Hanefortd
iſt ein Riß oder Bruch in einem Felſen wie
ein Brunn, welcher über die maſſen tief, und
ſo man ap ſchauet, kan einer kein Waſſer
ſehen, ſo aber ein Stein hinein geworffen
wird, hoͤret man ſelben uͤber eine halbe
Stund erſt hinab fallen, und verurſachet
ſolcher Stein ein ſolch Getoͤß als wann er
in kuͤpfferne Keſſel hinein fiel, und von
Stund an, ſteiget das fie uͤber ſich,
und wird der Brunnen voll biß oben an, felr
biges Waſſer iſt hell und klar, es when aber
kein Menſch anruͤhren oder verſuchen, es
fießt auch nichts heraus, ſondern in der
in ‚ fo lang als der Stein hinein geworf⸗
fen worden, ſetzt ſich das Waſſer wieder
J Pe EN Sl RE
Noch ein anderer Ses iſt mitten in der
Inſul, daraus gehet ein töbtlicher Dampff,
wposon auch gar die Vogel, ſo dar
uber fliegen, niederfallen und
at febn
.
‘€ RE Das
| | Das VIII. Kapitel is
*
Von den wunderbarlichen
40% eiß⸗Beſchreibung ‚il 4
4
Ein
0
Bergen in Ißland.
— *
di
taglich ein ſchroͤckliches Donnern und Bli⸗
gen, wann ſchon im Sommer die ſchoͤn⸗
ſten und helleſten Tage ſeynd, und in den
Thälern die vergnuͤglichſte Zeit ſich ereig:
net, ſo iſt unter continuirli en Froſt und
Schnee, doch ſtets das Donnern und Bli⸗
tzen, wovon es aber eigentlich herkomme
wollen wir andern zu unterſuchen üͤberlafß⸗ 4
kit. 1 SUR |
Der dritte Berg liegt gegen Mitter⸗
nacht in der Inſul / der iſt zwar nicht ſo
hoch, ober er brennet ſtets und in gr |
in, Sr 57 | am⸗
S ſeynd in Ißland drey gar ſeltza⸗
me Berg, der eine heiſſet der Creutz⸗
berg, der andere Snevelsjockel;
eſe beyden dringen durch die Wolcken,
mit ihrer Hoͤhe, und hat niemaln ein Menſch
ihre Spitzen oder Gipffel gefehen , ſo ſind
fie auch niemaln leer geweſen von Eiß oder
Schnee, auf dieſen Bergen hoͤret man
Flamme, hat auch ſchon fo viel Jahr ge⸗
brannt, und iſt doch nicht verweſentlich;
Was es aber für ein Feuer ſey/ oder für ei ?-
ne Materie, die da brennet, kan man nicht
. U ie N e e 10 0 N N 7
aller mitternaͤchtiſchen Länder, 12
wiſſen, dieweil aber durch die gantze Inſul
Schwefel gegraben wird, braucht es kein
mehrers Nachdenken und entzumder ſich
ſeine Materie gar leichtlich, er liegt gar
nicht weit vom Meer, ja er ſtöſſet auf der
einen Seite gar dran, man nennet ihn Hecla,
oder Heckelberg, er ſpeyet bisweilen Feuer
und auch feurige Waſſer „ ingleichen
wirfft er eine ſchwartze Aſchen und Berg
Stein, als Hauffenweiß aus, daß man
offtermals kaum die Sonne darpor fehen
kan, fo kan auch auf ſechs Meil Wegs nie⸗
mand da herum wohnen; Zuweilen hat es
Wagehaͤlße gegeben / welche in die Hoͤhlen
Steine eingeſchmiſſen, zu der Zeit da es faſt
gantz ſtill geweſen, und ſonderlich bey Weſt⸗
Winden, da hat es die Steine wieder mit der
gröſten Gewalt zuruck gefchlagen ; Der g ⸗
meine Mann haͤlt darfür , daß die Vers
dammten Seelen darinnen geplaget und
gepeiniget würden : Das iſt gewiß, daß ſich
mancherley erſchroͤckliche Geſpenſter in
der Naͤhe herum ſehen laſſen, denn ſo an ei⸗
1
U Mast .
U
5 , e
gneen Ort eine Feld⸗ Schlacht geſchiehet/ fo
*
*
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.
—
wiſſen die Ißlaͤnder, (ſonderlich die ſo auf
dem Meer nahe bey dem Heckelberg ſchiffen
y und fiſchen,) den Tag derſelbigen Schlacht,
ob fie gleich nicht wiſſen, wo ſie geſchehen,
dann ſie ſehen alsdann, (wie ſie ſagen) die
böfen Geiſter heraus fahren, und mit vier
len Seelen wiederkommen, welche fie aus
der Schlacht, wobey ſie geblieben, über⸗
bringen. Man erzehlet, daß ein Fiſcher
geweſen, welcher einsmals neben den He⸗
ckelberg vorbey geſegelt, allda fey ihm ein
Schiff begegnet, welches er, wie gewohnlich
geifraget, wo es herkame, und wer fie war
ren? habe der andere Schiffer geantwortet:
1?
er haͤtte den Biſchoff von Bremen im Schiff,
welchen er nach dem Heckelberg bringen wol⸗
te, und haͤtte man folgends darauf erfahren,
daß der Biſchoff eben an ſelbigen Tage mit
Todt abgangen, doch muß man dieſes eben
nicht glauben, weilen es mir auch nur erzeh⸗
let worden, und alſo vor keine Warheit
ausgeben kan. Wann zu Zeiten jemand.
im Waſſer oder auf der Straſſen umkommt,
ſollen vielmalen dieſe Leute ihren Freunden
und Bekandten erſchienen ſeyn, und wann
fie eins oder das andere gefraget, An
| een
0
|
|
|
|
aller mikternaͤchtiſchen Lander 43°
oder woraus? fie geantwortet, daß fie von
den boͤſen Geiſt nach den Heckelberg gebracht
würden, und alsdann verſchwinden fie wies
derum, alfo ſeynd fie durch den Satan ſo
bezaubert, daß ſie ſolches vor gewiß glauben,
es ſeyn die Seelen der Abgeſtorbenen, die
darinnen gepeiniget wuͤrdenrn.
Dieweil aber kein verſtaͤndiger Menſch
leichtlich glauben wird, daß die Hoͤlle auf
dieſem Berge ſey, moͤchte man doch fragen,
woher dann der Berg ſo viel Materie habe,
ſo viele Jahr einen ſolchen Hauffen Feuer,
Aſchen, und Berg: Stein von ſich zu werf⸗
fen? denn da wir wiſſen und taͤglich ſehen
koͤnnen wie alle Ding, fie mögen noch ſo
hart 1555 „durchs Feuer bezwungen und
verzehret werden; Alſo glaubet man auch
gaͤntzlich, daß dieſes Feuer einmal verloͤſchen
und ſonder Wuͤrckung alsdenn ſeyn wird,
wann die Urſache fo es erhalten verzehret, |
und ſo zu ſagen, kein Oel ins Feuer mehr
kan gegoſſen werden. Hier will ich nun
mein Sentement ungeſcheuet alſo daruͤber
geben, und ſagen wie bekannt iſt, daß aus
den Duͤnſten in den Hoͤhlen der Erden ſtets
das Waſſer hervor quillt, welches durch die
Brunnen heraus fleuſt, fo nun die 1
Ne | ; . chen
44 Beißrefebteibung 1, |
chen für und für währen , alfo ıft auch die
Wuͤrckung beftändig fo darausentfpringetz
ſo halt ich darvor, daß innerhalb der Erden
auch etliche Oerter giebet, welche natuͤrlicher
Weiß einen truckenen und warmen Dunſt
oder Dampff an ſich ziehen, der alsdenn zu
Feuer / Aſchen und Berg⸗Stein reſolviret
7
m
P
.
v
9
c
wird, welches in dieſen Berg⸗Wegen ſehn
ſchwefflichte Materie, welche auch in Iß⸗
land allerwegs gefunden wird, welches
leichtlich geſchehen kan, und gleichwie die
Brunnen im Sommer nicht fo viel Waſ⸗
ſer herfuͤr quellen als im Winter, wegen
Mangel der Marerien , alfo iſts auch mit
dieſem Berge beſchaffen, daß er zur Zeit
ebenfalls einen Abgang der Materie haben
muß, weiln er zur ſelben Zeit weder Flam⸗
men noch Rauch von ſich giebet; Es ſey
nun wie es wolle, ſo iſt doch gewiß, daß
>
niemand ohne Gefahr und Grauſſen zu die |
ſem Berge gelangen kan. In dieſem Jahr
als ich in Ißland war, iſt um Mitternacht
den 29. Novemb. auf dem Meer bey dem
Berg eine Feuer ⸗Flamme geſehen worden,
welche die gantze Inſul erleuchtet, wir ent⸗
ſatzten uns alle, und erwarteten des Aus⸗
gangs mit Angſt und Sorgen, die Al⸗
m | | ten
Aͤller mitternächtiſchen Länder, 4
zen fo der Sachen ſchon erfahren, bes
kichteten uns „ daß ſolches aus dieſem
Berge hervor komme, und als wir noch
ohngefehr eine Stunde verzogen „da bebe⸗
te die gantze Inſul nicht anders als wann fie
aus dem Grund ſollte geriſſen werden, dar⸗
auf folgte fo ein erfchröclicher Knall, daß
wenn man auch die allergroͤſten Geſchuͤtz abs⸗
geſchoſſen es doch nimmermehr einen fo
hefftigen Donner verurſachen koͤnnen, als
was dieſer Schlag für einen grauſamen Ek⸗
fect hatte; man kan es nicht mit Worten
ausſprechen , vielweniger das Schroͤcken
‚einem krzehlen, in was vor Angſt und
Furcht die gantze Inſul geweſen, wir ſelbſt
glaubeten nicht anderſt es wuͤrde der Him⸗
mel einfallen und der Juͤngſte Tag wäre
vorhanden ; Nachdem haben wir erfahren
daß das gantze Meer am ſelben Ort auf
2. Meil Wegs zuruck gewichen und ausge⸗
trucknet. Zu Eingang des Monats Zulii
ſchiene es gefaͤhrlich, daß das Eiß in groſſer
Menge, und unverſehens bey der Nacht um
den Hockelberg und an die Inſul angetrie⸗
ben wird, da iſt denn das gemeine Geſchrey
daß die Verdammten auf dieſen Eißgegude
let wuͤrden, und das geſchehe des Jahrs Re: 5
We N mal,
in Reiß ⸗Beſchreibung 4
mal, einmal in Feuer - Flammen , und im
Winter auf dem Eiß: Dieſes Eiß ſchwim⸗
met 3. Monat lang um den Heckelberg,
ſo man ein Theil dieſes Eißes aus dem Meer
nimmt, in ein Tuͤchlein einwickelt, und ſel⸗
biges in einen Kaſten verſchloſſen wird, ſo
bleibet es doch gantz unverſehret, bis es auf
dem Meer verſchwindet, (welches gar ge⸗
ſchwinde in einer Nacht pflegt zu geſchehen)
ſo vergehet das in dem Kaſten auch, daß
man nicht einmal an dem Tuͤchlein ſiehet, daß
eine feuchte bare den een |
ches iſt nun den aberglaubifchen Leuten ein
Miraculum, welches doch der Teuffel um
ihren Unglauben zu ſtaͤrcken , alſo zum
Spott ihnen geſchehen laͤſſet. Es geden⸗
cket auch Olaus Magnus in aten Buch da⸗
von / weilen ich aber recht klaͤrlichen Bericht
von dieſen ſo genannten Heckelberg einziehen
wollte, habe ich mich ſelbſt gemaget „ und
nicht ohne groſſes Grauſen zu dem Berg
und Eiß hingefahren, und vermercket, da
das Eiß durch die ſtarcken Winde an die
Felſen angetrieben wuͤrde, davon es denn
ein Widerſchall und Geheule der Winde
verurſachet, ſo etwas klaͤglich lautete, als
wenn man erbaͤrmlich heulen Meckern,
diz
T
die Ißlaͤnder meynen es wären die Seelen
der Verdammten, welche auf dem Eiß ges
qualet und gemartert würden ; Aber wir
wollen ſie laſſen glauben was ſie wollen, denn
wir find nicht eapabel die Ewigkeit zu ers
on dem Reichthum der
G bland iſt ( wie oben gemeldet
worden, ein rauhes hartes Land,
voller Schnee, ſo iſt es auch vol⸗
ler Stein und Felſen, ſo gar daß auf der
gantzen Inſul kein Acker oder Feld Bau
iſt, weder Gaͤrten noch andere zum Zuge⸗
müͤſſe erbaute Laͤndereyen, ingleichen Korn,
Waitzen und Habern, wie auch Gerſten
haben fie nicht, auch keine Baum ⸗Früch⸗
te, als Kirſchen, Aepffel, Birn, Pflau⸗
men und dergleichen, ja was noch unglaub⸗
lich iſt, ſo brauchen ſie weder Brod noch
Saltz, und ſeynd doch dick und ſtarck, und
in der Natur noch ſtaͤrcker als wir Teutſchen
alle. >
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Baß Beſcrebenz
585 der ngen
beyeinander, ihren Hoͤhlen oder Neſte (wie
andern Orten hergebracht, man findet ſel⸗
ten einen Inſulaner, der nicht etliche eiſerne
Nägel bey ſich trägt, die Pferde damit zu be⸗
ſchlagen, ihre Gebaͤu ſind in Felſen und un⸗
ter Erden, weiln ſie keinen Zeug haben zum
Bauen. Es iſt kein Baum in der gantzen
Inſul, ausgenommen der Birckenbaum,
welcher zwar auch nur an einen Ort waͤchſt,
und nicht uͤber Manns⸗Laͤnge hoch wird,
weiln er von den ſtarcken Winden nicht in
die Hoͤhe kommen kan. Dieſer Bircken⸗
Baum bluͤhet erſt nach der ee
aller mitternächtifchen Länder, 45
im Sommer, und die Blätter riechen fehr
lieblich und wohl, und haben fo einen edlen
Geſchmack, daß es die Teutſchen in ihren
Zelten und Loſamentern wo ſie Tafel hal⸗
ten, ſetzen laſſen. Bißweilen kommen auch
aus der Tartarey Dannen⸗Baͤume, (wel⸗
che dadurch aus der Erden von den ffürmens
den Meer weggeführet ) bey fie in groſſer
Menge geſchwommen, welche ſie denn ſon
derlich zum Gebaͤu unter der Erdengebraw
3 | 8
Sie haben auch wiederum viel gute Sa⸗
chen, welche ihren Abgang reichlich erſetzen,
als Butter ſo in groſſer Menge bey ſie zu
finden, wegen der Fettigkeit des Graſes,
welches ſo fett iſt, daß ſie das Vieh, wann
es eine gewiſſe Zeit geweidet, ſolches nach
Hauſe treiben muͤſſen, daß es nit zerſpringe.
Es hat das Graß auch ſo einen angenehmen
Geruch, daß es unſere Leute deswegen in die
Kiſten und Schraͤncke legen, damit die Klei⸗
der einen angenehmen Geruch davon bes
kommen, der mehrere Theil Ißlaͤnder ſetzen
ihre Butter aus Mangel der Geſchirre und
Gefäß in die Windel ihrer Hoͤlen, wie
wir unſere in Toͤpffen haben, und in Keller
ſetzen, alſo legten ſie ſie in einen ſaubern Ort
11 Ak EN D 1 . ihrer
50 — Ale
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ihrer Hun, doch iſt ſie nicht geſaltzen, blei⸗
ber aber dennoch ſo gut 5 — als —
ſie in Loͤpffen eingeſaltzen waren.
. Ibre Kühe haben keine pee ene
Pferde meifteng Zelter und zu allen Yan
| 898 Heben uhr
Be aber keine Schweine, H 87
ben ſie nicht wegen Mang Gad
5 ſie im e im Winter Noth am RR 18 Heu
Mangel haben, ſo maͤſten fie 177 ieh n
Fiſchen, rauhe Hund oder Bude 8 (wie man
fie hie zu Land nennet) ſo ohne Ohren und
Schwantz gebohren, halten fie ſehr hoch,
verkauffen ſie auch ſehr theuer, ba bergegen
‚fie einen jedweden, der eines von ihren Ki
dern begehret, gerne umſonſt geben, ı
nen ſelbſten antragen. Man hat ten,
ſer Inſul weiſe Fuͤchs und Bären , keine fon»
derliche Vögel haben ſie nicht, als Waſſer⸗
Voͤgel, deren viele Arten bey ihnen gefun⸗
den werden , fo uns Teutſchen unbekandt,
Raben findet man auch, ſo aber etwas weiß⸗
licher als die unſrigen, ingleichen gar her?
liche Falcken, welche mit groſſen Unkoſten
0 abſonderlich die weiſen) von den Span⸗
mern und Portugieſen geſacht und gefan⸗
ao auch in groſſe Anzahl von dannen
w.g⸗
aͤch iſch en Laͤnder. | se
ie, 5 e ee ich ſelbſten bey
mei alige n Reife viel providirt ha⸗
h and Jadur ich wider heraus kommen
ba; Es auch weiſe Rebhuͤner darin⸗
es giebt durch die gantze Inſul viel luſt⸗
burt Flöße unden Innwohner ſehr viel
Ji che bekommen „als Salmen, Truttin,
3 > 1 er gantzen Inſul iſt nur
le — —— en ſo aus den einen Theil
dere ano „haben keinen ges
wiſſen Weg, ſondern muͤſſen der groſſen
Ein: de wegen, ſich des Magnets bedienen,
gleich wie die Schiffleute des See- OCompaſ-
les auf dem Meer, das Meer iſt bey Iß⸗
land ſehr tieff, gibt gantz Boden ⸗loſe Ab⸗
grunde, und überaus groſſe Wallfiſche,
auch andere ungeheure Meer Wunder,
die kein Menſch jemals fangen weniger um⸗
bringen kan, doch was die Menschen nicht
vermögen, thut das Eiß, welches mit ſolcher
Gewalt an die Felſen geſchlagen wird, daß
dieſe Ungeheure darvon zerschmettert und
umgebracht werden. Ich habe eines geſe⸗
hen, welches todt aufs Geſtatt des Meers
ausgeworffen worden, deſſen Länge beſtun⸗
de in 30. Eln, BEN übertrafeinen lan⸗
15 gen
welche aus Wallfiſch⸗ Bir |
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ge Spieß. Von fo
Mer Wunder oder Wallſſche werden
groſſes Monſtrum iſt, und maͤchtige St
cke hat, fo wird er doch von einem Fiſc
mens Orca oder Springwahl (welcher ſein
Tod⸗Feind iſt) bezwungen und beſtritten;
Es hat aber dieſer Fiſch eine Geſtalt wie
ein umgekehrtes Schiff, und auf den Ruͤ⸗
Stacheln, mit denen es den weichen Bau
des Wallfiſches verwundet und .
Nas
cken gar lange und fpigige Floß- Federn oder
bringet,derowegen auch der Wallfiſch diefen
inem Feind ſehr fuͤrchtet und ihn auf alle
rt und Weiſe zu enifliehen trachtet, daß
er ſich offtmals in der Flucht am Geſtade
verſtoſſet. 0
ler miteeemäcbeifehen Länder, 2
Nahmen unbekannt, aber doch vor einen
Wallfiſch gehalten wird, giebt es in dieſen
Meer, wann ſolches den Kopff heraus
9 Leute dermaſſen, daß .
e bey nal
hat einen viereckigten Kopff, feurige Augen,
und iſt alles mit Pi bewaffnet,
der Leib iſt ſchwartz und voll von derglei⸗
chen Federn, fo mans bey Nacht fichet ,
ſind die Augen lauter Feuer, und erleuch⸗
ten den gantzen Kopff, man kan nichts er⸗
ſchrecklichers dencken oder mahlen. Olaus
Magnus gedencket dieſes Meer⸗Wunders im
zoſten Buch mit dieſer Nachricht, daß ſol⸗
ches 12. Elen ſeye, und habe ich bey mei⸗
ner Anweſenheit felbften geſehen, daß ein
ſolches Thier einen Fiſcher⸗Nachen mit den
in eine Ohnmacht fallen. E
Zaͤhnen zermalmet, darinnen 3. Fiſcher g ⸗
weſen, zwey darvon muſten erſauffen, der
dritte aber erwiſchte ein Bret, ſo im Meer
ſchwamm, und kam noch mit dem Leben da⸗
Bon. : r 75 N
Noch ein anders Meer⸗Wunder, wel⸗
ches auch ſehr offt geſehen wird, aber nicht
viel faͤngt, hat 10. biß 12. Elen in der Län;
ge, man nennets Hackal, ſelbiges iſt lauter
. j
fa _ 2 een
Fett und Schmaltz, wenn ſolches gefan⸗
gen wird, nehmen ſie einen langen Spieß,
daran machen ſie ein Eiſen, mit zweyfachen
Spitzen oder Wiederhacken, damit es nicht
kan zurücke gehen, an den Holtz wird her
nach ein langes Seil angebunden, dieſen
Spieß werffen fie in das Meer⸗Wunder ,
wann es den kleinen Schiffen zuſchwimmet
und Schaden thun will, ſo bald nun das
Thier empfindet, daß es verwundet, begiebt
e ſich alſobald in die Tieffe des Meers, und
verblutet ſich zu todt, darnach wird es am
Spieſſe feſte gemacht, und ans Land gezo⸗
* Liber diefe Meer⸗Wunder giebt es auch
andere, welche Meer oder See⸗Hunde ge⸗ ö
- nennet werden dieſe ſtecken den Kopff auſſern
A Meer und bellen, nimmt feine junge Huͤnd⸗
lein, ſo im Meer ſpielen, wieder zu ſich im Leib
biß ſie beſſer erwachſen. Ingleichen giebts
noch Meer Pferde, Meer: Kühe ‚ja allerley
Thiere, ſo faſt eben mit der Landes⸗ Arth, |
was auf der Erden iſt, überein kommt, und
iſt zu verwundern, daß die Natur alſo ſpie⸗
let, und im Meer der irꝛdiſchen Thiere wah⸗
re Geſtalt alſo nachmachet. N |
Es haben ſonſten Hamburger, W
+ | und
4 itternächtiſchen Lander. 18
und Lübecker ſehr im Gebrauch gehabt, in
die Inſul zu kommen, und ſolches mit ih⸗
ren geöften Nutzen, ja fie haben gar ihre
Dieners und Factors darinnen gelaſſen, im
Winter uͤber ſich der Sprache beſſer zu er⸗
kundigen, damit ſie im Handel deſto geuͤb⸗
ter wuͤrden, aber anjetzo iſt es verbotten,
ind darff forthin kein Teutſcher mehr uͤber
Winter darinnen bleiben, die Urſach kommt
daher: Es war 1591. ein Kauffmann von
Hamburg, mit Nahmen Conrad Blum
dem Winter uͤber in Ißland, allda er von
feinen andern Mit⸗Conſorten war gelaſſen
worden, den Handel zu treiben, und die
Sprache zu erlernen, und hielte er ſich bey
dem Biſchoff zu Scalholden auf. Nun trug
ſichs zu, daß des Biſchoffs Fiſcher ein gan⸗
tzes Einhorn, welches ihrer Meinung nach /
aus Groͤnland kommen ſey, (allwo noch
Einhoͤrner ſeyn ſollen,) auf den Eiß fanden,
und ſelbiges ihrem Herꝛn brachten, nicht ar
ders meynend es wäre ein Wallfiſch⸗Zahn,
dafuͤr es auch der Biſchoff gehalten, wel⸗
cher ſolches dem Conrad, ſo ihm darum an⸗
geſprochen, verehret: Aber dieſer Conrad,
ſo ein verſchlagener Mann, und wohl wuſte
was es war, verkauffte ſelbiges um etliche
Ei dos,
0
rooo.fl. Als ſolches vor dem König von
Dennemarck kommen, hat er verboten, daß
ber was vor Urſachen der auch haben moͤch⸗
te, allda verbleiben ſollte.
Das X. Kapitel.
Von der Ißlaͤnder Rechten
und Gerechtigkeiten.
RES ill faſt mitten in der Inſul ein
aur luſtiger Orth, ſonderlich im
Brühling gleichet es einem Para-
diß, da hat vor Zeiten ein hoher Berg (gleich⸗
wie heutiges Tags der Heckelberg) gebrannt,
nachdem aber die Materie verzehret worden,
iſt er zu einer Ebene worden, doch ſtehen
die Felſen ſo um den Brunnen herum waren,
noch aufrecht / und iſt alſo dieſer Ort der
geſtalt befeſtiget, daß die hinein wollen, ei⸗
ner nach dem andern gehen muß. Inglei⸗
chen ſind allda 2. Fluͤſſe, welche ſehr ſchnell
und abfallend gegen einander uͤber von zween
ſehr hohen Felſen herab ſchieſſen, und ein
ſehr groſſes Geraͤuſch verurſachen. Dieſe
2. Fluͤſſe kommen mitten im Feld re
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een mit grofen Wirkt indie Erde
An dieſen Ort kommen die Innwohner
m. auf den 29. Juni zuſammen, abfons
erlich diejenigen, fo in Rechts⸗Sachen was
— ai haben, ſonſten hat man kei⸗ |
e dieſen, und
jährliche ſchon gemeldte Zeit, da man zu
Gerichte e ſitzt „ und Urtheile und Recht ſpre⸗
de. 10 So bald fie nun darin, wird
Wache vor dem Eingang beſtellt, wel⸗
Fr niemanden ohn fondere Ordre des Lands
Bogts oder Vice-Königs wiederum heraus
laſſen. Wann nun die Verſammlung
Staͤnde und die ſich beklagende Perſonen
beyſammen „wird auf Befehl des Vice-Koͤ⸗
nigs ein Koͤniglicher Befehl oder Mandat
ae, darinn nicht allein des Koͤnigs
Or dre und des Vice- Koͤnigs Befehl daruͤ ?
ber / ihnen daraus gnaͤdigſt publicirt wird,
als denn vermahnet ſie der Vice. Roy abſon⸗
derlich diejenigen, ſo Jurisdictionem zu ſta-
tuiren haben, daß fie ohne Anſehen der Per⸗
ſon recht ſprechen ſollen, darauf geht der Vi-
ce-Koͤnig wieder fort in fein Gezelt, und er⸗
wartet daſelbſten, biß man ſeiner benöshiget,
ven s geſchichtt velaulen, das ſich die
D 5 Par:
| Fe sm nach bee |
nicht verglichen, und alsdenn durch den
Vice - Ro u dadurch begangene Crimi-
nal-Stra wende e muͤ⸗
fen, fonften aber iſt es eine publique Sache,
daß die Adhærenten ſich durchaus nichts zu
widerſtrrben haben, denn die darzu beſtellten
Lochmaders oder Gerichts. Hern, ſetzen ſich f
auf den blatten Boden nieder, und haben
ihre Inſulaniſchen Stadt und Lands Ord⸗
nungen, welches in ihrer Sprache beſchrie⸗
ben, woraus fie nach vorher angehoͤrter
Klage einen jedweden fein Recht fprechen,
gebrauchen alſo weder Schreiber noch Ad-
vocaten oder fonften einige Räncke und Aus⸗
fluchte dabey, es waͤre dann Sache, wie oben
gemeldt, die weiters Bedenckens vonnoͤthen,
oder durch allzuſcharffe Antwort Crimen
Læſæ Majeſtatis begangen worden, ſo wird
der Land Vogt oder Vice- Roy wieder bes‘
ruffen, daß er ſeine Meinung daruͤber ent⸗
decken, und alsdenn die Juſtiz ihr Uetheil
darüber fällen kan, denn ob ſchon der Vice-
König ſeine Meinung entdecket, fo muſſen
doch diejenigen, die darzu beſtellet ſeyn,
das Recht prechen, und brauchet hernach
keine weitere C mation. Die 1
| la:
N h
| aller e mitermächrichen Lander
Klagen, welche da vorkommen y HERR .
und Ehrebruch, und hat man niemals erfah⸗ f
ren, daß wegen Lehen⸗ Feld⸗Guͤter oder
Geld „Sachen ein Streit geweſen.
"Pierre Rath beſtehet in 12. Männern,
darunter eine r Præſident iſt, und ſelbiger
—— gehalten. Dieſe 12.
. e machen alle Satzungen,
und erkundigen ſich fleiſſig „ob unter den
Unterthanen auch was Boͤſes vorgenommen
wird, darauf ſie alsdenn nach Vergang der
Sache behoͤrige Straff dictiren. Welchen
das Leben abgeſprochen wird, dieſelben wer⸗
den mit der Art gerichtet, einen Theil Zei:
chen und Maͤhler an die Stirn gebrannt,
welches abſonderlich bey ihnen eine ſchwe⸗
re Straffe iſt, und fürchtet ſich einer nicht
ſo ſehr vor dem Todt, als vor dieſer ſehr
ſchwehren Straffe. Ich habe eine ſonderli⸗
che Hiſtorie darauf, welche zu meiner Zeit
paſſiret,, da ein gewiſſer- Mann, welcher
Armuths halben es nicht noͤthig gehabt,
doch aus Feindſchafft ſeines Nachbarn ſich
verführen laſſen „ ſeibigen durch Zauberey
um all s das Seinige zu bringen, weil man
aber nicht alles auf ihm allein bringen kon,
te, hal man wi om aus Urſache ander
rer
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60 Beiß⸗ Beſchreibung FE = 12 2
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rer begangenen Miſſethaten mit dem Eiſen
brennen wollen, weilen man nun nicht im
Gobrauch, den Übelthaͤter ſonderlich zu ver⸗
wahren, indem er ſo leicht aus der Inſul nicht
weg kan ſonderlich wenn er in fremde Nach⸗
barſchafft kommt, ſelbigen ſolche / als einen ih⸗
nen ſchon bewuſten Ubelthaͤter wieder zuruͤck
ſenden, ſo hat er ſich vor dieſer ihm dictir⸗
ten Straffe alſo entſetzt, daß er lieber ſterben, |
als ſolche uͤberſtehen wollen, und darauf ſich
nach ſeines Feindes Wohnung begeben,
ihme mit einem darzu bequemlich⸗ſpitzigen ö
Eiſen die Bruſt eroͤffnet, demſelben das
Hertz aus dem Leibe geriſſen, und alsdann
wieder in ſeine Verwahrung gegangen, und
dem Richter, da an ihme die Execution ſol⸗
te exequirt werden, das Hertze ſeines
Feindes feibften præſentitet, damit man
Urſache haben moͤchte, ihme das Leben fol⸗
gends gar zu nehmen, welches auch hernach
ren, und er-mit der gröften Freude,
ſein Urtheil und Execution ausgeſtanden,
alſo hat dieſe Malefiz-SPerfon lieber ſterben,
als ſolche ſchwehre Straff ausſtehen wol
len, denn diejenigen hernach vor unehrlich
gehalten werden, ſo dergleichen Brand⸗
Mahl haben. Zum heil ſtaͤupt man fie un 5
1055 | und
NN
aller mitternächtifehen Länder, 61
olche gemeiniglich an einen
der darzu aufgerichteten Seule,
el 1 h Gerichts, Diener, welche bey
mehrlich erkannt werden, ſie ſo viel
Sbeche geben müſſen , als ihnen dictirt
Side ee dergleichen Leute nicht
muͤſſen die Inquiſiten ſolches ſelb⸗
tereit inder verrichten. Ich habe ge⸗
ſehen, daß ein Vatter und Sohn wegen
groſſen Diebſtahls gefangen lagen, und mus
ſte der Vatter feinen Sohn mit Ruthen ſtrei⸗
chen, er aber der Vatter wurde danch mit 5
e oder Beil hingerichtet. Ri |
Das xl: Capitel. Sr
2 "um der Ißlaͤnder /
Wik vie auch are 8
men.
0 7 Ir haben bißhero vernommen, 1 |
BR, Diethmarus als Teſtis oculatius,
e von der Inſul Ißland ſchreibet,
es babe in dieſen neuen Zeiten ein gebohr⸗
ner Ißlaͤnder mi Nahmen Aung e ger
nas 1610. drey Bücher von Ißland im
Haas; | x Druck
Drud been 2 dul Cr
Ep za, oder Ißland, darinnen er zwar
ie Inſul an ſich ſelbſt, ſonder on
llaͤnder erſtes Herfommen ‚ne
ſetze, Geſchichten,Beſchrei
nige, und deroſelben vortreffliche Shaten ö
erzehlet, welches doch mit alen angeführten |
Authoribus nicht überein ſtimmet, dero⸗
wegen wir von dieſen Authore eint kurze N
Relation mit einbringen wollen, ı d als⸗
denn des geneigtenLeſersJudicio a anbefehle
Island hat zu Biſchoͤfflich
f Neſidentziſt, ‚an 56 0d 0 65. Grad
44. Minuten / in longirudine ber ne. 1
Grad ihr kuͤrtzter Tag iſt ine se 2. Stun⸗
den. Dieſe Inſul ward Ae Du |
genennet, darnach Gardersho |
aber nicht die Inſul Thule, wovon di
ten Scribenten vielmals gedencker 5 dann
ꝝc—hule noch vor Chriſti Geburt zu Rayer N
Auguſti Zeiten dem Poëten ‚Virgi be
kannt oe H 990 aber u. unbewohr a
1
zogen
*
aller . Lander. 63
ö a zum erftenmal angefangen Aus
Wee bnen. .
60 8 | cb die Spländer An. Chris
ſti 1. ter Koͤnig Olao Trygone zum
hriſt a Glauben bekehret durch Gyfle-
rum den Weſſen eines Ißlaͤnders, welcher
auch ſeinen Sohn Ißleiffung nach Erfurth
andte, und ließ ihn ſtudieren, und iſt er
ernach 1056. der erſte Bichoff in Ißland
N tte
Es hat Ißland 144 „Nordwegiſche Meilen
oder 288. Teutſche im tee dieſe ganze
Inſul ird nach den vier Ecken oder Quar-
eren der Welt ausgetheilet, die Oſt⸗Seite
bat e a ge Seiten 70. die
ud⸗Seite 6. und die Nord⸗Seite 11. Ihre
Sprache belangend, iſt ſolche nichts anders
als die alte Gothiſche, ſo von den Teutſchen
e vor Zeiten faſt alle Mit⸗
ternaͤchtige Länder und Koͤnigreiche, die Go⸗
thiſche Sprache gebraucht haben, als Nor⸗
wegen, Schweden, Dennemarck, desglei⸗
chen auch Engeland, Schoit⸗ und Irr⸗
land, nachdem aber die Laͤnder durch fem.
des Volck in der Sprache corrumpirt wor;
den, ſind auch deſto mehr verändert; doch
iſt fi in Ißland unverändert blieben, 910
ai 4. 5 EN en
ı wiäelldür Brelſa tu oß
| Ne en ſo oft
von Frembden beſucht worden , daher ſol⸗
che Teutſche Alt⸗Gothiſche Sprache noch
heutiges Tags die Ißlaͤndiſche oder alt⸗Nor⸗
wegiſche genennet wird, daß nun ſolche aus
der Teutſchen Sprache entſprungen, erken⸗
net man aus folgenden Ißlaͤndiſchen Vatter
Unſer: Bader vor Sum ert ai Hhimum:
Helgitzt bitt namb ti: Romititt Ride: |
Ver di tinn Wile / Suoms ai imme:
So ai Podii: Buͤrd ar | SE
geb tü oſſi dag: og bergeb oß 5
den Vorn Suͤo Semui berg:
Skuͤllden vorn ant Leid: o eki Bre
ſie. Sonſten haben ſie noch viele 55
ſo von uns nicht ſo gar wohl möcht n ver⸗
ſtanden werden, als: Kny fur ein Meſſer,
Orn ein Adler (oder auch Arn) Hualur ein
Wallfiſch, Lend, Land, Hlutor eine Sa-
che oder Ding, Lag ein Geſe e, Jottul ein
Berg, Hior, ein Degen. Es gebrauchen
aber die länder im Schreiben zweyerley
Schrifften Alte und Neue, die Neuen ſind
die Teutſchen Buchſtaben, welche auch die
Dennemercker und Schweden gebrauchen,
die alten aber ſeynd Gothiſche, die vor de
Ulphi-
1 x A}
. 2 2
Beiß⸗Beſchreibung
e ene eee eee 2
1 5 * x 4
XII.
9
Jahr bey ihrer Freyheit und Ruheſtand ver⸗
blieben, ſich auch niemals mit Koͤnigen oder
Potentaten eingelaſſen, biß aufs 1263. Jahr
da ſie ſich Haquino den juͤngern Koͤnig in
Norwegen unterworffen, und ſelbigen ge⸗
huldiget, doch mit Conditionibus, alſo
daß er fie. bey ihrer alt⸗hergebrachten Frey⸗
heit laſſen wolle, ihr zweyter Koͤnig iſt gewe⸗
ſen Magnus des Haquino Sohn, dem die
Ißlaͤnder noch bey Lebzeiten feines Vatters
gehuldiget haben, dieſer hat das Land
recht in Ordnung bracht, und confirmi-
ret, unter dieſen König hat das Gronlaͤndi⸗
ſche Eiß die Inſul ungewohnlicher maſſen
if * „ um⸗
Beeren auf de 5
ben weyen Jahren af Auch rd
lagen mare, al 1280. huldigten die
Ißlaͤnder Eric um Königindtorivegen: Sei .
Gemahlin Margaretha, war eine ger
ne Königin us Schottland, ſelbe hat
n ur e köstliches Kleinod
vermache „1300. wurde Hagonio, Magni,
Sohn gehuldiget, 1305, ward das Gron⸗
laͤndiſche Eyß über die maſſen groß, daß auch
anz Illand geſperret war. 1321. wurde
Ye 10 Erici Sohn gehuldiget. 1339. hat
der Heckelberg gar grauſam Feuer ausge⸗
wirft, „und folche groſſe Erdbeben gewe⸗
fen, daß die gantze Inſul davon erſchuͤttert
worden, und an Menſchen und Vieh groſ⸗
ſen Schaden gethan, bey Haquini Zeiten
1366, (als Magni Sohn) find in etlichen
siche de nemlich biß 1373. 17000. Wall⸗
gen worden.
3381. wurde Olaus König i in Denn;
marck und Norwegen. 1387. Negierte
Margaretha Koͤnigin von Dennemarck,
e und lei 1412. Ericus
E 2 Her⸗
e den Heckelberg angetrieben und gefan⸗ 1
|! gen“ N 2 Eat 220001 aan
ergo: Srfnster. Graf von Ol⸗
d. © date in ee Schwe
und Norwegen, Johannes Koͤnig
in Dememarck, 7 Schweden und Norwe⸗
gun RR)
1513. Chriſti us der II. König 5
Dennemarck, Gere und Norwe⸗
gen.
1523. Fridericus der 1 anon dane
marck und Norwegen. a
13535. Chriſtianus der III. König in
Dennemarck und Norwegen.
1559. Fridericus ve II. König in Den j
| nemarck und Norwegen. fi
1588. Chriſtianus IV. Königi in Denne |
marck und Norwegen 1
Dieſe Koͤnige regierten diese In alen
Land Voͤgte oder Vice-Roy, u wr
gleichfalls „ wolle 17 |
A
Re N
13 1
Ver
1
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1 R aff er Orronis fit una ui 5 3
denen Crus, ir kam zur aid 12 69. 5 500 N
1 Th 0 n 8 eie Sohn kam
12 15 „zur Regierung, ſtarb W
orolphus Andreæ Sohn 1342. dieſer
nath tegiere, > iſt hernach
1360. zur Ri jerung, 41 und
ward gleichfals wegen feiner Thranney
erſchlagen. er...
rn orleif kam dur Keime,
1446. | |
| deere re u ac 1
| 857 1 war nur 1 5. Ei alt
‚Vice - ERRANG, 5
| ang l 10 ae a 1 8 :
\ en . Nee e
Snono Kleiffsohn. |
Johannes Ranzovv.
Johannes Egerhardi.
Theodoricus don Wänden, / u"
von den Ißlaͤndern äſcleget,
Oro Stigorus. * 5
Canutus.
7 2
a Stigorus 1678. beo, 1 }
Paulus Buchholz, ak. 1 666,
Dieſes ſind die Land⸗Vögte oder Vice-Ro .
in dieſer Inſul Ißland biß auf dieſe Zeit,
che zum Theil lange und aud We |
er Born es |
Das XIII. Sapitel,
BEE Sad Olaus Trygo der löbiche |
S 8 Jahr in Norwegen etwan 4
ur ich ſehr bemübet,, die ©
zum Chriſtlichen Glauben zu bringen
mit dieſen Vorhaben etliche Jahr 1 1
zugebracht, iſt er doch endlich dieſes ſeines
Verlangen gewaͤhret worden, und ſolches
zwar durch unverdroſſenen Si 1 11 f
Re
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in die
bohrnen Ißlaͤnders mit Nahmen SGyſlerus
zeiſe, welcher ſich, als ein Geſandter
n dieſer Affaire gebrauchen und ſich es ſol
taffen angelegen ſeyn laſſen, daß Anno
ßlaͤnder bewilliget haben, ihr
ifchen Laͤnder. 71
| eydenthum ab ulegen und die Chriſtliche a
Religion anzunehmen, darauf denn in nach⸗
folge en Jahre jetzt gemeldter Gyfferus
Röniglicher Geſandter ſeinen Sohn Isleifum
nach Erfurth geſchickt, daſelbſt zu ſtudiren,
in welchen er auch ſich über die maſſen ange⸗
legen ſeyn laſſen, damit er feinen Vatterland
nuͤtzlich und erſprißlich ſeyn möchte.
Als er nun von der Univerſitaͤt Er⸗
furth wieder zuruͤcke kam, wurde er von ſeis
nen Landsleuten zum Biſchoff erwehlet, und
im Jahr : 90 6. am Pfingſttage von den Ertz⸗
Biſchoff zu Bremen auf Paͤbſtlichen Ber
Ri) zum erſten Biſchoff ordiniret, darauf
er nechſtfolgendes Jahr 1057. auf ſeinem
Erbgut Scalholden an der Suͤd⸗ Seiten in
Ißland eine Biſchoͤffliche Reſidentz benebſt ei⸗
ner hohen Schul geſtifftet, dieſer ſtarb os 2.
und dann ſein Sohn Gißer fo auch zu Erfurth
ſtudiret, an ſeine Statt, wurde auch 1082.
von Ertz⸗Biſchoff zu Mayntz ordiniret, un⸗
ter dieſem wurde 1409, das andere Biſchoff?
e a E an 5 8 thum 1
Thorlacus Runulſi.
Magnus.
IThorarinus.
nd.
Isleiffus Gifferi kam zur Regie ⸗
rung TR
-Giferns, Isleifii. 1082.
1122.
Magnus Einarius.
Klainigius.
Thorlacus Thorhalli.
Paulus Jonas.
Siguardus.
Arnerus Thorlaci.
Ormerus.
1239.
1321.
jonas lieder
Jonas Indridi..
Jonas Signardi q
Gyrderus. ;
Odgeirus.
Godſyinus.
get mn eine a See Biſchoͤffe in
Bien biß zu unſerer Zeit:
ee zudcalholden in sud 6
113%
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1178
1195. Ba 15 25
1216.
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1056. Mur er.
i uf!
1269. ſtarb 1320;
ſtarb in die⸗
ſen Jahr.
Vece le En. Sale has“
inſuætus & in fluvium Brua- Ä ?
er 1520. 8
Stephan. 9 . | Te
zug gmundus. 1522. in Dadanı rn |
Einarius 1541. Martinus Bar 5
—
se WISE ET
Eko) ‚Einarius. 14 58 Ber
Jona: Ogmundus. Tıo6, a 1121.
| etillus. 1122. 1770
Biorno Gilfon. 1147. e se 1
rande tus F. Sæmundi.
Zudmundas Bonus Arneri F. 1203. 1
. e 1247. Bran-
ET
Be _
Jonindnk Se . e ee
Laurentius 1324. 0 eee e,
Egillus 1332.
Jonas Scalle, Godlſcaleus, Olaus Rogn-
a | ee 1
E 5 bob 55
24. 2 Keiß⸗B eſchreibi 8. N 4
Johannes, Jonas Wilhelmi. 1432
n „ ee
Jonas Atæſonius, Capite truncatus.
Olaus Hialterus Gislaus Jonas. 1556.
Gutbrandus Thorlacius, 1571. dieſer hat
die Bibel in Ißlaͤndiſcher Sprache zu
Holla trucken laſſen : und iſt ſelbige
1579. fertig worden.
—
0.
i
N. er 2
Unter dieſen 2. Bißthuͤmern ſind 9. Cloͤ⸗
ſter unter Holla, dicee haben folgende Nah⸗
men, als: Pingora, Remeſtad, Moduͤr und
Muͤncket waͤre: Unter Scalholden iſt Vi⸗
dey, Pyrknebar, Kirkebar, Skirda und
Reynenes: aus dieſen hat 1558. der Land 1
Vogt Paulus Stichotus alle Aebte, Aebti⸗
ſin, Muͤnche und Nonnen abgeſchaffet, und g
die Cloͤſter weltlichen Perſohnen verliehen.
Es ſeynd bey 3029. Kirchen in der gantzen
Inſul, und bey jedem Bißthum eine Schule. |
Es muß jeder Biſchoff 24. Knaben auf ſeine
Unkoſten darinnen erhalten und in Studis
unterweiſen. Es giebt ſehr gute Ingenia
auf dieſer Inſul, und findet man viele Iß⸗
länder, ſo die Griechiſche und Lateiniſche
Sprache verſtehen, auch nebſt dieſer gute
Aſtronomi ſeynd: Es pflegt der Koͤnig
N * 8 ö von
laͤndiſche Sue enten zu e ur |
unterhalte 1, ingleichen Beben e er vi |
ach Roſtock, daſäbſt e Secu Wen
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Heſchret or j ln ir noch
arte und über eher
ne Meer + Wunder, welche, die
emeldten Tlkmare feiner Beſchrei⸗
g nicht find funden worden, derowe⸗
auch dieſe Relation davon, den ge⸗
n Leſer communiciren, dalnit man
je Raifonements dieſes Auchoris zu
28 nterſcheiden, und in ein und andern Din⸗
gen roller Liecht daraus haben möge.
So ſchreibet dieſer Author: Es wer⸗
den bey Ißland in dem Meer mancherley
feltfame und erfchröchche Meer + Wunder:
funden, demnach aber felbe in ſchon er⸗
meldter Nachricht nicht naturaliter fpecifi-
eire 0 ſind die vornehmſten hier! in Kupffer
* Die Fisch wird Mahl, age 7
N ein
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glulblch ” daß Pe Mer Wunde
Bei G bey ſich fuͤhret. Es 7 ei⸗
nen Z Zah n, nen wohl 7. Elen lang. Ei⸗
nige gewinnſi in cg aft, d gar
vor Ein 1 22)
15 daß cha due Mer Wunde
ch a Lie O. fen och
lick ter
Zahn wider das Gifft vortreff i oll,
doch man glaube davon was man wil ich
acceptire nicht mehr, als was ich mit Aus
gen geſehen, und hat alſo .
der zwey contraire Dinge an ſich, w us
das eine verderbt „das andere een ee
wirbt Es iſt u. Meer = une e,
Elen in der Lange, und iſt der obere Thel
des Haupts vorne faſ als wie eines groſſen
wie a Schweins Ruͤſſel.
B. Ro, der iſt ein groſſes Meer⸗ ‚Bus
der 80. Elen i iang, hat aber keine Zähne,
555 gar lieblich zueſſen. Sein Fett 1
man in Artzneyen, und heilet febiges,
viele ane Bildung des .
7 4
1
1
Vogels Schnabel, das untere Thel aber
45 t: Hat einen naturellen
„auf je dweder Seiten der
ae: zte Aug iſt an den
0 Nabels „hat einen zweyfach
ten S 1 Schmans ‚ten: ehr eee
er, greifft alle andere Meer⸗ Wunder
nicht ſtaͤrcker⸗ „ damit s ſolches be⸗
755 E. Dies Meer: „Wunder 7 ſo Zip bi
genennet wird iſt ieee erſchröcklch an⸗
zuſehen „und frißt ſolches gar die See Hun⸗
Bun 1 welche doch ſehr herzhafftig ſich auf,
uͤhren
SR Zeiget uns einen ſehr groſſen Britan |
niſchen Meer⸗Fiſch, welcher 30. Elen in der
Lange, und ‚feine Zunge auch 7. Elen ge
1
48. ee oder Wulroß, 95 hat eine
u Olaus 8 im 8
Luz wi
man he en dere a
ner Inſel als einen Si 95 er N .
mir den kleinern * nt nad
otuhafu fear
und fat dem Meer⸗ Rochen gleich, aber
viel gröͤſſer, laͤßt ſich auch vor eine Kr \
anſehen, und kehret die Schiff it |
Flügel num. N BL x —
K. Seenaut oder Meer⸗Ochſen 1
acer, ſuchen ihre Nahrung im Waſſer ,
und auch auf dem Land, dann ſie gehen gal
oͤffters heraus ans Geſtade „ nach er
Weyde. Es gehen aber gemeiniglich viel
miteinander, haben kleine Blaßbaͤlge an der
Naſen, daß ſie untern Waſſer nicht erſti⸗
cken, wann das zerbricht, gehen f e nicht
wieder ins Waſſer, fondern halten ſich zu
andern wilden Thieren, am Land; Die
Meer ⸗Kuͤhe haben ebenfalls dieſe Bei |
fenheit, und ſchreibet Olaus Mägndk) viel |
davon. 3
‚ Steiperelbr der Bu unter den
Walls
—
ne — — —
22 htiſchen Lander. 29 Ya
mpffet vor die Fiſcher
und darff ihm niemand
3 denn eine der vornehm:
lang, und har einen ehr langen
duͤſſel, welcher ſehr ſpitzig zugeht,
sed bohren kan. |
M. Staukul auf Teutſch Springwahl, dieſes
fiehet man offtermalen einen gantzen Tag auf
*
\i
1
den Schwantz ſtehen, iſt
net ingleichen Ruſor und Agors, fieht
wie ein Meer⸗Kalb, und 4. gar kurtze
hat eine harte Haut, die man nicht
durchſchlagen kan, und iſt noch darbey zottigt
wie ein Budel,henden ſich oben an die Felſen
it ihren Zaͤhnen, ſteigen hinauf, als auf
gen und gehen den Gras nach,
worauf der Thau liegt, hernach waͤltzen ſie
ſich wieder herab ins Meer. Bißweilen
ſchlaffen ſie hart, und waͤhret wohl 12.
Stunden „ und indeme fie ſo da hangen,
fahren ſie zu, und ſchneiden ihm die Haut
bey dem Schwantz biß auf den Speck auf,
ziehen ihm ſtarcke Seiler dardurch binden
dieſelben an die naͤchſten Baͤume feſte RB
N
nl lute ch ſo *
verlieret, "ee 1 mit I
8 he zu fangen , 2
Magnus mit wehrern be hreibet, r
1 5 Siegmund, Freyher: von Herber⸗
ſtein in ſeiner Moſcowit ichen Reife beſchrie⸗
ben; Die Zaͤhne ſind Elen lang, werden
aber vor fehe köſtlich gehalten, ee |
allerley curiofe Arbeit daraus u gts
wie das Helffenbein, der barer dh l
wu als 14. Elen. |
0. Huͤalambuͤr, zu Teutſch Ballen
5 roth „des Wallfiſches Saamen / ſo gemei.
| niglich Ambra genennet wird. SIR,
Es wird auch viel Holtz an die Just
Ißland angeworffen, fo im Norwegiſchen
Gebuͤrge von den ſtarcken Winden heraus⸗
geriſſen, und endlich durch die Wellen an
die Inſul angetrieben wird. Inzwiſchen
| ee auch ein ſehr groſſe Menge Eiß aus
em Meer allda jahrlich angetrieben, wel⸗
ches 1 s ſich ſtoßt und an die e
ſchaͤrfft 7
in
aller mitternaͤchtiſchen Länder. ' gr
ſchaͤrfft, giebt ein erſchroͤcklich Geraͤuſch⸗
und gar ein grauſames Krachen, darunter
ynd offt Stüder ‚oder Eiß⸗Schaͤmmel zu
40. Elen groß, auf dieſen ſitzen weiſſe Bü
ren, die da Fiche fangen wollen. Seynd
alfo dieſes die fürnehmften Meer Wunder,
die auf den Meer bey Ißland gefunden wer>
den, wie ſolche Andreas Vellejas in ſeiner
Ißlaͤndiſchen Tafel, fo wir hier beſchrieben,
weitlaͤufftiger zu leſen iſte.
Dies XV. Capitel.
Beſchreibung der Inſul
Grroͤnland. 0 ki
ßland iſt von Natur etwas laͤng⸗
licht, hat gegen Oſten oder Mor⸗
G 3 gen Norwegen, gegen Mittag die
Orcatiſchen Inſuln und Schottland, gegen
Abend oder Wet hat es Groͤnland, oder
Groͤnland, und gegen Mitternacht das Hy⸗
perboriſche, oder Eiß⸗Meer. Ich hatte
mir zwar fuͤrgenommen der Inſul Groͤn⸗
land diefegmal nicht zu erwehnen, doch aber
weil ich darinnen geweſen⸗ ſo muß ich etwas
darvon mit anfuͤhren N in Ißland
4 1 „ ein
*
32 ReißrdSefchreibung 4
N.
„
ein blinder Münch in einem Cloſter, Na⸗
mens Helgafiel, weil nun dazumal de
Land⸗Vogt die Einkuͤnfften des Cloſters ins
Koͤnigs Nutzen verwendet hatte, lebte die⸗
ſet gar elendiglich; Er war aus Groͤnland
gebuͤrtig, ein ſchwaͤrtzlichter Menſch, mit
einem breiten Geſichte, den ließ der Land⸗
Vogt vor ſich bringen, damit er ihme voͤlli⸗
ge Relation von Grönland geben möchte /
er berichtete ihm, es waͤr in Groͤnland e in
Kloſter, zu St. Thomas genannt, darein er
gantz jung von ſeinen Eltern ſey verſtoſſen
worden, hernach aber als er 30. Jahr alt
worden, habe ihn der Biſchoff in Groͤnland
heraus genommen, um mit ihme gen Nidro⸗
fin in Norwegen zu dem Erg Biſchoff das
ſelbſt zu ſchiffen, dem auch die Biſchoͤffe von
Ißland unterworffen ſind, wie ſie nun wiede:
kommen, hat ihn der Biſchoff in dieſem Klo⸗
ſter gelaſſen: Diß, ſagte er, wäre geſcheben
1546. Aus ſeinen Reden war ſo viel zu ver⸗
nehmen, daß die Inſul in widerwaͤrtigem
Verſtande Gruͤnland genennet worden,
darum weil ſie ſelten, oder gar niemals
gruͤn werde. Es ſey auch daſelbſten das
gantze Jahr hindurch, ausgenommen die 3.
Monath, Junius, Julius und Auguſtus ei⸗
i | ne
—
in die mitternaͤchtiſchen Bänder, 183 ie;
— —
ne ſolche grauſame Kaͤlt, daß auch diejeni⸗
gen, fo wohl mit Beltzen verſehen, fich kaum
erwaͤrmen moͤgen: Sie haben zu Hauß run⸗
de Hoͤtzer, die ſie ſtets aneinander mit ihren
Fuͤſſen bewegen, damit ſie dieſelben nicht ers
froͤhren; Er ſagt weiter, daß ſie ſehr viel Fi
ſche haben, ſowohl wie in Ißland, ſo haͤtten
ſie auch weiſſe Bären und weiſſe Fuͤchs, ins
gleichen Erdmaͤnnigen und Einhoͤrner.
Es wird darinnen nicht Tag, bis die Sonne
aus den Fiſchen gehet. Es erzehlet dieſer
Muͤnch ferner ſehr wunderbarliche Dinge:
Als im Cloſter zu St. Thoma, darinnen ey
ein Brunnen geweſen, deſſen Ouuelle wie
ſiedheiß Waſſer brennet , dieſen Brunnen
fuͤhre man durch ſteinerne Roͤhren in alle
und jede Muͤnchs⸗Zellen, die werden davon
erwaͤrmet, wie bey uns die Stuben mit
Feuer und Holtz geheitzet werden; Ja man
koͤnne alle Speiſſen bey dieſem Feuer⸗ heiſſen
Wafler kochen, als wann man ſie bey wahr⸗
hafftigen Feuer gehabt haͤtte. Die Mau⸗
ren an ſelbigen Cloſter waͤren von lauter
Bymſenſtein erbauet, welcher von einem
Berg, der nicht weit vom Cloſter iſt, und
bald wie der Hockelberz ausſiehet, hergenom⸗
men wird, und ſo man von dem brennenden
1 1 J 2 Wa
1
% Beiß⸗Beſchreibung
fer auf dieſen Bymſenſtein gieſſet, ſo kommt
eine Materie daraus wie Kalch, und dan.
bauen ſie ihre Mauren. Als nun der Land⸗
Vogt mit dem Moͤnchen ausgeredet hatte A
gieng ich abfonderlich zu ihm, und fragte
nach vielen Dingen, ſonderlich von den
Irygmæis oder Erd⸗Maͤnnlein, ob er nun
zwar nicht viel Latein kunte, ſo verſtunde
er mich doch, indeß aber brauchte er dennoch
einen Dollmetſcher, mir alles deſto deutlicher
vorzugeben: Er ſagte die Pygmai oder Erd⸗
maͤnnigen haben gar vollkommene menſchli⸗
che Geſtalt, ſeyn aber ſehr haaricht ‚und 3
haben die Männer Bärte biß auf die Knie,
wiewohl ſie nun Menſchen gleichen, haben
ſie doch keinen Verſtand / koͤnnen auch nicht
reden, ſondern ſchreyen wie die Gaͤnſe, ſein
Abbt habe ein paar, nemlich ein Maͤnnlem
und ein Weiblein, im Cloſter gehalten, aber
ſie haben nicht lange gelebet, fie waͤren un⸗
vernünfftige Ttziere, lebten auch in immer⸗
5 waͤhrender Finſternus, daß aber einige vor⸗
geben, als führten fie Krieg mit den Krani⸗
gcgen, davon wuͤſte er nichts. 4
Doch will ich dieſe Fabel hiermit ein;
bringen, wie ſie ſagen, daß es kleine Zwaͤrg⸗
lein wären nur drey Spannen lang, ſie zoͤ⸗
gen
in die mitternächtifchen Laͤnder. 85
| gen in groſſer Menge aus / mit den Kranni⸗
chen Krieg zu führen, ſollen auf Böden und
Geiſſen reiten, und recht mit ſie ſtreiten, ſie
hätten Pfeile welche ſehr ſpitzig „womit fie
die Kranniche toͤdten, ſie wuͤrden aber auch
manchmal von den Krannichen, abſonderlich
durch ihre ſpitzige Schnaͤbel, getoͤdtet; Und
ſollen die Kranniche ihnen deßwegen beſon⸗
ders feind ſeyn, weilen fie ſich im Fruͤhling
ans Geſtade begeben, allda ſie die Eyer der⸗
Fare ‚ehe fie ausgebruͤtet werden, verder⸗
ben, zerbrechen und verzehren, ihrer Mey⸗
nung nach, nicht zu maͤchtig im Lande zu
werden; hätten fie aber nur Pulver und
Bley, ich bin gut darvor, ſie ſollten wenig
Streit mit ſie haben. Es iſt aber dieſem
Gedichte kein Glauben beyzumeſſen, weil
man keinen andern Beweiß davon hat, als
Buch vom Trojaniſchen Krieg dieſer Pyg⸗
mer gedencket,) aus dem es hernach andere
alte Auchores genommen „ welche ſie zwar
in Aſia und Africa an unterſchiedlichen Or⸗
ten wohnhafftig zu ſeyn, vermeynet.
Es ſcheeibet auch einer von den alten
Geſchicht Schreibern eine artige Hiſtoria
von denen kleinen Zwerglein: Es Hätte eins
8 | 8 3 mals
1
aus dem Homero, ( welcher im dritten
u
86 Beiß⸗Beſchreibng
mals unter dieſen Berg⸗Maͤnnlein ein Koͤ⸗
nig regieret, welcher ein Rieſe geweſen, weis
len nun die Zwerglein ſich allzuſehr ve r ihm
gefürchtet, alſo haͤtten fie,folchen loß zu wer⸗
den, mit in den Krieg genommen, welchen ſie |
wider die Kraniche führen , da habe ihm ein
groſſer Kranich im Schnabel gefaſt, und
mit demſelben in die Lufft ſich erhoben, her⸗
nacher ſey er uͤber das Meer geflogen, und
habe den Rieſen⸗Koͤnig, oder beſſer zu agen,
der Zwerglein Rieſen⸗Koͤnig, ins Meer fal⸗
len laſſen, da haben die Zwerge ein groſſes
H]ubilæum gehalten, und zur Danckbarkeit
mit den Kranichen Frieden gemacht.
Noch ferner erzehlt man von ihnen,
daß ſie faſt in Africa und America hinein
kommen, und geſchicht ſolches durch eine
gar wunderliche Art, ſie nehmen ein ſtarckes
Seil oder Band, und binden einer den an⸗
dern, (nachdem einer Luſt hat ſich was zu
wagen) an einen Kranich Fuß, welchen ſie,
wann ſie einen gefangen bekommen, darzu
auserſehen „ und laffen den Kranich gegen
Winter wieder fortziehen, ſo bleibet der 54
welcher ſich an ihme feſt laſſen machen, dar⸗
an hangen, und der Kranich erhebet ſich in
die warmen Laͤnder, und wann er darinnen
iſt
\ y *
In die mitternaͤchtiſchen Länder. 87
laͤſt er ſich auf den Boden, alsdenn thut
ſich dieſer abbinden „ denn es iſt ſchon dar⸗
nach gebunden, daß er es mit der Hand er⸗
Öffnen kan, darauf laͤſt er dem Kranich mit
dem Seil loß, welcher darauf feiner Nah⸗
rung nachgehet, und wann es da wieder kalt
wird haͤnget ſich der Zwerglein wieder an,
und der Kranich ziehet ihn solcher geſtalt
wieder in fein Land, und bringen ſie man⸗
cherley rare Sachen mit ſich: Es iſt aber ſol⸗
ches nicht vor keine Warheit anzuſehen,
ſondern eine Hiſtoria die noch Zeugen be⸗
Ihre Nahrung haben die Groͤnlaͤnder
gleichfalls von Fiſchen wie die Ißlaͤnder,
kein Vieh haben ſie gar nicht, ſo ſey das
Land auch nicht Volckreich. Gleich bey
Ißland fängt der Oceanus Hyperborius
der das Eß⸗Meer an, das ſey auch bey
Tags Nova 2 embla genennet wird / dabey
das Eiß mehr ein Schoß oder Golffo hab,
den man das Weiß ⸗Meer nennet, ſo ha⸗
be es auch Eingänge, durch welche man
(da es anderſt vorm Eiß geſchehen kan) in
dem Schytiſchen Occanum ſchiffet. Es
hatte der Land Vogt damals ein Koͤnigli⸗
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Grönland und der Pigmeer, fo heutiges
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4 2 N 1 l . N f j
Reiß Beſchreibung
—
ches S chiff bey ſich, fo über Winter in
Ißland geblieben, ſelbiges war mit aller
Nothdurfft verſehen. Dieweil er nun dieſe
Dinge von dem Muͤnch vernommen, daß
man leicchtlich durch dieſe Eingänge in das
Königreich China ſchiffen koͤnnte, ſo wollte
er ſich bey ſeinem Koͤnig ein Gloir machen,
dieſen Weg durch dieſe Eingaͤnge und Eiß zu
dem Königreich China durchs Tartatiſche
Mier (welch es aber von andern umſonſt
war verſuchet worden) zu eroͤffnen.
Deroweg en befahl er den letzten Tag
Martii 1554. daß man mit dieſem Schiff an
die angedeute te Orthe fahren ſollte, und
weil ich von mir ſelber Luft hatte mit uͤber zu
fahren, hieß er mir die Gelegenheit der Or⸗
then, und w as ſonſten ſehens⸗ würdige fuͤr⸗
kommen md chte, fleiſſig aufnotiren. Es
weren unſer e im Schiff 64. Maͤnner, eines
Theils Den nemaͤrcker, und die andern Iß⸗
länder. Den 20, April lendeten wir in
- S:önland b ey einem Vorgebuͤrge an, und
wie wie keine n ſichern Port antreffen koͤnn⸗
ten, dem wi rund hätten vertrauen fünnen,
wollten wir die Tieffe des Meers mit dem
Bey erfor ſchen, aber wir befunden, daß
es ſo tie ff u nd unmöglich auf den Ancker uns
hätten
|
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N Ka
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in die mitternaͤchtiſchen Länder. 39 a
haͤtten verlaſſen koͤnnen, fo war auch ein ſol⸗ > 2
cher Hauffen Eiß, daß es nicht ficher , ja e
impoſſibel war naͤher zum Felſen hinzu
ſchiffen, ſeynd derowegen unſer 24. gewaff:
nete Männer. mit groſſer Mühe und G.
fahr in einer Weitlaͤnge, Nachen oder
Kahn nach dem End gefahren, zu verſuchen
ob wir einem Port zum Anbinden finden
moͤchten, und zu ſehen was für Leute in
Groͤnland waͤren, unterdeſſen ſchwumme
das Schiff bey gutem Wind und Eiß ins
Meere, denn wir hatten nicht zu beſorgen
daß es uns wegen ſtarcken Eiß entlieffe, doch
blieb von uns der halbe Theil am Geſtade
den Weidlang zu verwahren, wir uͤbrigens
fliegen ans Land ſolches zu beſehen, die ſo
am Geſtade waren, blieben beym Wend⸗
lung, ſpatziereten ein wenig hin und wieder;
Unter waͤhrender Zeit, da fie fo herum ſpa⸗
tziren / ſehen fie ein Schiff ankommen, wor;
innen ein todtes Maͤnnlein lag, welches eis
nen groſſen langen Barth hatte, und bey
ihm ſahe man eine krumme Angel aus Fiſch⸗
Bein, und ein ledern Seil, an den Schiff⸗
lein waren 4. Fiſch⸗Blaſen angebunden,
damit es nicht untergehen koͤnnte, von dieſen
Blaſen waren 3. eingefallen, und nicht mehrt
dad
Weiß Beſbeem g
aufzublafen dieſes Schifflein weil es denn 5
in einigen See ungleich war , hat es der
Land + Vogt dem Koͤnig zugeſchickt. Olaus
Magnus ſchreibt in feinem Buch es ſey ein ö
groſſer Felß mitten zwiſchen Ißland und
Grönland, genannt Hatti⸗ Sorck, da
ſind wir auch voruͤber geſchifft, man hat an
dieſen Orthen lederne Schiffe, aber ein ſol-
ches Schiff war es nicht, ſondern auch die
Arth, wie Petrus Bembus lib. 7. feiner
Venediſchen Hiftorie ſchreibet. Inzwi⸗
ſchen ſeynd wir hin und her auf dieſem Land
ſo mit Eiß und Schnee bedeckt war, umge⸗
ſchleiffet, haben aber kein einig Wahrzeis
chen eines Menſchen oder Wohnung koͤn⸗
nen verſpuͤhren: ſo funden wir auch keinen
tauglichen Port, ſondern das Meer war an
allen Orten mit gaͤhen hohlen Felſen beſchloſ⸗
fen und verwahret, doch iſt uns ein groſſer
weiſſer Beer begegnet, der ſich nicht vor
uns geſcheuet, noch ſich durch unſer Geſchreng
abtreiben laſſen, ſondern lief ſtarck gegen
uns an, als hätte er uns ſonderlich zu ſeinem
gewiſſen Raub auserſehen, aber als er naͤ z
her kam, folgeten gleich etliche gute Buch⸗
ſen⸗Schüſſe auf ihm, da richtete er ſich auf
und ſtund auf den hintern Fuͤſſen wie ein
x die mitternächtifchen Länder. 91
g gu! getroffen, und feinen Anfall mit dem
Leben bezahlen mufte , die Haut iſt dem
Nenſch . biß er zum dritten mal mit einer
Koͤnig in Dennemarck uͤberſendet worden;
Wir hatten verabredet (ehe wir ans Land
geſtiegen) ſo wir einen guten Port wuͤrden
antreffen, oder aber ihre Hulffe ſonſten be⸗
dürfflich ſeyn möchten , fo wollten wir die
Fahne die wir deßwegen mit uns nahmen
in die Höhe ſchwencken, ſie aber ſo ſie uns
wollten zuruͤck beruffen , ſollten fie ſolches
durch einen Stuck⸗Schuß anzeigen. Da
nun ein Ungewitter entſtunde, hat uns der
Schiff⸗Herꝛ mit Schieſſen ein Zeichen ge⸗
geben, daß wir wieder zuruͤck kommen folk
ten, derentwegen wir denn ſaͤmtlich mit
groſſer Arbeit nach 3. Tagen wieder im
Schiff angelangt, und haben die beeden
Haͤut mit uns gebracht, ſeynd darauf zu der
andern Seiten der Inſul, beſſer Nord»
waͤrts geſchifft, biß zu der Pygmzer Land,
oder Nova Zembla, damit wir durch die Ein⸗
gaͤnge des Weiſen⸗Meers in dem Seyti⸗
ſchen oder Tartariſchen Occanum kommen
mochten, von dort ſoll man eine Hberfuyrt
in das Koͤnigreich China oder Cachai finden,
aber das Eis hat unſer Vorhaben und dem
5
nern
A
Eingang deſſelben Meers verhindert , ſind
alſo unverrichter Sachen den 16. Junii wies
der in Ißland ankommen. e
Das XVI. Capitel.
Sr Orheko iſt gemeldet worden, daß
EHER die Yhländer den 29. Junii faſt mit⸗
ten in der Inſul zu ihrem jährliche
haltenden Gericht zuſammen kommen, deros
wegen denn der Land⸗Vogt bald nach unſe⸗
rer Wiederkunfft dahin gerriſet, und mich
gleichfalls mitgenommen ; Unter andern
waren auch etliche zum Gericht kommen,
die da gar nahe bey dem Heckelberg wohnen,
welche der Land: Vogt ein paar mal tractirt,
dieſe erzeh ten unter der Mahlzeit viel ſeltza⸗
me Sachen von dem Heckelberg, und ſonſten
andere Dinge, daruͤber ich fo begierig wor⸗
den, daß ich alles felbften zu beſehen mein
Verlangen bezeigte. een
Es war dieſer Land⸗Vogt ein Denne⸗
maͤrcker von Adel, hat darbey ſehr wohl ftu-
diret, und bin ich ihm nicht wenig verbun⸗
den wegen feiner groſſen Freygebigkeit, in⸗
dem er mich auf ſeine Unkoſten an viele Or⸗
ten feiner Inſul laſſen fuͤhren, meine Ge⸗
K re | fehrten
a Weiß ⸗Beſſtebung
in die mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 3
fahrten waren 2. Ißlaͤnder und ein Denne⸗
märder ‚ welcher letzere unſere Proviant
und Zelten auf dem Pferde fuͤhrete, mit
dieſen habe ich 4. 850 zugebracht, biß wie
durch harte rauhe Gebuͤrge und unwegſame
Oerter zu dieſen Berg ſeynd kommen, und
war alles auf etliche Meil Wegs um
den Heckelberg voll ſchwartzer Aſchen und
Bynmſenſtein; Die Ißlaͤnder vermahneten
mich, ich ſollte nicht zu nahe hinzu gehen, fie
fuͤhreten auch das Pferd beyſeits, welches ſie
mir geliehen hatten; Weil ich mir aber fuͤr⸗
genommen hatte, alles eigentlich und mit
ſonderbahren Fleiß zu erforſchen, ſo nahme
ich den Dennemaͤr cker zu mir, und gieng na⸗
he hinzu, als wollt ich auf dem Berg hinauf
ſteigen, und ob uns wohl in der erſte ein
Grauſen ankam, wollt ich doch von meinen
Vorhaben nicht abſtehen, ſo machte mich
meme Jugend etwas frech / daß ich die Ge⸗
fahr nicht verſtund, ließ alſo meinen Den⸗
nemercker auch noch zuruͤckel, und machte
mich alleine durch die Aſchen und Bymſen⸗
ſteine hindurch, es war aber damals alles
gar Wunder ſtille, und ſahe ich weder Feuer
noch Rauch: Ich war aber noch nicht gar
weit avanciret , ſo geſchahe ploͤtzlich ein
| 1 | groſ⸗
34 _ Reif Befchreibung
groſſer Knall darinnen im Berg, auf dem
folgten blaue Flammen, die mich mit ihren
abſcheulich⸗ ſchweffelichen Geſtanck faſt
ums Leben gebracht, und habe kaum zu mei⸗
nen Pferd und hinterlaſſenen Gefehrten
entrinnen fünnen , durch dieſen gaͤhen
Schrecken bin ich kranck worden und in eine
ſchwehre Melancholie verfallen, denn die
grauſamen Flammen kamen mir ſtets in die
Gedancken, meine Gefehrten fuͤhreten mich
nach Hauſe in ihre Wohnung, bey denen ich
2. gantzer Monathe kranck gelegen: Meine
Dennemaͤrcker aber fandte ich zum Land?
Vogt und Hamburgern, die muſten ih⸗
nen unſere Avanturen erzehlen, und wie es
weiter ergangen; Ich fuͤhrete unterdeſſen un
ter den barbariſchen Leuten ein elend Leben,
weilen ich kranck und darzu unbekannt war,
ſo hatte ich auch nichts mehr als ein Bißcot⸗
ten oder Schiff⸗Brod, ſolches ließ ich in ein
Milch weichen, und ſtillete damit meinen
Appetit biß ich mich wiederum ein wenig er⸗
hohlet und wieder zum Land⸗Vogt kommen.
Es waren aber indeſſen meine Hamburger
abgefahren, wegen herbey kommenden
Jahrs, damit ſie nicht vom Eiß moͤgten ver⸗
hindert werden, und weilen ſie an 8 7
| ' ee 1) 3
u:
1
n die mitternächtifchen Lätder. 95
baldigen Wiederkunfft gezweiffelt, hatten
ſie doch vor mich Sorge getragen, und mich
beym Land » Vogt beſtens recommendirt,
auch eine zimliche Menge Bißcotten, Wein
und Bier hinterlaſſen. Es iſt um den 24.
Auguſt geweſen wie unſere Compagnie abs
gefahren, denn ſo ſie laͤnger verzogen, haͤt⸗
ten ſie die gröfte Gefahr aufm Halße gehabt,
und derentwegen gab ich mich gedultig drein,
weilen ich alle accommodite beym Lands
Er hat
ret, anzeigen: ö
Vogt hatte, und damit ich etwas mehrers
von ſelbigen anfuͤhre, ſo will ich ſeine Woh⸗
nung, und wie er ſeine Lebens + Zeit reguli-
eine zimliche bequeme Woh⸗ |
nung, nach derfelben Landes = Art gegen
Mittag werts, nicht weit vom Port Haff⸗
nefort, und heiſt der Ort Beſtede oder
Beßeſtad, dahin ward ich nun gebracht,
doch aller Maladie ungeachtet empfieng er
1 a ſehr freundlich, ob ich nun wohl kein
angel an irgend einen Ding hatte, ſo war
mir doch in der Finſternuͤs niemals recht zu
Muthe: Derowegen wartete ich mit den
groͤſten Verlangen aufs zukunftige Jahr
und auf unſer Schiffe, damit i
VRR ri ch aus dieſen
Ennoͤden ertoͤſet würde.
Es
96 Beiß⸗Beſchreibng
CEr,s erhub ſich aber eben damals ein Krieg
zwiſchen Erichen Koͤnig in Schweden, und
Friderico Koͤnig in Dennemarck, welcher
Dennemarck hernach wohl 10. Jahr gewaͤh⸗
ret hat, die Luͤbecker traten auch mit in die
Allianz und halffen den Krieg mit fuͤhren:
Daher geſchahe es, daß der mehrere Theil der
Seeſtaͤdte mit in dieſen Krieg verwickelt und
in Handel und Wandel gehindert wurden,
alſo auch die Schiffarth in Ißland dieſes
Fahr unterlieſſen, und hätte ich auf ſolche
Art lange in Ißland verharren muͤſſen. Da
ich nun vorhero mir noch immer etwas Hoff ⸗
nung machte, und der Monath Jener ſchon
vorhanden, vergieng mir ſolche gantz und
gar dieſes Jahr in Teutſchland zukommen,
und was das uͤbelſte, ſo war mir ſchon vor
4. Monathen Brod und Wein aufgegan⸗
gen. Es waren aber etliche Portugeſer mit
emem nicht beſonders groſſen Schiff Da⸗
zum genannt, in Ißland, welche eine groſſe
Anzahl Falcken, ſo wohl weiße als auch an⸗
dere Gattung mit ſich fuͤhreten, reſolvirte
mich derohalden alſobald lieber mit ſich in
Portugall zu fahren, als daß ich noch wohl
etliche Jahre haͤtte auf meine Hamburger
warten muͤſſen; Als ſie nun den *
| | en
N
. aller mitternaͤchtiſchen Lander. „
den Zoll bezahlten, hat er meinetwegen der
Unkoſten halber mit ſie gehandelt, daß ich
mit ihnen ſchiffen ſollte, hat ihnen auch ſol⸗
che gantz freygebig bezahlet, und mir noch
darzu eine groſſe Verehrung gethan, und |
mit aller Freundlichkeit von ſich gelaſſen.
Es war nicht weit vom Königlichen Hauß
ein Diener „mit Namen Jonas, der beſuch⸗
te mich noch vor meiner Abreiſe, weilen ich
ihm ſonſten gar wohl leiden koͤnnen, ſelbigen
verließ ich meine Buͤcher, dieſer aus Danck⸗
barkeit, gab mir ein Schnup⸗ oder⸗Naß⸗
Duͤchlein, worein er 3. Knotten gebunden,
dadurch verhieß er mir guten Wind, und ſag⸗
te: wann wir keinen Wind hätten oder ſon⸗
ſten ſtuͤrmiſch Wetter waͤre, follte ich nur
die Knoͤten einen nach dem andern auflöfen
und ſeiner darbey gedencken / als wir nun ohn⸗
gefehr biß auf den 20. September gefahren
Und ſchon Hiſpannien im Geſichte hatten,
ward eine ſehr groſſe Meer - Stille und
Wind, daß wir in drey Tagen nacheinan⸗
der gar keinen Wind fühleten, damals iſt
mir beygefallen, was mir mein Freund zuge⸗
ſagt, machte derowegen gleich eine Probe,
loͤßte den einen auf, und bekamen bald dar-
nach guten Wind, er gieng uns aber noch et⸗
i . G 1 was
„ Beiß⸗Beſchreibung
was zu ſchwach, da bathen mich meine
Schiff⸗Cammeraden, ich moͤchte doch noch
einen aufloͤſen, da that ich auch den andern
auf und bekamen noch ſtaͤrcken Wind, wei⸗
len wir nun den guten Effect dieſer Knoten
ſahen, loͤßte ich auch den zten auf, worauf
wir einen ſolchen ſtarcken Wind bekommen,
daß wir in zweyen Tagen in dem Fluß Ia-⸗
gum ben Liſabonne GOTT Lob gluͤcklich
emlieffen. N }
Das XVII. Capitel.
Folget eine Beſchreibung
zweyer Venediſchen von Adel Ge⸗
bruͤder, Namens Her: Nicolaus Zeno,
und Herꝛ Antonius Zeno, welcher Geſtalt
die mitternaͤchtigen Inſuln Frißland, Iß⸗
land, Grönland, Icaria , und Eſtotiland
um das Jahr Chriſti 13 80. ſeynd
ide e N
den.
Neter den uralten Edelſten Geſchlech⸗
5 ten zu Venedig iſt nicht das wenig⸗
| ſte noch geringfte der vortreffliche
Stam u der Zem, aus welchen viel RN 7
aller mitternächtifchen Laͤnder. 99
che, anſehnlich,tapffere und berühmte Mans
ner entſproſſen find, welche ihren Vatterland
in allen hohen Ehren⸗Aemtern wohl nuͤtzlich
und kluͤglich vorſtunden, als unter andern
Anno Chriſti 1200. Herr Marinus Zeno,
welcher abſonderlich wegen ſeiner groſſen
Tugend und Tapfferkeit in Venedig ſehr bes
ruͤhmt, wie immaſſen er ſehr viele und hohe
Aemter bedienet, und auch dazumal die Ve⸗
netianer nebſt denen Frantzoſen die Stadt
Conſtantinopel in ihre Gewalt bekamen,
war Her: Marin Zeno ihr erſter Stadt
Vogt oder Prætor, und dieſes war das
1207. Jahr, als er dieſe Regierung antrat,
ſein Sohn war Petrus Zeno, ein Vatter
Herꝛn Raimiri Zeno, welcher um das Jahr
1282. zum 4gften Hertzogen zu Venedig
iſt erwaͤhlet worden, wie er denn 17. Jahr
ſehr loͤblich regieret, und feinen Feinden den
Genueſern mit Kriegen ſehr groſſen Scha⸗
den gethan. Dieſer, weil er keine Leibes⸗Er⸗
ben hatte, nahm er ſeines Bruders Marci
Sohn Andream an Kinds ſtatt an, welcher
hernach General - Obriſter über die Vene⸗
diſche Armada wider die Genueſer war,
deſſen Sohn Ginezus der II. ein hochver⸗
ſtaͤndiger Raths Herz, von dem war ges
0 50 G 2 bohren
50 Reife Befchreibung
bohren Petrus der erſte Hauptman fo vom
den Venetianern im Jahr 1326. wider die
Tuͤrcken ausgeſchicket worden, man hieß ihn
gewoͤhnlich den Trachen, weil er einen im
Schilde fuͤhrete / derſelbe hatte 3. Söhne,
Herrn Carln fonften den Löwen genannt,
wie ein anderer Furius Camillus aus den
groſten Gefahren erloͤſet hat, Herz Niclaus
der Ritter und Herꝛ Antonius welcher bey⸗
der in gegenwaͤrtiger Beſchreibung ſonder⸗
lich vielmal wird gedacht werden.
Das XVIII. Capitel. > |
Wie Herr Niclaus Zeno
Ritter von Venedig aus faͤhrt
die Welt zu beſehen.
A Deſe drey Brüder thaten das Beſte
N bey ihrem Vatterland in dem Krie⸗
ge ſo bey Chioza von den Venetia⸗
nern wider die Genueſer gefuͤhret ward,
und nachdem ſolcher gluͤcklich geendet, der
Feind geſchlagen, Chioza wiederum bes
kommen, kam Herin Nicolaum den Ritter
eine Luſt an, frembde Laͤnder zu beſehen, da⸗
durch zu mehrerer Erfahrenheit zu Wade |
und
—
—
91
und viel Sprachen zuerlernen, damit er ſol⸗
ches zu Dienſt feines Vatterlands anwende,
und da groß Ehr und Ruhm erwerben moͤch⸗
te, weilen dieſes hohe Geſchlecht ohnedem
ſehr reich und vermoͤglich war, ließ er ſich ein
groſſes Schiff ausruͤſten, und begab ſich das
mit aufs Meer; Als er nun den Stretto di
Gibilterra oder das enge Meer bey Cales
males in Hiſpannien durchkommen war,
ſchiffte er etliche Tage auf dem Oceano,
und hielte ſich ſtets nach Norden oder Mit⸗
ternacht, des Vorhabens, Engelland und
Flandern zu beſichtigen. Aber es mißlunge
ihm ſehr, denn ehe er ſichs verſahe, wurde er
von einen maͤchtigen Sturm angegriffen,
und von Wind und Wellen alſo verworffen,
daß er nicht mehr wuſte wo er war; endlich
ſahe er Land, und als er den grauſamen
Wind nicht widerſtehen konnte, ſtieß fen
Schiff an einem Felſen bey der Inſul Friß⸗
land, und zerbrach, doch kamen die Leute al⸗
le mit dem Leben davon, wurde auch ein
groſſer Theil Guͤther, ſo im Schiff geweſen,
erhalten, und das war 13 80. aber zu meh⸗
rern Ungluͤck lieffen die Einwohner mit groſ⸗
ſen Hauffen hinzu, und fielen Heran Nie⸗
laus ſamt den Seinigen an, die waren nun
duch
92 _ Beiß⸗Beſchreibung
durch den erlittenen Sturm gar elendiglich
zugericht, und wuſten nicht wo ſie in der
Welt waren, darum ſie denn auch wenig
Kraͤfften hatten Widerſtand zu thun, und
ſich zu beſchuͤtzen wider einen aus geruheten
Feind, waͤren derowegen alle verlohren ge⸗
weſen, wo nicht durch GOttes ſonderbare
Schickung ein Fuͤrſt derſelben Landſchafft
ſamt feinen Soldaten in der Naͤhe geweſen,
welcher, jo bald er vernommen, daß ein groß
Schiff durch Sturm an die Inſul geworfs
fen worden, eilet er hinzu (abſonderlich da
er das jaͤmmerliche Geſchrey der Inſulaner
und deren grauſamen Anfall erſahe, ſo ſie
wider die Schiffbruͤchigen exequirten) und
ſtillete ſolchen Unweſen, gar bald trieb er die
Einwohner ab, ſprach den Unſrigen zu,
und fragte ſie in Lateiniſcher Sprache, was
ſie vor Leute wären, und wo ſie herkommen,
da er nun hoͤrte, daß ſie aus Italien waren,
hat er ſich ſehr erfreuet, ſandte darauf allen
und jeden inſonderheit zu, ſie ſollten ſich im
geringſten nichts mehr befuͤrchten, es ſoll⸗
te ihnen kein Leid widerfahren, denn fie mas
ren an einen ſolchen Ort gekommen, wo ih⸗
nen kein Haar verletzt, vielweniger ein Leid
zugefuͤgt werden ſollte, deſſen zu Ver ſiche⸗
N rung
7
I
aller mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 93
rung gab er ihnen feine Treu und Fuͤrſtl.
R e
Es war dieſer Fuͤrſt ein groſſer Her:
und hat etliche Inſuln unter feiner Gewalt
genannt Porlanda nahe bey Frißland Mit⸗
tagwaͤrts, dieſe Inſuln waren die reichſten
ind am beſten bewohnet, unter allen die in
derſelben Gegend zu finden, der Fuͤrſt hieß
Zichmini, er beherꝛſchete nicht allein die
ſetzt gedachte kleine Inſuln, ſondern es war
ihm auch in Frißland das Hertzogthum So-
randi unterworffen, fo gegen der Inſul
Schottland Seitwärtd zu lieget. Es war
aber dieſer Fuͤrſt Zichmini nicht nur zimlich
maͤchtig an Land und Leuten, ſondern er war
auch ein tapfferer Kriegs-Mann, behertzt
und Wehrhafft, ſonderlich auf den Meer,
ollda er einen vortrefflichen Admiral abgabe
und ſehr beruͤhmt war. Nun hatte er das
Jahr zuvor den König Haquinum in Nor⸗
wegen, dem die Inſul Frißland unterthan
war, in einer Schlacht überwunden „web
cher Victorie er denn begierig war nachzuſe⸗
gen, noch mehr Ruhm und Ehre mit redlis
cher Fauſt zu erlangen, deßwegen warer mit
einen Kriege Heer angekommen, ſein Heil
zu verſuchen, und Frißland gar unter ſeine
a Ge⸗
u
.
- —
ul um ein
en Zichmini hilfft
land einnehmen.
g |
| 9 Niclas, von Perfon ein tapfferer
ſtreitbarer Mann, und in Kriegs
Handeln, und ſonderlich auf dem Meer,
wohl verfucht und erfahren, ſprach er ſehr
freundlich mit ihm und perfuadirt ſelben,
daß er ſich mit allen den Seinigen zu Kriege:
Dienſten gebrauchen laſſen wollte, nur das |
rum, daß er feiner Curiofität ein Genuͤgen
thaͤte. Darauf ließ er ſie zur Armada auf?
brechen, und da er Herrn Niclaſen ſchon
das voͤllige Commando vor ſeinem Haupt⸗
mann otferirte, nahme dieſer es doch nicht
an, weil er nicht Ehrgeitzig, und einen an⸗
dern das ſeinige gern ließ, derowegen er
ſich bey dem Fuͤrſten höflich bedanckte vor
die hohe Ehre / und ſich aufs beſte wegen
noch unbekandter Lands⸗Art NT j
1 aller mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 5 .
ſo ließ es der Fuͤrſt geſchehen, unterdeſſen
fen Ehren zu halten und ſich feines Raths al.
lewegen zu bedienen, angelegen feyn laſſen,
als einen, der da groſſe Erfahrenheit ſo wohl
auf dem Meer als in andern Kriegs⸗Haͤn⸗
deln ne „demnach begaben fie ſich zu
Schiff, dieſe Armada des Fuͤrſtens hatte
13. Schiffe, darunter nur 2. mit Rudern
verſehen, die übrigen aber hatten alle See⸗
gel, ſamt noch einen groſſen Schiffe, mit
welchem ſie gegen Weſten fortſegleten, mit
dieſer Armada bekamen ſie ſonder groſſe
Mühe Ledofe ilofe und etliche andere klei⸗
ne Inſuln, darnach wendeten ſie ſich nach
dem Meerſchoß Sudero genannt, allda ſie
im Hafen der Stadt Sanneſtol etlich zim⸗
lich groſſe Schiff mit eingeſaltzten Fiſchen
bekamen, und daſelbſt kam auch ihr Fuͤrſt
Zichmini wieder zu ſie, welcher mit ſeinem
Kriegs⸗Heer zu Land dahin kommen war,
dieſer hatte unter Wegen das gantze Land
eingenommen Sie ſaͤumten ſich aber allda
nicht lange, ſondern ſegleten nach Weſten
855 und kamen bald in einen andern Meer⸗
Buſen / und als fie weit und breit herum
ſchweifften, fanden ſie noch viele Inſuln und
8 DS, Stävk
@
alle unter des Fuͤrſten Bothmaͤſſigkeit bege⸗
— min a
Städte welche fie einnahmen, und die ſich
ben muſten, dieſes Meer, darauf fie ſchifften,
war fo voller Sand⸗Baͤncke und verborge⸗
nen Felſen, daß gewißlich Die gantze Arma-
da wäre zu Grunde gangen, wenn Herz
Niclas mit den Seinigen nicht das beſte da⸗
bey gethan haͤtte, wie denn alle diejenigen,
ſo darauf waren, ſolches bekennen, und ih⸗
me allen Danck dafür ſchuldig zu ſeyn, geſte⸗
hen muſten. Des Fuͤrſten Leute waren auf
dem Meer nicht ſo erfahren, als die Vene⸗
tianer, denn ſie ſind in dieſer Kunſt geboh⸗
ren, erzogen und alt worden, derowegen
jene nichts dargegen zu rechnen waren. Nach
Verrichtung aller diefer Meer- Troublen
beredete ſich der Hauptmann mit Herzn
Niclaßen / daß man bey Bondendon ans
Land ſteigen ſollte, um zu ſehen, was des
Fuͤrſten fein Krieg zu Lande vor einen Forts
gang habe, allda fie. denn mit ſehr groffen
Freuden vernahmen, daß der Füͤrſt eine
groſſe Schlacht gehalten, und die Feind biß
auf das Haupt geſchlagen, auch habe die
gantze Inſul Bothſchaffter und Geſandten
abgeſchickt, ſich zu ergeben, auch ſo gleich
des Fuͤrſten Fahnen und Panier in allen
„ „ ,
[4
in die mitternaͤchtiſchen Länder, 27
Staͤdten und Veſtungen aus geſchickt. Des
towegen der Hauptmann vor das Beſte
hielte, allda des Fuͤrſten Ankunfft zu erwar⸗
ten, wie man denn vor gewiß ſagte, daß er
bald kommen würde, und es geſchahe auch,
der Fuͤrſt kam mit Sieges⸗ Palmen, und
wurde von allen mit groſſen Freuden und
Gluͤckwuͤnſchungen empfangen. Es wur⸗
de auch Herzn Niclaßen darbey nicht ver⸗
geſſen, ſondern nebſt allen Venetianern mit
groſſer Ehre und Ruhm überhäufft. Ja
man hoͤrte faſt nichts anders, als wie ſich
die Herzen Venetianer ſo vortrefflich gehal⸗
ten, derowegen auch der Fuͤrſt ſeine Freude
nicht bergen konnte, ſondern den Herrn
Niclas zu ſich beruffte, ihn mit der groͤſten
Ehren⸗ Erhebung und allen erkennlichſten
Danck vor ſeinen erwieſenen Fleißes und
-apfferfeit (dadurch ihm feine Armada er;
alten / und noch ſo viel Land und Inſuln
darzu gewonnen) zum Ritter ſchlug, vers
ehrte auch alle die Seinigen gar reichlich.
Nach dieſen gieng er von dannen, und zog
gleichſam als in einem Triumph in Frißland
ein, welches die Haupt Stadt iſt in der gan⸗
tzen Inſul ſie liegt gegen Oſt⸗Suͤd in einem
Golto oder Meerſchoß deren ſehr viel in dies
A 5 ad
1
Gl...
ſer Inſul ſeynd, man fängt die Fiſche in ſol⸗
cher Menge, daß man groſſe Schiffe mit be⸗
laden thut: Es wird gantz Niederland
Brittannien, Engelland , Schottland,
Norwegen und Dennemarck damit verſes
hen, und groſſes Geld und Gut daraus er⸗
worben. Biß hieher war es Herrn Ni⸗
dlaußen alles Vergnuͤgen, aber eines wuͤnſch⸗
te er bey ſich zu haben, nemlich ſeinen Herrn
Bruder den Herrn Antoni, derowegen er
durch ein dahin abgeſandtes Schiff ſeinen
Bruder zu verſtehen gab, wie gern er denſel⸗
ben bey ſich ſehen moͤchte, ihme gleichfalls
von ſeiner erlangten Ehre und Ruhm etwas
abzugeben Diefes an ihm abgeſandte Schiff
kam gluͤcklich in Venedig an, mit groſſen
Freuden feiner Familie, daß es ihme jo wohl
gieng und in ſo hohen Ehren ſtuͤnde, i
alſo das Schiff baldigſt wieder abgefertigetä
felbigen ihr allerſeits gutes Wohlergehen
und Hrn. Antoni eheſte Nachfolge zuübers
bringen. Worauf das Schiff in etlichen
Tagen unter guten Wind wieder abſegelte,
welches den Herrn Niclas noch in
Ä guten Stande wieder an⸗
5 | — Bänder, a
Dias NX. Gapitel,
Wie Herr Antonius Zeno
zu feinen Herrn Bruder in Sri
land ſchiffet, und wie der Fuͤrſt Zichimm
Schott und Ißland ann
!ipßhreifft. f
N Jeweil nun ermeldter Her: Anto⸗
SD) ius Zeno nicht weniger tapffer
und begierig, als Her: Niclas fein.
Bruder, welcher ſchon laͤngſten Luft gehabt,
die Welt zu beſehen, fo war es ihme deſto
angenehmer, daß er zu feinen Herzen Bru⸗
der gelangen, und mit demſelbigen zugleich
Ruhm und Ehre erlangen ſollte; kauffte
ſich darauf gleich ein Schiff, lieſſe es auch
mit aller Nothdurfft verſehen, und fuhr un⸗
ter GOttes Geleite immer fort, nach den
Mitter naͤchtiſchendaͤndern zu, und kam nach
einer ziemlich langen Schiffart auch man⸗
cherley ausgeftandenen Gefahren, endlich
friſch und geſund zu feinem Herzen Bruder
Nilcaſen, welcher ihn mit groſſen Freuden
empfieng, nicht allein, weil er ſein lieblicher
Bruder, ſondern daß er ihme an ge,
„ 5 ded⸗
DT
10 N
Redlichkeit und tapffern Weſen gleich war,
derowegen er ein faſt mehr, als bruͤderliche
Liebe zu ihm traͤget. Es bliebe hernach
Her: Antonius 14. Jahr in Frißland, nem
lich 4. Jahr in Compagnie ſeines Hn. Bru⸗
ders, und hernach 10. Jahr fuͤr ſich alleine.
Denn dieſe 2. Brüder kamen bey den Fürs
ſten Zichmini in ſo groſſe Gnade, daß er kei⸗
nen mehr weg zu laſſen, Vorhabens ware,
darum ernannte er auch Hn. Niclaſen zum
Hauptmann über ſeine ganze Armada, und
verfuͤgte ſich mit ihme ſamt aller Kriegs⸗
Nuſtung nach Eſtland oder Schetland,
(welche Inſul zwiſchen Frißland und Nor⸗
wegen liegt) dieſelbige zu erobern. Sie tha⸗
ten ſehr groſſen Schaden, doch muſten ſie
bald wieder abziehen, weilen der Koͤnig von
Norwegen mit einer ſehr groſſen Armada
wider fie ankam, alſo verlieſſen fie dieſe In⸗
ſul, doch mit erſchroͤcklichen Ungewitter und
groſſen Sturm, daß faſt alle ihre Schiffe
zerſcheiterten und zu Grunde giengen, die
übrigen falvirten ſich in die groſſe unbe⸗
wohnte Inſul Grislanda. Unterdeſſen hat
te der Sturm des Koͤnigs Armada eben⸗
falls betroffen, und ſo uͤbel um ſie geſtanden,
daß ſie faſt alle zu Grunde gegangen. 15
f ee
"va Ta .
7 Ev
1
in die mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 101 ln
der Fuͤrſt Zichmini dieſe Zeitung erfuhr, und 1
noch von einem feindlichen Schiffe darzu, Bi
pelches gleichfalls in die Inſul Grießland
ofen war, ließ er feine Armada wie;
der ausbeſſern, und weil er ſahe, daß er na⸗
he bey Ißland war, reſolvirte er ſich kurtz
ſolche zu uͤberfallen, denn dieſe Inſul gehoͤ⸗
ret auch dem König von Norwegen, er fand
aber das Land ſo wohl befeſtiget, und mit
Volck verſehen, daß er auch da wieder zuruͤck
weichen muſte, weil ſeine Armada gar zu
klein, und ſchon viel Volck, abſonderlich
durch den letzten Sturm verlohren hatte,
derowegen er von ſeinem Fürnehmen muſte
abſtehen, um aber doch nicht gar ledig und
leer auszugehen, ſo richtete er feinen Cours
auf die andern Inſuln, fo auch Ißland zuge⸗
hoͤren, und derer ſeynd ſieben, nemlich: Tal-
los, Broas, Iſcant, Trans, Mimont, Dam-
bere nnd Bres, und da er fie alle geplündert
hatte, bauete er zu Bres eine Veſtung, da⸗
rinnen ließ er Hn. Niclaſen, mit etlichen
Schiffen, Volck, und noͤthigen Sue
und weil er vermeint, dißmal der Sachen ger
nug gethan zu haben, zog er mit der kleinen
Armada, ſo ihme war uͤberblieben, wieder
nach Hauß in Frißland. 1
. Das
—
| 102 » Weiß⸗ Beschreibung 2
Das XXI. Capitel.
Wie Herr Niclas Zeno in
Guroͤnland ſchiffet / und was er
daſelbſten geſehen.
Ls der Fruͤhling herzu kame, wurde
N Herzn Niclafen die Zeit in der Der
ſtung Bres allzulange, derowegen
nahm er ſich vor auszufahren, und ein neues
Land zu ſuchen, ruͤſtete demnach 3. Schiffe
mi behoͤriger Nothdurfft aus und ſegelte
| im Monat Julio von dannen Nordwaͤrts,
kam in Grönland, allda fand er ein Cloſter,
Prediger⸗Ordens, und eine Kirche St. Tho⸗
md geweihet, (nicht weit davon war ein
Berg, welcher Feuer auswarff, nicht ana
ders als der Berg Veſuvius, oder Monte
Soma, bey Neapolis in Italien, ingleichen
Etna oder Mongibelle an Sicilien,) in
dieſem Cloſter war ein Brunnen von ſied⸗
heiſſen Waſſer, durch deſſen Lauff man in
Roͤhren das Waſſer durch die Zellen leite⸗
te, wovon ſolche eriwarmet, und als ein rech⸗
tes Feuer, Hitze von ſich giebt. So iſt es
auch in der Kirchen alſo heiß, daß man keines
Feuers vonnoͤthen hat, ingleichen zum Brod⸗
| | bachen
ra,
aller mitternächtifchen Länder, 103
übernatürliche Sachen, (wie fiebedundt) ee
ſehen, alſo glauben und htm ei Pre⸗ Eat)
iger⸗Muͤnche vor Götter, und bringen ib» 4
nen Hüter, Fleiſch und andere Sachen, und
erzeigen ihnen viel groͤſſere Ehrerbietung, als
hren Herrn; Auf ſolche Weite erwärmen
die Muͤnch ihre Zellen und Wohnungen,
penn die Kälte, Eiß und Schnee am grös
ten, damit fie geſchwind warm, und auch
viederum kalt werden, nachdem fie viel oder
venig heiß Waſſer hinein laſſen, oder die
Jenſter aufmachen friſche Lufft zu ſchoͤpffenz
zu ihren Gebaͤuen brauchen fie nichts ans
ers, als was ihnen ihr Feuer bringt dann
ie nehmen die brennende Steine, die der
104 . Beißrdefchreibung, „m. _.
Berg heraus wirfft, ſchuͤtten Waſſer dar⸗
auf, ſo zerfallen ſie, und wird ein weiſſer und
zaͤher Kalch daraus, welcher, wenn er aufge⸗
hoben wird, nimmermehr verdirbt. Eben
dieſe Stein, fo fie, ohne Zuthuung des Waſ⸗
ſers von ſich ſelbſt erkalten, ſeynd ſie gut
Mauten und Gewoͤlber davon zu hauen
denn ſie werden ſo hart, daß man ſie nicht
anders kan zerbrechen, als mit Eiſen und
groſſer Gewalt, und die Gewolber fo davon
gebauet werden, bleiben dermaſſen leicht,
daß fie keiner Unterſtuͤtzung beduͤrffen, und
ſind allezeit ſchoͤn; Wegen ſolcher Bequem⸗
lichkeit der Materialien, haben gedachte
Muͤnche ſo viel ſchoͤne Gebaͤue, daß man
nur ſein Wunder daran ſiehet; des Regens
haben ſie ſich auch nicht zu beſorgen, denn
wegen der Polo - Kälte bleibet gleich der er⸗
ſte Schnee liegen, und zerſchmeltzet nicht,
ſo lang der Winter waͤhret, welcher in neun
Monaten nicht vergehet. Sie leben
vom Wildpraͤt und Fiſchen⸗ denn der heiſ⸗
ſe Bach, welcher in einem beſondern Ha⸗
ven ins Meer flieſſet, bringet durch ſein
Feuer zu wegen, daß niemalen das Meer
in ſelbigem Haven zuftiehret , darum
ſtets eine groſſe Menge Meer Vögel und
en
B * N m 5 N
4 N N .
inoie mitterna Scfben Binder 105
si ische allda gefangen werden, damit ſpeiſen
fie das viele Arbeits⸗Volck, fo im Cloſter
bauer und * machen muß
e a 15 A
Der Gtönländer Häufer find um den
Bus herum alle rund, und fünff und
Schuh weit, oben zugemacht, :
3 itten aber bleibet ein kleines Loch,
dardurch fie Lufft und Liecht haben, und
iſt die Erde auf dem Boden ſo warm, daß
man keine Kälte darinnen empfindet. Im
Sommer kommen viel Schiffe aus den be⸗
nachbarten Inſulen, und aus dem Land
Br wegen, auch von Tronton
oder T im auch Midroſia genannt,
ft eine Erh⸗ Biſchoffliche Stadt in Nor⸗
gen, die bringen den München alles was
ie verlangen, und tauſchen mit fie, gegen
duͤrre Fiſche, (welche an der Lufft und in
der Kalte gedoͤrret ſeyn,) wie auch gegen
Bel Werl und Haute von vielerley Thie⸗
en, davor bekommen fie Brenn⸗Holtz
md e ee „Getrayd und Tuch zum
e dern. Dann faſt alle die benachbar⸗
en © ocker ihre Waaren gerne gegen Ji.
che und Thier⸗Haͤute vertauſchen. In
* Br. a Munche aus Mer
we⸗
.
106 Reiß ⸗Beſchteibung
wegen / Schottland und andern Ländern,
aber der mehrere Theil von ihnen ſeynd aus
Ißland. Es liegen auch allezeit viel Schi
fe im Hafen oder Port, fo auf den Som
mer warten, biß das gefrorne Meer wieder
aufbricht. Kr 0 70
Die Fifchers Nacyen ſeynd formiret
wie die Weber ⸗Schifflein, fo man im Wer
ben braucht, ſie werden aus Fiſch Beinen
gemacht und zuſammen genehet, und iſt ſo
gut und ſicher darinnen zu fahren, daß es
zu verwundern. Wann Sturm auf dem
Meet iſt, ſo koͤnnen fie ſich hinein ſchli ſſen
oder verſperren, hernach mag der Wind
und das Meer fie hin und wieder werffen,
wie es will, es ſchadet ihnen nicht. Ge⸗
het Waſſer hinein, fo wiſſen ſie gar artig
ſolches auszuſchoͤpffen. as nun anbe⸗
trifft das obbemeldte heiſſe Waſſer in St.
ThomaͤCloſter, fo von dem naͤchſten Ber⸗
ge kommt, iſt ſolches gar ſchweflicht, da⸗
mit es nun keinen boͤſen Geruch moͤge verur⸗
ſachen, alſo fuͤhrens die Muͤnche in ih⸗
rer Biſchoͤffe, Praͤlaten, oder Prioris Zel⸗
len durch kupfferne und zinnerne Röhren,
und fo heiß, daß die Stuben oder Cellen
gantz warm davon werden, und im 8
en
fie kein übler 2 zu en = u
dem führen ſie einander friſch Brunnen⸗
aſſer unter der Erden biß mitten im
Hof des Cloſters, daſelbſt rinnet es he⸗
raus in ein groß kupffern Gefaͤß, welches
nn im heſſen Waſſer ſtehet, wird alfo
aſſer fein tempęriret, daß es gut zu
— „und auch die Gärten damit zu
waͤſſern, und koͤnnen fie alle durch Mittel
des Bergs alle gute Gelegenheit haben,
die fie fich felbft wuͤnſchen mögen, haben
alfo dieſe gute Patres keine andere Sorge,
denn daß fie ihre Gärten und Gebaue zus
a es ihnen an inen er .
hie gae nicht mangelt, wei
fie alles wohl 8 10 ſehr freygebig
ſeynd. Sie ſind auch gegen diejenige, ſo
ihnen Früchte und Saamen mittheilen ,
ſehr gutthaͤtig, fie reden meiſtentheils La⸗
teiniſch, fonderlich die Biſchoͤffe, Praͤla⸗
5: ‚und Harn Patres. So viel von
koͤn
Es haͤtte Herz! Nelas Zeno 1 Ritter von
gt gerne mehr geſchrieben, weilen er
ep de raufamen Kälte nicht gewohnet, 5
vurde er kranck, und bald darauf, da man
‚ee
hin wieder ug: gebracht, ftarb
0 Frost, 5 zwar en — Saen
ehr geringe, da er ſelbſt wegen ſeines Herzn
Bruders Tod nicht zu troͤſten war, Herz
Niclas verließ hinter ihm zu Venedig zwen
Soͤhne Herin Johann und Herm er
von denen die Zeno ſo noch heutiges Tage
50 , en Hrfpenng haben. |
Das XXIII. Kapitel. Bi
| Bi etliche Fiſcher N Ru 1
Weſt⸗ Juden ern
4
1 IR Als nun Pia er wir 75 ö
N meldet, todtes ver DE, ‚bar
Her: Antonius, fein.
Ari kin Reichthum / Amt und |
erbet,, dieſer aher hatte keine Adel
Luſt, in dieſen kalten L ndern zu leiben⸗
derowegen er bey dem Fuͤrſten viel: 0 1
f bittliche ee gethan „ ihme
der in fein Land gehen zu laſſen / hat er ſol⸗
—.— nicht erlangen koͤnnen, dann der
Fuͤrſt hoffte noch durch Hülff 11 0 das
ange Mee zu beherrſchen. h e
Es waren erſt kuͤrtzlich von aun Fi,
fon eee Ace me „etliche gar reiche
und wohlbewohnte Inſulen erfunden wor⸗
den, derowegen der Fuͤrſt Herrn Antoni
bate , mit etlichen Schiffen auszulauffen 1
ſolche genauer zu erforſchen. Es gieng
aber mit dieſer Erfindung gar artig zu, und
weilen man doch gerne von einer Sache
den Haupt» Zweck wiſſen will, fo muß erſt⸗
lich, und vor e feiner Abfarth,
ſolche weitläuff tiger beſchreiben: Es find
vor ungefehr ſechs
vier Schiffe mit Fiſchern ausgefahren, wel⸗
che durch einen groſſen Sturm und Unge⸗
witter etliche Tage auf dem Meer hin
und wider gewerffen, wie es aber, wie das
gemeine Sprigwort lautet: Auf dem
Meer veraͤnderlich; Alſo haben auch dieſe
Fiſcher wieder guten Wind und auch fein
ſtill und hell Wetter bekommen, und als⸗
dann erſtlich ihre gar weite Entfernung
gegen Weſten zu verſpühret daß ſie wohl
N Tun e von webe
RN \ / ab⸗
25 in de isch en Linden 10
unde zwantzig Jahren
110 Beiß⸗Beſchreibung
abkommen, unterdeſſen find fie doch nicht
zaghafftig dabey geweſen, und weilen ſehr
kluge Steuer⸗Maͤnner darbey waren, ha⸗
ben fie vermercket, daß Land in der Naͤhe
ſeyn muͤſte, und da hat man gleich die
Schiffe darauf laſſen anfahren, und auch
wuͤrcklich Land gefunden, ſo ſie für eine
Inſul gehalten. Es iſt aber ein Schiff
davon ſo hart angefahren, daß es am Ufer
zerbrochen, und zehen Perſonen von den
Innwohnern gefangen, hernach in eine
ſehr ſchoͤne, Volckreiche Stadt vor ihren
König aeführer worden, darauf, der König
einen Dollmetſcher kommen laſſen, wele
cher dieſer Sprache kundig war, vorherg
aber ſeynd ihrer ſehr viel vorhanden gewe⸗
fen, da kein eintziger fie verftehen koͤnnen,
als dieſer letzte, welcher gleichfalls ein Aug:
länder, und lange zuvor auch durch einen
Sturm in das Land kommen; der fragte
den Fiſcher im Namen des Koͤnigs, wo⸗
her fie kaͤmen, und wär fie waren? Als fie nun
ihre Erzehlung von ihrer Reiſe abgelegt,
und dem Koͤnige alles angezeigt, wie fie
durch Sturm verſchlagen worden, wollte
der Koͤnig ſie nicht mehr von ſich laſſen,
blieben alſo in die fuͤnff Jahr in dieſen Fer 1
m
aller mitternaͤchtiſchen Länder. 111
u und lerneten die Sprache; Alsdenn er⸗
fuhre: . ep
nemlich Eſtotiland, und war einer unter ih⸗
nen der ſchon in vielen Orten dieſer In⸗
ſul gewe ſen, der erzehlte, daß es ein
ſehr reiches und an allen Dingen ein voll⸗
Kent Land waͤre, auch viel fruchtbas
rer als Ißland. Es habe i in der Mitten
einen ſehr hohen Berg, von welchen vier
Waſſer⸗Fluͤſſe entſpringen, ſo das gantze
Land befeuchten ‚die Innwohner ſind ſcharff⸗
ſinnig, und treiben allerhand Profefliones,
wie wir auch. Man glaubt, daß ſie vor
dieſem Kundſchafft mit den Unferen gehabt,
ka Sicher ſagte, daß er in des Könige
Bihpliotheck . geſehen, die fie doch
nicht mehr perſtehen, noch vielweniger leſen
N 5 denn ſie haben gar eine beſondere
proche, haben auch allerley Metall und
a bender iſt das Gold uͤber fluͤßig bey
ihnen zu finden. Sie handeln nach Groͤn⸗
land, von dannen fie Rauch Werck,
Schweffel und Pech führen. Der obbe⸗
meldte ‚Sicher berichtet auch, daß Sud⸗
waͤrts ein groſſes Bold wäre, welche auch
ein reiches Land beſeſſen, ſie ſaͤen Getrand
wie wir y 15 5 gut B n er, es giebt
nd Dis Ann auch
94 115 f * a
11 mc Reife Defchreibung 19).
auch überaus groſſe Walder, ſie bauen
ſtarck mit Mauern, und ſeynd viel Staͤdt
und Schloͤſſer allda, fie machen Schiffe,
fahren auf dem Meer, aber von Compaß
verſtehen fie nichts „ haben auch keinen
Magnet, deßwegen dieſe Fiſcher in groſſen
Anſehen bey fie geweſen / der Koͤnig hat ſie
auch mit 12. Schiffen ſeitwaͤrts auch einem
Land geſchickt, welches fie Drogio nennen,
aber ſie ſind auf dieſer Reiſe unglucklich ge⸗
weſen, durch einen Sturm verſchlagen wor⸗
den, endlich mit Muͤhe und Noth dem Meer
entrunnen, aber dargegen den Menſchen⸗
Freſſern in die Klauen gerathen, welche ſie faſt
alle gefreſſen, auſſer ihrer zwey / welche ihnen
ezeiget, wie ſie mit Netzen Fiſche fangen
oͤnnten, darum haben ſie ſolche verſchonet,
und haben ſie hernach taglich Fiſche fangen,
und ſolche den vornehmſten unter ihnen ver⸗
ehren muͤſſen, bekamen endlich des Volcks
Gunſt, und wurden vor maͤnniglichen lieb
und werth gehalten; Als aber der Ruff von
ihnen zu den benachbarten Voͤlckern kam,
war ein vornehmer Herz „der die Fiſcher
gerne bey ſich gehabt, damit er auch wiſſen
moͤchte, wie man die Fiſche fangen thaͤte,
derowegen fieng er einen Krieg mit dieſen
Herrn an, und als er den Sieg erhielt,
muſte
—
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 113
5 der feine Fiſcher ſelbigen uͤberlaſſen,
und dieſes iſt 10 vielmal ſo gangen, und ſagt
der Fischer, daß er in 13. Jahren, fo lang
als er in felbigen Rändern geweſen, auf ſolche
Weiſe mehr als 28. Herren ſey zugeichichet
worden, da 9555 mer einer den andern um
ihrentwegen b rieget habe, 0 nicht
lange an en Ort gel lieben d
talt faſt alle die Laͤnder durchwandert hüfte 17
h dieſes Land ſehr groß, und wie
Welt, aber grob Volck, 9
end, und erleiden 00 ame Kal
te di „daß ſie fich be⸗
Dede, da fie doch genug Thiere Häute fich
u bekleiden 1 n, kein Metal findet man
er derge⸗
u ihnen nicht „denn f eleben Nut vom Si
gen Kara e pieß, welche for⸗
nen ſehr fpitsig., ſolche legen ſie auf beede
B ogen: 0 Seynd gar wilde und freche Leute, i
kriegen "miteina der 170 Todt Feinde z
freſſen auch einan 111 . An ihre Oberften
und gar unterſchi We eſetze, noch weiter
ober gegen 1 5 1 1 eine beffere und
1
.
mperirte Lufft,, auch Si feine und ge⸗
igcte | eute, je 0 taͤdte „Kirchen
nd Goten, welchen fie Menſchen opffern,
a ene
. "Si 5
114 Reiß ⸗Beſchreibung
Silber und Gold. Als nun dieſer Fiſcher
fo viele Jahre in denen Landen geweſen,
nahm er ſich fuͤr, auf was Art es auch geſche⸗
hen koͤnnte, doch wieder in fein Vatter land
zu kehren, aber ſeine Geſellen hatten alle
Hoffnung verlohren, daß fie wieder in hr
Land kommen wollten, derowegen lieſſen ſie
dieſen allein fort, weilen ſie es nicht wagen
wollten, darauf iſt er durch die Waͤlder und
viel andere ungebahnte Wege nach — —
geflohen, allda er endlich mit groſſer Muͤhe
und nach langer Zeit, angelanget; nachdem
hat er ſich ans Meer begeben, und gefraget:
aus welchem Lande ſie kommen? Und als er
vernommen, daß fie aus Eſtotiland wis
ren, und er ſowohl der Drogianer als ihre
Sprache verftanden , haben ſie ihn gar ger⸗
ne zu ſich aufs Schiff genommen, und ihn
vor einen Dollmetſcher gebraucht / wie er
denn auch, nachdem dieſe Reiſe noch viel⸗
mal mit ſie gethan, auch ſelbſten vor ſich
gehandelt und Kauffmannſchafft getrieben,
biß er endlich ſo reich worden, daß er ſeine
eigene Schiffe ausruͤſten, und wieder in
Frießland fahren koͤnnen, und hat er ſo bald
er nach Hauſe kommen, den Fuͤrſten
Zichmini dieſes neu» erfundene Land ange⸗
zeigt, und weilen man dieſem Fiſcher guten
r naͤchtiſchen Länder. 11786
Glauben gad, und es ihrer mehr bezeigten,
refolvir
| jangen Armada in dieſe neue Laͤn⸗
hicken, und waren ihrer ſehr viel,
buch di Hoffnung groß war an
Leuben mächtiger gu werden,
Wie der Fuͤrſt Zichmini mit
eimer Armada ausfähret, und wie
wunde alſo alles zu einer groffen
groſſer Unfall darein, daß der Fiſcher,
welcher unſer Wegführer ſeyn ſollte, 3. Ta⸗
ge vor unferer Abreiſe ploͤtzlich ſtarb, daß
wir nicht wuſten was wir deginnen ſollten,
doch unterließ der Fuͤrſt deßwegen dieſe
Reiſe nicht; ſondern es waren noch etliche
Schiffleuthe vorhanden, weiche mit vo⸗
te ſich der Fürft , Herrn Antoni
8 Schiffarth nach Eſtotiland ver⸗
anſtaltet, aber es kam auch ein
tigen Biſcher heraus kommen, dieſe 1 5
en mitzufahren begebrs
Beiß⸗Beſchreibung
ſolche Schiffarth mit antretten, und alſo
legelten wir im Namen GOTTES
gegen Weiten hin, funden auch etliche klei
ne Inſuln, ſo unter Frießlan gehoren,
und als wir durch viele gefährliche Oetter
gluͤcklich bey Ledevo angelanget, haben wir
daſelbſt ſieben Tage Raſt⸗ Tag gehalten 7
und die Armada mit aller Nothdurfft ver⸗
ſehen, von dar find wir hernacher den 11.
Julü bey der Inſul Jlofe angelanget, weis
len aber guter Wind und das Meer ruhi „5
giengen wit vorbey, es blieb aber das gute
Wetter nicht lange bey uns, dann wir wa⸗ i
ren kaum auf dem hohen Meer, ß über,
fiel uns ein fo hefftiger Sturm und gras
ſames Ungewitter, daß wir in acht Tagen
nicht wuſten wo wir waren, verlohren auch
ſehr viel Schiffe, biß endlich bey wiederum N
vergangenen Sturm, die irrenden ſich wies
der zuſammen gefunden, fuhren alſo von
neuen unter guten Wind immer beſſer
Weſt⸗ waͤrts, und erſahen nicht lange
darauf ein Land, worauf wir gleich die
Segel richteten, und langten allda in einen
ſichern und guten Port an, es war aber ei⸗
ne groſſe Menge Volcks da, welche alle
wohl bewehret, uns die Anfarth verweh⸗
ven
A
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ni
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Y 1 wollten
I eg N
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ib, U
* > 82
9
118 | Reiß ⸗Beſchreibung er
ſchafft begnügen laſſen, und nichts meh⸗
rers als was ihnen von GOtt beſchehret,
verlangen, bleiben ſie bey ihren Geſetzen
unveraͤnderlich, um deß willen fie auch kein
frembdes Volck bey ſich einkommen laſſen,
ſen auch vor dißmal ihre Bitte an den
Fuͤrſten, er wolle ſie bey ihren alten Ge⸗
ſetzen und Gewohnheiten friedlich laſſen,
widrigen Falls würde es viel Bluts koſten /
weil ſie alle bereit wären, vor ihre Freyheit
zu ſterben; Jedoch damit ſie gar nicht
meynten, als wann ſelbige gar keine Ge⸗
meinſchafft mit Frembden haben wollten,
ſo koͤnnten ſie wohl einen von uns bey ſich
behalten, ihne mit guten Aemptern verſe⸗
hen, daß es ihme nicht gereuen ſollte, denn
die 10. Maͤnner, welche an uns abgeſandt,
waren lauter frembde Leute, ſie nehmen
aber von keiner Nation nicht mehr als einen
Mann, darauf antwortete unſer Fuͤrſt ſonſt
nichts, als er erkundigte ſich, wo ein ande⸗
rer guter Port zu finden waͤre; darauf
ſtellete er ſich, als wenn er gar wieder weg⸗
fahren wollte, aber er ſchiffete um die Inſul
herum, und als er Oſt⸗ waͤrts zu den Hafen
kam, der ihme war angezeuget worden,
fuhr er mit der gantzen Armada in vollen
| Seeg⸗
in die mitternaͤchtiſchen Länder, 129
2 ! Sun ey. Sem ven me
len hinein, ließ das Volck hurtig ang
ſteigen und in aller Eil mit Holtz und
erſehen, denn er beſorgte von den
n überfallen zu werden. ks
ch dieſe Sorge nicht vergebens
herum wohnenden Inſulaner
andern ein Zeichen mit Feuer und
„darauf fie fich bald mit ihren
€ gefaßt machten, und verſammle⸗
ſich hernach mit groſſen Hauffen ans
alſo, daß ſehr viel verwundet worden, etz
liche auch gar todt blieben: Es halff bey
ihnen nichts / man möchte ihnen Friedens⸗
Zeichen geben wie man wollte, fie ergetinm⸗
meten noch immer hefftiger und ſtritten ſo
eiffrig, als ob ihre ganze Wohlfarth darauf
beſtuͤnde; Derowegen wir auch uns nach
unſern Schiffen retirirten und davon fuh⸗
ren, wir nahmen einen groſſen Umſchweiff
um die Inſul, fie begleiteten uns aber fü
wohl auf Bergen als dem Meer⸗Geſtade
fernern Anlaͤnden zu ſteuren , da wir nun
gegen Norden um die Inſul herum fuhren,
kamen wir an gefaͤhrliche Oerter, in welchen
ſtatte und ſchoſſen mit Pfeilen aufuns,
wir auf 10. Tage zubrachten und in aͤuſſer - ie |
ſter Gefahr ſtunden die gantze Armada zu
1 — a —— —
| zu verliehren, doch war es zu un rm G ck
gut Wetter, als wir nun bis zum Eck ge⸗
rtgeſchiffet, doch
uf uns, dam | 2
a gebend. Wir waren
Willens, in einen ſichern Hafen anzu⸗
laͤnden, ob wir nicht noch einmahl mit ih⸗
nen zu ſprechen kommen koͤnten, aber es
gieng nicht an, weilen die Leute gar zu
wild gegen uns thaͤten, and ſtets in
Waffen waren, und wo wir ausgiengen
Bie parat uns anzugreiffen. Als der
Fuͤrſt ſahe, daß er nichts ausrichten Funte,
und ihm auch endlich an Proviant mangeln
moͤchte, fuhre er etliche Tage gegen We⸗
ſten zu, es entſtund aber ein grauſamer
Wind gegen Sud und Weſt, darum das
Meer etwas ungeſtuͤmm ward, doch gieng
unſere Armada noch immer ſtarck fort,
denn wir hatten noch uͤber 4. Tage den
Wind hinter uns, biß wir endlich Land ſa⸗
hen, weilen nun das Meer faſt aufgeblaſen
und ungeſtuͤmm, das Land uns auch unbe⸗
kandt, wuſten wir lange nicht was zu thun,
ob wir anlaͤnden oder weiter fahren ſolten:
a | 5 Doch
/
8
verſahe ſich die Armada mit Holtz 0
und Meer⸗Voͤgel, fanden auch fo viel
Eyer von Vögeln, daß ſich alles Bold recht
hertzlich wieder erquickte und erſaͤttigte.
Zu derſelben Zeit war es gleich mitten im
Sommer zu welcher Zeit denn die Lufft
in der Inſul ſehr fein temperirt und über.
die Maſſen luſt⸗ und lieblich war, wir ſahen
aber keinen eintzigen Menſchen, darum
wir auf die Gedancken gekommen, dieſes
3 32 ſchö⸗
—
— =»
—
feb
von
uns erſahen,
fer, Strom
8
A
in die mitternächtifchen Länder, 133
Dias uv. Kapitel
*
a,
Fuͤrſt Zech mini will eine Stadt
auf der Inſul Groͤnland bauen /
ſein Volck wird aber ſchwuͤrig ſo lan⸗
ge aus ihrem Vatterland zu bleiben,
darum ließ er den meinſten Theil
wieder nach Ißland ſchif⸗
5 950 fen. 1 8 .
ERS, Acdem nun Fuͤrſt Zichmini vers
nommen daß an dieſem Ort eine
+
* 4 et 7
x 2)
a
|
a \ (4 1 ’ -
S3 BR child: 2 21 5 11
— . t.! — —
8 — 1
giengen alles nach Oſten oder Auf
waͤrts, als ich mich nachmals gegen
der Land angetroffen, da fanden wir, da
wir bey der Inſul Neome angelanget wa⸗
ren, und da wir dieſes Land kenneten, merck⸗
ten wir daß wir vor der Inſul Ißland vor⸗
uber gefchiffet waren wir nahmen alfo Er⸗
friſchungen von den Inſulanern, weilen
ſolche des Fuͤrſten Unterthanen waren, und
ſchiffeten unter guten Wind in dreyen Tagen
nach Frießland, das Volck welches ſchon
vermeinet“ wir. wären laͤngſt verlohren,
weilen wir ſo lang auſſen geweſen, em⸗
pfieng uns mit groſſen Freuden. Nachdem
nun der Fuͤrſt Zichmini in den neulichft- er⸗
fundenen Lande eine Stadt Ahe
N de
RL
‚ER |
n die mitternächtiſchen Länder. 127
die Inſul beveſtigen lieſſe, iſt er noch 1
ter hinein ins Land gereißt ſolches gaͤntzlich |
zu erforſchen: Was aber allda ausgerichr .
tet worden, ſoll kuͤnfftig hin continuiret
7
*
ch habe ich Petrus
mir vergenommen, ſondern zu kuͤnfftiger
Gedaͤchtnuͤß der nachkommenden und den
jetzt Lebenden zur Wiſſenſchafft, damit
man erſehen kan, was ein Menſch auf der
Welt vor vielen Unfall unterworffen. Dar⸗
neben aber auch nicht zu verſchweigen, wie
wunderbarlich G Ortes Guͤte und Allmacht
„ ud: denn
1
ich am erften gedacht, GOtt hat
. dich verlaſſen, ſo ſtreckte er ſeine Gnaden⸗
. Hand wieder nach mir aus, und alſo ver⸗
Nane ſucht er alle Menſchen, ob ſie auch in der
Moth kleinglaubig oder zaghafftig ſeyn, er
ſetzet uns vielmalen auf die Probe, unſere
HBeſtaͤndigkeit im Glauben zu probiren.
Solcher Maſſen hat der grundguͤtige
Gott durch feine groſſe Barmhertzigkeit
mich nebſt noch andern Reiß⸗Gefehrten
von 68. Perſohnen uͤber gelaſſen, und uns
zu rechter Zeit Hülffe wiederfahren laſſen,
immaſſen ich mich ſchuldig erkenne, die groß⸗
fe Gnade Gottes die Tage meines Lebens
zu ruͤhmen. e
Dienet alſo zu wiſſen, daß ich aus Ber
gierd vielerley Dingen, deren die Welt⸗
Finder heutiges Tages faſt gar unerſaͤttlich
ſeyn, nemlich groſſen Reichthum und Ehre
zu erlangen, mich unterſtanden habe, als
1205 eigener Schiff + Parron eine Reiſe in
Flandern und Niederland zu thun, ha⸗
8
be alſo meine Perſohn, Hgab und Guth,
benebſt meinen aͤlteſten Sohn einem Schiffe
anvertraut und auf das Gluͤcke laſſen ankom⸗
men, aber der allerwiſſende GOtt hatte es
mir zum Beſten in ſeinen unerforſchlichen
,
-r
„ i diemitteenächtifhen’Länder. 15
Gerichten viel anders verſehen, wiewohl
ichs dazumal nicht ſo wohl verſtanden, dann
ich war kaum 5. Tage aus Candia (welche
Inſul vor Zeiten Creta genennet worden,
allwo ich mein Schiff geladen) gieng mein
Sohn mit Tod ab, welches mir uͤberaus
groſſes Leid verurſachte, und der groſſe
Schmertz und Kuͤmmerniß mein Hertz ders
maſſen durchtrunge, daß ich gar kleinmuͤ⸗
thig wurde, ja faſt gar kein Troſt an mir
mehr hafften wollte, weilen ich mir einbil⸗
dete bey dieſer fo langen und gefährlichen.
Schiffarth gantz verlaſſen zu ſeyn: Aber
ach GOtt, wie groß war meine Blindheit
und Unwiſſenheit, weilen ich dieſes fo mir
ee haͤtte dienen ſollen, vor eine
Straffe Gottes anſahe, nach dieſen er⸗
baͤrmlichen Zuſtand habe ich mit groſſer
Bitterkeit meines Hertzens und gleichſam
wider meinen Willen meinen Abſchied aus
Candia nach Niedergang der Sonnen ge⸗
nommen. Es haben uns aber die wider⸗
waͤrtige Winde immer fort nach der Bar⸗
bariſchen Seite gegen Atrica getrieben,
biß wir endlich durch das enge Meer bey
Gibraltar oder der Seulen Herculis durch⸗
kommen, und den 2. Juni mit meinem
—
ſehen des unverſehenen Steuermanns bey
„ 75 ke
TR * N
3 Beiß⸗ Beſchreibung
—ä Ä—v
— nn nn
Ungläcks⸗Schff nahe bey Cales Meles im
Hiſpanien angelanget, allda wir aus Vers
S. Peter in die gefaͤhrlichſten Seuchten ge |
rathen, und mein Schiff an einen Felſen
ſo unter den Waſſer verborgen anſtieß daß
unſer Steuer + Puder aus feinem Gang
kame, und die Angel daran ledig wurden,
zu noch mehrern Ungluͤck zerbrach das
Schiff an dreyen Orten des Schiff- Bor
dens, alſo daß das Waſſer gar ſchnell hin⸗
ein trat, und wir ſolches kaum vermochten
auszuſchoͤpffen. Dieſer fo unverſehene er⸗
chroͤckliche Zuſtand erneuerte mein Hertze⸗
leid und machte mir ſolches noch ſchwehrer,
doch verliche uns GOtt noch die Gnade
daß wir noch bey Cales Males anlaͤnden
konten, da wir von Stund an das zerbro⸗
chene Schiff ausladeten, und ſolches ans
Land zogen es wiederum auszubeſſern, wor⸗
über wir uͤber 25. Tage zubrachten, doch
war es auch hernach vollkommen gut, und
tüchtig, wieder unter Segel zu gehen, weilen
ich nun in Erfahrung kam, daß zwiſchen der
Durchl. Republic und Genueſern ein Krieg
entſtanden, muſte ich nothwendig die An⸗ g
zahl meiner Leute vermehren, daß ich alſo
u ER mit
re
2 x . .
— n
mit etlich 60. Mann den 14. Juli wieder
von dannen reiſete, damit war aber von
Feindlicher Seiten nichts zu vermuthen hät
ten, ſo nahmen wir unſern Cours auſſer
der ordentlichen Meer⸗Straſſen nicht weit
vom Vorgebuͤrge St. Vincenz, und weilen
dermahlen der Wind ſehr regieret, welchen
man nach ſelbiger Lands⸗Arth Agione nen⸗
net, war er uns fehr contrait und ließ uns
nicht zu Lande kommen, muſten alſo in die
45. Tage in der Naͤhe hin bey den Canari
Inſuln herum ſchweiffen,, und zwar an ale
1
damahls zu Muthe geweſen, viel Perſoh⸗
nen hatte ich in Beſtallung und der Proviant
iengan dünne zu werden, die Leut aſſen
und truncken ſtarck, weilen fie continue av»
beiten muſten, doch half GOtt endlich
daß ſich der Wind aͤnderte und wir in ein paar
Tagen guten Wind nach uns haͤtten, das
Mien aber wollte uns noch keine Ruhe
laſſen, daß uns alſo ein Unfall nach dem an⸗
dern aufſtieß, dann es zerbrachen etliche An⸗
daran zu flicken hatten biß wir es wieder
ſteiff anmachten, behalffen uns alſo biß gen
Be, | 1 Lila
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gel am Steuer⸗Ruder, daß wir alſo guuing
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Liſabonna in Portugall, dahin 15 da |
Herr Quirinus ſchiffet vo
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Beiß⸗Beſchreibung 1 2 € $
29. Auguſti anlangten-, allda ließ ich al
les aufs ſorgfältigſte wiederum zu rechte
machen, was uns im Schiffe zerbrochen
war, und verſahen uns auf ein neues mit
Proviant und aller täglichen Nothdurfft. 1
Dies xxvn Gapitl
Lifabonna weg / kommt auf dem
Meer in groſſe Noth und
ee Gkfaht e 2
weg von Liſabonna unſere ‚Reife
zu continuiren, die Winde waren
Be S En 14. Sept. fuhren wir wieder hin
uns uͤber die maſſen wiederwaͤrtig, abſon⸗
derlich da wir aufs hohe Meer kamen, doch
gelangten wir den 26. Octobris in Port bey
Maros, allda ich mit den meiſtentheil mei⸗
ner Leuthe die Kirche der heiligen zwöl
Boten St. Jacobs beſuchte, und unſere
Andacht daſelbſt verrichtete darnach bes
gaben wir uns gleich wieder zu Schiffe, denn
es war ſehr guter Wind, mit dem verhoffte
ich das Ende meines Vorhabens zu erreichen,
begabe mich deßhalber auf ee
in die mitternachtiſchen Laͤnder. 141
das hohe Meer hinein, nicht weit von Ca-
po finis Terræ, aber es continuirete der
Wind weiter nicht, und veraͤnderte ſich
den 5. Novembris auf einmahl und kam
immer hefftiger, ſo gar, daß er uns recht
aus unſern Weg zuruͤck warff, und falten
den Inſuln Sorlinges dahin fuhren. Die⸗
Inſuln gibts ſehr viel um Engeland
herum, von den Engelaͤndern Silly, von den
alten aber Hefperides oder Caſſeterides
genannt, wir konnten aber wegen des wie⸗
derwaͤrtigen Windes nicht zu denſelbigen
hinan kommen, dieſes war noch nichts, aber
anjetzo fieng ſich unſere bittere Todtes⸗
Gefahr erſt recht an, den 10. Sept. als am
Martini Abend, wurde das Meer ſo un⸗
geſtuͤmm, daß unſere Steuer: Ruder aber⸗
mahl aus den Angeln kam, und dieſelben
verlohr, welches der Zaun und die eintzige N
Sicherheit unſeres Schiffes ware, es
blieb uns auch nicht einer von ermeldten
Angeln, deren wir uns haͤtten bedienen
koͤnnen. Es mag nun der geehrte Leſer
ſelbſten erwegen, in was Schrecken, Angſt
und Noth wir dadurch verſetzet wurden,
daß es auch nicht viel gemangelt, wir wa
ren gantz verzagt, in Warheit mir war
2 95 nicht
|
x
x
9 f BER 17%
nicht anders zu Muthe, als wenn man ei⸗
nen armen Sünder den Strick um de
ſteich mur ihn zu erhencken, doch mu
ſte ich mir ein Hertze faſſen, und das Amt
eines Schiff⸗ Patrons recht in acht zu neh⸗
men, meinen ſchon halb todten Schiff⸗
leuthen mit Worten und Geberden einen
Muth zu machen. Wir banden das
Steuer + Ruder ſo gut an als wir konten,
ob wir uns noch eine Weile aufhalten moͤch⸗
ten, denn das Schiff gieng alle Augenblick
faſt uͤber und uͤber, aber es halff alles
nichts, denn das Steuer- Ruder rieſſe
ſich gar von Schiff, und war doch un⸗
ten im Hintertheil noch angebunden, ſchleif⸗
ten alſo daſſelbige wohl noch 3. Tage hin⸗
ter uns her, doch endlich brauchten wir
noch alle unſere Staͤrcke und brachten es
wieder ins Schiff, und bandens noch ein⸗
mal fo gut als uns möglich war, und das
mit es das Schiff im Hin⸗ und wieder Werf⸗
fen nicht fo hart anfchlüge, und es ſich
darnach gar aufthun moͤchte, muſten uns
alſo der Gnade des Windes und der Wel⸗
len ergeben, und kamen alſo immer weiter
vom Lande, da mir denn wieder ſonderlich
bange wurde, in Betracht, daß unſer
Pro-
roviant nicht zureichen wuͤrde, da der
Sturm noch lange währen ſolte derohal⸗
ben fuͤhrte ich ihnen ſolches zu Gemuͤthe,
und vermahnete fie, ſpahrſam damit ums
zugehen, damit wir deſto länger möchten
dargn haben, und uns nur des Hungers er⸗
ren. Sie gelobten nun auch alle an
daß fie genau leben wolten, alſo feate ich
etliche zu Proviant ⸗Meiſtern, welche
N mr
rechte Portiones austheilen möchten, dw ⸗
mit einer fo viel als der andere befäme, wie
ich mich denn ſelbſten mit darunter rechne⸗
te, als es nun immer hefftiger ſtuͤrmete,
und ich mir weiter nicht rathen kunte, ver⸗
ſchloß ich mich in mein Kaͤmmerlein mit bit⸗
terer Angſt meines Hertzens, und betrach⸗
tete das groſſe Elend, darein ich mich be⸗
geben, darauf richtete ich mein Sinn und
Muth zu GOTT, und befahl mich in
ſeinem gnaͤdigen Schutz, bereuete alle mei⸗
ne begangene Suͤnden, und bath um der⸗
ſelben Vergebung, das war aber die groͤ⸗
ſte Erleichterung meines Creutzes, daß
GoOtt meinen Sohn noch vor unſerer Aus⸗
fahrt aus dieſen Jammerthal abgefordert,
denn ſo er bey Leben geblieben und mit mir ein
ſolches Elend haͤtte ausſtehen muͤſſen, waͤ⸗
1 | 916
re ich vor Kuͤmmernis vergangen. Ich
betrachtete bey mir die Gebrechlichkeit de
Menſchlichen Lebens, wie kein *
auf der Welt ſich vor dem Todt
fönne, er möcht Kuͤyſer, König, Surf
reich oder arm ſeyn, mit dieſen und der
gleichen Gedancken troͤſtete ich 1 elber ,
und ſprach meinen Schiffen und Bots
Leuten felbften einen Muth ein;, tröftete
und vermahnete ſie aufs beſte, ſich mit
hertzlichen Bereuen ihrer begangenen Suͤn⸗
den allezeit zum Todte zu bereiten, ich fan
de auch, daß meine Vermahnungen bey
etlichen nicht umſonſt war, indem wir nun
in obbemeldter Gefahr uns befanden, ent⸗
ſchloſſen wir uns auf Rath und Gutbe⸗
duͤncken unſers Schiff ⸗ Zimmermanns,
aus den Maſtbaum und übrigen Seegel⸗
Stangen, zwey Steuer⸗Ruder l
damit wir das grauſame Hin⸗ und Wieder:
werffen des Schiffes koͤnnten verhindern,
welches wir auch alſobald mit groſſer Sorg;
fuͤltigkeit ins Werck ſetzten, und ſolche neu
gemachte Steuer⸗Ruder an ihren Ort be
veſtigten. | u
Es ließ ſich auch im Anfang zimlich gu
damit an, alſo, daß wir gute Dan |
. * eka
Ä m die bitch Bänder, Länder. 145 |
— — ln
men, aber das Ungluͤck wolte uns noch
ferner verfolgen, daß der Sturm und das
Ungewitter ſo hefftig zunahm, daß endlich
die beyden Steuer ⸗ Ruder gantz und gar
weggeriſſen worden. 7 darob erſchracken wir,
daß wir alle haͤtten mögen des Todes ſeyn,
waren nunmehro aller Huͤlffe entbloͤſſet und
verlaffen wurden auch von dem Wind
hin und her getrieben, daß wir gar nicht
mehr wuͤſten wo wir waren. Den 25.
Sept. nahm der Sturm ſolcher maſſen
überhandt / daß wir nicht anderſt vermeyn⸗
ten, dieſes wuͤrde der letzte Tag unſers Le⸗
bens ſeyn, derowegen wir dann alle zu-
ſammen den allmaͤchtigen GOT anruff⸗
ten, uns mit: feiner gnaͤdigen Huͤlffe bey?
zuſtehen „ wir thaten auch manches Ge⸗
lübde, wann wir davon kaͤmen, was wir
thun wollten, und wie wir unſere Danck⸗
barkeit gegen unſern hoͤchſten Wohlthaͤter
kuͤnfftighin mit rechtſchaffenen Hertzen er⸗
jeigen wollten ; Und in Warheit, es wa⸗
re damals ein groſſes Wunder, daß wir
nicht untergiengen. Gleichwohl ließ das
Wetter wieder etwas nach, aber wir ka⸗
men immer weiter gegen Weſten zu, un⸗
* . waren durch coninüit iich
K W
Regen Wetter und ter und Wind N
ſie in Stüden geriſſen, und ob wir dergleichen
wohl mehr hatten, dauerten ſie doch “-
| A 20
Nun Hatten unfere Schffweder Steur⸗
Ruder noch Seegel mehr, welches doch
die zwey nothwendigſten Werckzeuge a
ften ſeyn muͤſſen, und wir waren auch ſo
gar verſchmachtet, daß faſt keine Kraff ar
mehr in uns war, "und obwohl das S
fo entbloͤſet, gantz langſam daher gieng,
wurde es doch von den wuͤtenden Meer
ſo geſtoſſen und geworffen, daß es ale
wegen krachte, und zu Zeiten wurde es gar
von den Wellen beheckt, und mit vielen
990 erfullet, daß wir ohne dem ſehr
ſchwachen Leute ſolches kaum herauſſer
ſchoͤpffen kunten, wir verſuchten offt mit
den Grund⸗ Eiſen ob wir Grund finden
koͤnnten, und geſchahe endlich daß wir auf
80. Klafftern tieff einen Sandigten Grund
fanden, da thaten wir wie diejenigen, ſo
in einem tieffen Waſſer ſeyn, und nicht
ſchwimmen koͤnnen „ da fie nemlich alle
Mittel hervor ſuchen, damit ſie nicht un⸗ ö
tergehen, alſo ergrieffen wir auch dieſe
Gelegenheit, und weilen wir aufs Wale |
as „ Batz B.ſchrebung
Ta N \ u. * N f
. in die mitternaͤchtiſchen Länder, 147
e kommen, fo wolten wir auch die auſſer⸗
fen Mittel für die Hand nehmen, und probi-
en ob wir die Ancker koͤnnten auswerffen,
griffen, aber es halff uns endlich auch
Den 4. Septembr. an St. Barbara
Tag ſtuͤrmeten vier unbeſchreibliche groſſe
Wellen uͤber uns ein, daß wir endlich nicht
weiter kunten, und gieng das Schiff ſchon
oft gar unter, jedoch ob wir gleich alle
BB. 82%. Sraffe
1 Beiß⸗Beſchreibunng
Krafftloß und faſt todt waren „ fo ex
mannten wir uns doch, daß wir am
halben Leib in Waſſer ſtunden ı
la un
auszuſchoͤpffen angelegen ſeyn . |
liche Tage darnach ward es wieder kun
rein, aber den 7. Decembris fieng das
Stürmen wieder aufs neue an, und noch
darzu ſo grauſam und erſchroͤcklich, daß
wir abermal nicht weiter konnten, und
das Waſſer ſchon auf einer Seiten ins
Schiff hinein lieff, das wirs nicht mehr
wehren kunten; Damalen dachten wir nun
iſts geſchehen, und ſahen einander als Ster⸗
bende erbaͤrmlich an, endlich wurde 15
ein Mittel vorgeſchlagen, daß wir wollten
den Maſtbaum ſamt den Segelſtangen
umhauen, und hinaus werffen, damit da
Schiff von der groſſen Laſt erleuchtet, de⸗
ſtoweniger untergehen koͤnnte, fo geſche⸗
hen, wir hieben ihn ab, und darauf kam ei
Stoß von Wellen und wurff ihn ins Meer
doch ohne Schaden, und als wanns mit
Fleiß geſchehen waͤre, darnach ward da
Schiff gar leichte, und wir bekame
wieder ein Hertz das Waſſer auszufchöpfi
fen, darauf ward das Meer etwas ſtille,
und der Wind begunte ſich zu legen. >
nu
num das Schiff erleuchtert worden, und
zwar von allen Bäumen , welche nan
doch ſonſten unmoͤglich entbehren kan, wie
en ban ſeyn wird,
da geſchahe, daß an ſtatt wir eine Erleich⸗
terung verhoffet hatten, ſo befanden wir,
daß es gar auf einer Seiten hieng, alſo daß
das Waſſer gar leicht hinein lieff So
waren wir auch durch groſſe Mühe, aus⸗
geſtandenen Jammer und weniger Speiſe
o matt und Krafft ⸗loß, ja ſo gar von
Kraͤfften kommen, daß wir weder ſtehen
woch ſitzen kunten, und muſten doch das
Waſſet ausſchöpffen; Weil wir nun fas
hen, daß alles verlohren war, und nim⸗
nermehr an Land kommen wuͤrden, bes
ſchloſſen wir, ſo bald es ein wenig ſtille
eyn wuͤrde, wolten wir unſer Bote oder
wey kleine Nachen ins Meer ſetzen, und
Jarein begeben, und verſuchen ob wir ans
and kommen moͤgten, ſintemal es in-
ind Maſtbaum ans Land zu kommen, ob wir
a ſtuͤrben im Schiff, oder aufm Meer
erduͤrben , waͤre einerley, zum Sterben
hatten wit uns einmal bereit, ſo ſchifften
vir auf die 700. Meilen fo wir vom u
is
m
10 Beiß⸗Beſchreibung
de möchten abſeyn, alſo richteten wir un
ſere Bote zu, denn wir wollten darnach das
groſſe Schiff verlaſſen. Es waren aber ei⸗
nige in unſerer Geſellſchafft, die hatten ſich
zu ſehr zum Weine gewoͤhnet, und ſaſſen
den gantzen Tag beym Feuer, welches wir
in Mangel anderen von Cypreſſen⸗Holtz
anmacheten , weil wir ſehr viel geladen
dieſen Geſellen kam es nun ſehr hart an,
da ſie im kleinen Nachen weder Wein noch
Feuer haben kunten. Ehe wir unſern
Maſt + Baum verlohren hatten, muſten
meine Leute täglich 2. biß 3. mal zur Bet⸗
Stunde in meine Kammer kommen, jetzund
aber war alles aus, und konte keiner mehr
gehen noch ſtehen, ſahe alſo vor gut an,
daß ein jeder feine Hertzens⸗ Seufftzer
‚u Ge L schickte? in den Stande wis
er war. 1 SU A
In dieſen groſſen Aengſten kamen mir
allerley Gedancken im Sinn, unter an⸗
dern dachte ich was zu thun waͤre, daß, in⸗
dem das Volck in die zwey Schifflein
würde gehen, ſich daruber kein Zanck oder
Blutvergieſſen entfpringen moͤchte , zwar
hatten fie auch die Kraͤfften nicht darzu ge⸗
habt., wenn fie gleich uͤbereinander herge⸗
x —
n die miereonächifthen Länder. 27.
wolt , doch was thut der Zorn nicht,
kruͤmmt ſich doch ein Wurm, wann er ge⸗
tretten wird, und weil ein jedweder glaub⸗
lich lieber ins groͤſſere als kleinere Bot wird
wollen, alſo bat ich GOTT, daß er mich
erleuchten mochte, Weiß und Wege zu
finden, wie ſolchen Ubel vorzukommen,
da gab mir GOT ſonderliche Krafft und
Staͤrcke, daß mir in Sinn kam, daß die
Wahl bey der Bote geheim gehalten, und
bloß auf des Schreibers Looße follte ans
kommen, welcher eines jeden Willen of⸗
fenbahe machen ſollte , da geſchahe gleich⸗
fan ein Wunderwerck , denn da wir be⸗
ſchloſſen hatten, daß im kleinern 21. im
groſſen aber 47. ſeyn muͤſten, die 2 1. aus
eigenen Willen zu frieden waren, in das
kleine Bot zu tretten, und die uͤbrigen ins
groͤſſere, mir aber erlaubt zuletzt in das
jenige zu gehen, welches mir ſelbſten an⸗
ſtaͤndig ſeyn möchte / und koͤnte ich auch ei⸗
nen Diener mit mir nehmen, und wiewohl
ich bey mir beſchloffen, ins kleine Bot zu
gehen, weil es vortrefflich gut war , je⸗
doch als ich ſahe, daß meine Otficier alle
ins groſſe traten, aͤnderte ich meine Mey⸗
nung auch, und egg, ſamt einen Diener
Be... N 4
ins
— 7
= — 2410 .
ins N „ welches auch 2 .
fahrt verurſachet, wie weiter zu en
ſeyn wird; Als nun die Theilung gemachet,
kam es uns zimlich ſchwehr an, die 2. 2
folgends zu rechter Zeit zu bringen, das
rum nahmen wir alles aus dem groſſen
Schiffe was zur Ausruͤſtung der kleinen
vonnoͤthen, warteten alſo mit 1
em 1 Wetter. ee
Das XXV II Capitel.
ei Quirinus ſamt En
Schiffleuten und Soldaten ver⸗
laſſen (hegrofes Schiff mit allen koͤſt⸗
er aaren, und reterirten ſich
in zwe ace Bote oder
4
18 En 17. Decembris da ſich das Wet⸗ |
SE ter etwas befferte , zogen wir am
9 Morgen die beyden Boten ins Meer
nicht ohne groſſe Muh und Arbeit, ins
dem die Leute fo müde, daß fie kaum
f ch erhalten kunten, und als ich allen
°’rovianc fo ich noch konte zuſammen brin⸗
gen in gleiche di 15 5 tale. „ 1
VA 1 8
.
in die je miteeenächeißßen en r. 153 )
N wir jeden ſeine Portion ab, daß alſo
die 21. in den kleinen Schiffein eines ſo
viel als das andere, und die 47, im groſſen
1125 jeder eine Portion bekam, was
den Wein anbelangte , „ ſo war von
ben ſehr viel vorhanden, daß alſo jeder
Bot ſo viel nehmen durfte, als ſie zu fuͤh⸗
Bu getrauten , da nun die Stunde
kam, daß wir uns ſcheiden muſten, beruff⸗
te ich alle zu mir die am uͤbelſten bekleidet
waren, und gab einen jeden von meinen
Kleidern. „ ſo ich bey mir hatte, darnach tra⸗
ten wir zuſammen und nahmen Abſchied
voneinander, fielen einander um den Halß,
und vergoffen alle miteinander vi 15 Thrä⸗ .
nen „dann es gone uns ſchon, daß
wir einander in dieſer Welt nicht uche ſe⸗
hen wuͤrden, darauf ſtiegen wir ein und fuh⸗
land davon / das unglückliche Schiff hinter u
Jaffende »
Wir muſten auf 800. Faß ala,
ingleichen eine fehr groſſe Menge des gearbeis
teten wohl» riechenden Cypreßen⸗ Holtz,
Ingber, und e andern köſtichen f
Waaren im Stich laſſen. |
Alſo hatten wir nun an ſelben Tage
andere 8 , Rn nicht beſſer 8 |
enn
0 —
254 Beiß⸗Deſchreibung 110 70
denn in der folgenden Nacht, gegen Mor⸗
gen, entſtunde fo ein hefftiger Wind von
Oſt⸗Sud, der uns al n trieb, daß
fic) das Schifflein, worauf die 21. Mens
ſchen waren, uns verlohr , wir haben auch
nachgehends von fie nichts mehr erfahren.
Wir ſahen uͤbrigens auch wohl, daß wir den
ungeſtuͤmmen Meer nicht entgehen wir,
den, alſo beſchloſſen wir, vor das erſte,
daß wir ſolches wohl erleuchtern, und das
mit wir unſer Leben friſten moͤchten, be⸗
raubten wir uns ſelber der beſten Huͤlffe
und Nothdurfft unſers Lebens denn wir
wurffen einen groſſen Theil unſerer Speiß
und des Weins, ingleichen Kleider und andere
Nothwendigkeiten ins Meer. Bald dar⸗
auf wurde wieder gut Wetter, derowe⸗
gen richteten wir unſer Schiff gegen Oſten,
dann wir hielten darvor, das naͤchſte Land
wuͤrde an der Inſul Irrland ſeyn, am
Vorgebuͤrge gegen Weſten, aber es war
unmoͤglich, lang auf derſelben Straſſen
zu bleiben, wegen ſteter Veraͤnderung der
Winde, ſchweifften alſo hin und wieder,
mit ſchlechter Hoffnung unſer Leben zu er⸗
halten, ſonderlich aus Mangel des Ge:
traͤncks, weilen wir die Faͤſſer den an
117 Wan und
124419
Pi TOR: 5 1
in die mittermächeifchen Länder, o 88
und ialvaſier alle ind Merr geſchmiſſen,
und nur noch etwas weniges uͤbrig behal⸗
ten es ſturben auch ſehr viel weg, aus
der Ur chen, weilen ſie auf den groſſen |
Schi A ſehr abgearbeitet, und in
Spe und Srand kerglch eben müffen ,
im; ei he | continuirlich am Ruder ſtehen,
10
den Todt, man merckte bey ihnen zuvor
kein toͤdtlich Zeichen, ſondern fie fielen in
ſtarck Wein getruncken
156 Reiß⸗Beſchreibung
geſeſſen, die erſten waren fo da ſtarben,
und weilen der Wein nun gar zuſammen
gegangen war, wuſte ich ſelbſt nicht mehr
ob ich leben oder ſterben ſollte, denn wie
wir den letzten Wein austheilten, ſagte ich
zu ihnen, ſie ſollten nur den letzten Wein
miteinander austrincken, und darbey mit
Reu und Leyd ihrer Suͤnden ſich zum
Todte ſchicken: Auf dieſe meine Reden
ſtunden allen die Thraͤnen in den Augen,
erzeigten ſich gantz Chriſtlich, und bereite⸗
ten ſich zu einem ſeeligen End. Es war
aber der Durſt bey vielen ſo groß, daß
ſie ſich unterſtunden das Meer⸗Waſſer
zu trincken, da bekamen ſie ihre Huͤlffe
e und ſtarb einer nach den andern
da in. je 15 Ru 5
Ich war nebſt noch etlichen, welche ſich
darinnen maͤſſigen Ye und truncken ums
ſern eignen Harn oder Urin, welches die
meiſte Urſach war, daß wir beym Leben
blieben, und damit ich nicht groͤſſern Durſt
litte, enthielte ich mich des vielen Eſſens,
und aß gar wenig, dann wir hatten ſonſt
nichts als geſaltzene Speiß, ein ſolches
Elend trieben wir ſchon auf ſie⸗
ben Tage. 4
Das
indie jeiternährihen Linden, 5 .
8 Das XXV III. apitel.
N R
5 N
2 oder Inſul Santi ge-
0 . 1 |
a 2 ‚fahen unferer deute ener,
oh im Schiff war, vor uns wie ein
Schatten von Lande, dieſes verkuͤndigte er
uns mit ängftlicher Stimme, darum
wir alle mit groſſen Fleiß hinſchaueten, 5
weil wir deſſen ſehr begierig waren, als
es nun rechts ag war, befunden wir mit un⸗
fern gröften Freuden, daß es wuͤrcklich Land
war das wir vor uns ſahen, darum nahmen
wir unſere Schiff » Leute allzufanımen und
fingen an zu rudern, ob wir möchten zu
dem Lande kommen „aber es war gar zu
weit von uns, und der Tag nicht laͤnger als
2. Stunden „ da es nun wieder Nacht
war verlohren wir das Land aus dem Geſicht,
3 kunten wir auch aus grosser 1
—
Se mit einem 1 d
die
Quirinus kommt mit
(einen übrigen Leuten an Land /
und Be auf einen ee |
ne * N
11. Reiß ⸗Beſchreibung
Fi die Ruder nicht vielmehr bauchig und
1 wie es wieder Tag worden, hatten wir das
. Land wieder W er ein
116 | anders gar gebuͤrgiges Land welches gantz
| nahe vor uns lag, nahmens derowegen in
ein Verzeichniß und richteten unſern Com-
1118 pas darnach ein, daß wir es nicht wieder
N. verliehren kunten, darauf trieb uns der
11. Wind des Nachts um 4. Uhr gegen das
MN | Land, daß wir gantz nahe darbey waren
wir befanden aber an Schlagen der Wel⸗
len daß wir an einem gefährlichen Ork wa⸗
ren, derowegen ſich unſere Freude ſeht ver⸗
minderte, befahlen uns den lieben GOTT
und erwarteten unſer Ende alle Augenblick,
aber der grundguͤtige barmhertzige GOTT
halff uns aus dieſer Noth, denn wie unſer
Bot an eine ſolche Seuchte kam, geſchahe
ein Stoß vom Meer unterm Grund, hub
das Bot auf und ſetzt es ans Land, da wa⸗
ren wir aus der Gefahr erlöfet , naheten
uns alſo zu dem Felſen, da geſchahe gleich,
ſam ein Wunderwerck, denn weilen rund
um den Felſen kein ſicherer Ort war wo
man mit dem Schiff hätte hinkommen koͤn⸗
nen, ſo fuͤhrete uns unfer Heyland, Erd,
ſer und Seeligmacher eben an das bade
| Wi Ort
—
U
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 155
rt da es gut anzukommen war, daſelbſeet
ihren wir an, und ſprungen die Foderſen
gleich ans Land „ aus Begierde des
krancks, denn da lag das Land gantz von
Schnee bedeckt, welchen ſie Hauffenweiß
verſchluckten, ihre verbrannten Daͤrme wie
der zu erquicken , darnach richteten fie uns
auch einen Keſſel voll, und muſte ich ſagen,
daß ich ſelbſten fo viel Schnee zu mir genom⸗
men / daß ich ihn nicht auf den Achſeln er».
tragen koͤnte, denn ich dachte es waͤre mir
ſonder wohl darbey , aber ich befande das
Conrrarium ; denn es ſtaͤrben die Nacht
noch 5. Mann von meinen Leuten; wir hiel⸗
iM zwar dar vor daß es noch ein Uberreſt von
em geſaltzenen Meer⸗Waſſer verurſachet
haͤtte; Wir blieben die gantze Nacht im
Schifflein daſſelbige zu erhalten „ weilen
es ſchwach und baufaͤllig war, und moͤchte
leichtlich an den Felſen anſtoſſen ſo waͤre es
hin, ſo hatten wir auch kein Seil womit
wir ſolches konten anbinden, erwarteten
alſo des Tages, hernacher ſtiegen wir ans
Laud, und waren von 47. Perſonen noch
16: in allen übrig, da wir nun aufm Land
waren fanden wir nichts als Schnee, dar⸗
ein ſetzen wir uns zu ruhen, und dancketen
He „ , WO
|
160 Reiß ⸗Beſchreibunng
G Ott, daß er uns doch wieder aufs Erdreich
kommen laſſen. Nun muſten wir auch
bedacht ſeyn wie wir unſern Hunger ſtiller
wollen „ daßwegen fuchten wir auch was
uns von Proviant uͤberblieben, funden aber
nicht vielmehr, als Broſamen und Stuͤck⸗
lein Bißcotten , und ein klein Stuͤcklein
Kaͤß, benebſt noch einen Schincken, und
war darzu alles unrein, und gar mit Maͤuß⸗
Lorber vermiſcht, ſolches nahmen wir doch
und machtens bey einem kleinen Feuer, ſo
wir von Schiff ⸗ Brettern angemacht, zu
rechte, und ſtilleten dadurch unſern Hun⸗
ger doch zimlicher, maſſen. Da wir nun
hernacher eigentlich ſahen, daß es eine rech⸗
te Einoͤde, und ein felſigtes Land, worauf
wir ebenfalls crepiren muͤſten, reſolvireten
wir uns wieder abzufuͤhren, fülleten dero⸗
wegen etliche Laͤglein mit Schnee⸗Waſſer,
welchen wir im Keſſel beym Feuer zerſchmel⸗
tzen laſſen; Als nun der andere Tag anbrach,
giengen wir wieder in unſer Schiff, und
wollten verſuchen ob wir vielleicht beſſer und
bewohntes Land antreffen koͤnten, wuſten
aber nicht wo wir hinaus ſollten, da wir
aber ins Schiff kamen, da lieff das Waſſer
Hauffenweiß darein, Urſachen dieſes, ur.
u
en
9 1
n das Schiff voriger Nacht nicht ange⸗
gen, daß ſolches um aller Orten leck war,
7
unddrung das Waſſer fo ſtarck hinein, daß
es gle
fe € chrecken ans Land reteriren muften ,
doch wurden wir alle Bad naß, wie wir
nun alſo auf dieſen oͤden Felſen bleiben mu⸗
ſten, hat uns wieder eine groſſe Angſt uͤber⸗
fallen, weilen wir nunmehro keine weitere
en dare haͤtten, abſonderlich da
wir keinen Biffen zu beiſſen noch zu brechen
hatten, und weder unter Decke oder Dach
bleiben kunten, doch gab uns der liebe
GoOtt noch zu unſern Beſten ein, daß wir
von den Rudern und zwey alten Maͤnteln
und Segeln zwey Hüttlein baueten, das an⸗
dere, daß wir die Schiffbrerter zuhackten,
Teuer machten, und uns dabey waͤrmeten,
in die mitternächtiſchen Lander. 161
| unden geweſen, aus Mangel der Stricke,
hat es der Wind an Felſen ſehr übel zerſchla⸗
ch untergieng, und wir uns mit groſ⸗
unſern Hunger muſten wir mit Muſcheln
und Schnecken ſtillen, welche wir am Ge⸗
ſtade des Meers zuſammen klaubten, aber
deren waren auch gar wenig, doch muſten
wir uns wohl begnuͤgen laſſen, wenn wir
nur das Leben dadurch erhielten, in der
einen Huͤtte lagen unfere 13, in der an
Ye
dern
12 Reiß-Befhreibung g
dern aber nur drey, theils lagen, theils fafs
ſen auch im Schnee, denn das Feuer brand⸗
tenicht recht, weilen das naſſe Holtz foeinen
groſſen Rauch von ſich gabe „daß wir faſt
nicht mehr aus den Augen 15 kunten, und
waren die Augen geſchwollen, daß wir alle
vermeinten um unſer Geſicht zu kommen,
ſonſten ſtarcke, und vom Leibe wohlbeſetze
Maͤnner, und war ſolches alles noch bey fi
ein Uberreſt von den ſehr viel erſoffenen
Meer⸗Waſſer, weil aber wir 13. ſo noch
übrig geblieben, ſehr ſchwach, ausgemer⸗
gelt, und Krafftloß waren, ſo kunten wir die
Verſtorbenen nicht von dem Feuer weg
thun, blieben alſo z. Tage und 3. Naͤchte da
liegen, doch endlich brachten wir fie mit grof
ſer Beſchwerlichkeit aus unſern Hütten,
welche uns zwar wenig Schutz waren, vo
der groſſen Kaͤlte. % eee e
4
in die misternächtifchen Länder. 163
Am. Tag gieng mein Diener ans Ges
ſtade, Muſcheln und Schnecken zu fun
chen, denn wir hatten in der Welt GOt⸗
tes ſonſt nichts, wovon wir leben konnten,
da fand er am auſſerſten Theil des Felſens
ein kleines Haͤußlein, und Anzeigungen,
daß Vieh allda muͤſte geweſen feyn , und
gewiß auch Menſchen muͤſten da wohnen,
ſolches zeigte er uns alſobald an, und wir
nahmen uns ſo gleich vor, das Haͤußlein
in Poſſeſs zu nehmen, damit wir ein wenig
beſſer vor der Kälte verwahret wären, abe
drey von der Geſellſchafft waren ſo matt
und ſchwach, daß fie muſten zuruͤck bleie
ben, derowegen nahmen wir etliche Buͤn⸗
del Holtz von unſern Schiffbrettern, und
ich nahm mein Crucifix, ſo ich mir ge⸗
macht, meine Andacht dabey zu verrichten,
und welches ich allezeit mit mir ſchleppte,
und giengen nach dem obgemeldten Haͤußlein
und ob es wohl von unſerer erſten Woh⸗
nung über anderthalb Meilen nicht war,
jedoch weilen der Schnee ſehr tieff, und ich
der ſchwaͤchſte darunter war „kam es mich
gar ſchwer und ſauer an, biß ich dahin ges
langete, als wir nun hinein kamen, war
es und allen ſehr angenehm, da wir jo
. wohl
wohl vor den Wind als Schnee verſichert
waren, wir ſaͤuberten ſolches 1
AUnrath, und legten uns zur Ruhe, da bes
ſprachen wir uns nun wegen Nähe eines
Landes, und weilen viel Vieh⸗Koth dort
lag, welcher noch ſehr friſch war, glaub⸗
ten wir, daß die Leuthe im Sommer hie⸗
her kaͤmen, und muͤſten ſie nicht gar lange
Zeit von hinnen gangen ſeyn, und ob wir
uns wollten auf den Weg begeben, ſie zu
ſuchen, weilen wir aber nun bey aͤuſſerſter
Mattigkeit auch nichts zu eſſen hatten,
muſte es dißmal verbleiben, biß wir beſſer
zu Kraͤfften kommen moͤchten, derohalben
wir aus Hunger getrieben, ans Geſtade,
welches nur ein Steinwurff vom Hauſe
war, giengen, unſere gewoͤhnliche Nah⸗
rung zu ſuchen, wir waren an einen Don⸗
nerſtag ins Haͤußlein kommen, und biß⸗
hero nichts erſprießliches vor uns gefun⸗
den, auch uns gar mit An Muſcheln
und Meer: Schnecken beholffen, dißmal
aber, als den Sambſtag nach unſerer An⸗
kunfft, waren wir gluͤckſeelig, nehmlich es
begab ſich, daß unſere Geſellſchafft nach
Gewohnheit ans Geſtade gienge, vor un⸗
fern Hunger etwas zu erbeuten, ich aber
RR 2 11 war
ar
Run
fichet einer einen groſſen Fiſch todt am
er nun dahin kommen, ſolches wird dena
jenigen bekandt ſeyn, welche mehr in den
See » Ländern geweſen, und glaube ich,
daß eine ſtarcke Meer⸗Welle ihn ans Land
geſchmiſſen, und hat felbiger darnach freye
ich abſtehen muͤſſen, da er auſſer den Waſ⸗
er geweſen, doch habe ich ſolches vor eine
angehoms
jeoffe Gnade GOTTES ange!
nen, und daß der barmhertzige GO T T.
olches zu unſern Beſten geſchehen laſſen,
ins noch laͤnger beym Leben zu erhalten,
afuͤr wir GO T hertzlich dancken ſol⸗
en, nun wieder auf unſern Fiſch zu kom⸗
nen, fo ruffte der, fo den Fiſch gefun⸗
en, gleich feine Cammeraden und verkuͤn⸗
igte ihnen ſolches mit groſſen Freuden die
Bnade, ſo ihm wiederfahren, und da fie:
en Fiſch in viel Stuͤcke getheilet, brach⸗
em ie len mir nach Haube , ala c
4 i in die mitternachtiſchen Lander. 167 |
war gantz alleine zu Haufe geblieben, da
Geſtade liegen, welcher wohl auf etliche
Centner im Gewichte moͤchte gerechnet were
den, dieſer war erſtlich abgeſtanden, wie
in kleines Feuer angezuͤndet hatte, und wie
je nun den Fiſch brachten, kan eins er⸗
vegen, was vor groge Freude ich daruͤ⸗
3 ber
166 Beiß⸗Beſchreibung
ber empfunden, wir thaten gleich ein Stuͤck
im Keſſel, und lieſſen es ſteden, das andere
Theil thaten wir auf Kohlen, und lieſens
braten, als nun die andern auch nach und
nach zuſammen kamen, und den ungewoͤhn⸗
lichen Geruch von denen gebratenen Fiſchen
empfangen, verwunderten ſie ſich ſehr da⸗
ruͤber, indeſſen trieb uns der Appetit, daß
wirs nicht einmal recht gar ſieden lieſſen, ſon⸗
dern wir wurden aus Hunger genoͤthiget,
daß wir ſolches bald hinweg genommen, und
aſſen, wir trieben ſolches auf vier Tage,
und ſattigten uns, aber da es faſt begunte
auf die letzte zu gehen, und uͤbrig nicht viel
mehr vorhanden war, machten wir erſt ei⸗
ne Ordnung, daß uns der Fiſch in For-
tiones eingetheilet, gereichet ward, ums
terdeſſen aber hatten die zuruͤck gebliebenen
drey Mann / ſo in unſern erſten Huͤtten ſich
aufhielten, unſeren Abſchied nicht ohne
Schmertzen angeſehen, derowegen fie auch
nach etlichen Tagen dem Stäͤrckſten unter
ihnen fortgeſandt uns zu ſuchen, und derſel⸗
be kam gleich den Tag darauf, da wir den
Fiſch gefunden hatten, da er nun in unſere
Wohnung kam, war einer unter unſern
Geſellen, welcher neidiſchen Gemuͤths war,
m⸗
A*
in die mitternächtifchen Laͤnder. 187
ndeme er den Rath gab, man follte ihme
nichts darvon geben, und er wollte ſelben
ſchon abweiſen, aber ich widerſprach ihme
gleich, doch mit freundlichen Worten, und
beredete ſie alle, daß ſie ihme eine gute
Portion mittheilen, der blieb die Nacht
über bey uns, den andern Tag aber gieng
er wieder zu feinen Geſellen, ihnen unſer
von GOTT beſchertes Gluͤck auch kund
zu thun, welche dann nicht auſſen geblie⸗
ben, ſondern eiligſt erſchienen, und ſich
mit uns labten, weil wir nun eine Ord⸗
nung in Austheilung gewiſſer Portion ge⸗
macht, ſo hatten wir nach den erſten vier
Tagen, noch zehen Tage an dem Fiſche,
wir ſtilleten nicht allein unſern Hunger
ſondern wir bekamen auch wieder Krafft
und Staͤrcke, welches unſern ausgezehr⸗
ten Leibern gar wohl zu baß kam, und
glaube ich gaͤntzlich, der liebe GOTT hat
uns dieſe Gnad ſonderlich deßwegen ge⸗
deihen laſſen, weilen in der gantzen Zeit, a
ſo lange der Fiſch gewaͤhret, nichts als
Sturm und ungeſtuͤmmes Wetter gewes
ſen (daß wir auch dieſe Zeit uͤber nicht ei⸗
ne Muſchel oder Schnecken bekommen md;
gen, und hätten alſo elendiglich crepiren
8 =. müß
1
168 Beiß⸗Beſchreibung
muͤſſen, wo GOtt der Allmaͤchtige nicht ſei⸗
ne Gnaden Hand uͤber uns gehabt, als nun
der Fiſch gaͤntzlich verzehret, ſuchten wir wie⸗
der am Geſtade, womit wir uns kuͤnfftiger⸗
halten wollten. 3
Dios NHK. Cab.
Wie Herr Quirinus nebſt
ſeinen Cameraden wunderbarlich
erloͤſet, und von den Innwohnern
in Suiten eee wor⸗ 5
AN 7
9 —
S ar nun an dem, daß uns der lie
be GDtt aus unſern Elend erlöfen
wollte, und fieng ſich unfere Be⸗
freyung folgender maſſen an: Nehmli 170
es war in der Naͤhe herum etwan 8. Meilen
von uns ein anderer Felſen oder Vorgebuͤr⸗
geam Meer, darauf viel Fiſcher wohneten,
unter felben Fiſchern war einer mit 2. Soͤh⸗
nen, derſelbige hatte auf dem undewohnten
Land ſein Vieh in einen Haͤußlein eingeſper⸗
ret, nun kam den einen Sohn im Traum
vor, als wann das Vieh heraus kommen
wäre, ſolches ſagte er feinem Vatter, Pi |
ek
cher ſich felbft mit feinen Söhnen in einen
kleinen Schifflein auf das Meer begab, und
da ſie an einen Morgen fruͤh nahe bey un⸗
ſerer Wohnung ausſtiegen und ſahen, daß
es aus unſern Hauß rauchte, giengen fie
gerade darauf zu, und difcurirten ſtarck
miteinander, ohne Zweiffel aus Verwun⸗
derung was das ju bedeuten haben mi
ſte; Als fie nun alfo miteinander redeten,
115 ſolches einer von unſern Leuten, und
genſchen Stimmen, da ſprach einer
von unſern Schiffern: Ach! es ſind ge⸗
wiß ſolche Menſchen⸗Freſſer und Teuf⸗
feld» Raben, welche uns freſſen wollen ,
18 fie aber naher kamen, da höreten wir
lle, daß es Menſchen waren, darum lief
fen wir insgeſamt der Thür zu, aus Vor⸗
witz zu ſehen, was vor Leute es waͤren, und
ob wir uns Hoffnung zu unferer Erlöfung
machen koͤnnten, und als wir die zwey Men⸗
ſchen ſahen, welche gar nichts Barbari⸗
ſches in ihren Angeſicht hatten, da ward
unſer Hertz mit groſſen Freuden erfuͤllet,
aber ſie erſchracken ſehe, als fo viel unbe⸗
kandtes Bold um fie herum kam, daß fie faſt
verſtummeten, 12 wir ihnen aber mit
—
In die mitternächtifchen Länder, 12
1 gleich mit Verwunderung, ich höre
freund⸗
.
| * 1 g Na N x a Mr 1 * 1 NA =
7 Beiß⸗Beſchreibung
freundlichen Geberden und mwehmüthiger
Stimme ameigten, wie wir allhier „
groſſer Gefahr und ihrer Huͤlffe ſehr bes
duͤrfftig wären, fiengen fie an zu reden,
nenneten uns ihre Snful , und andere N
Dinge mehr, aber wir konnten kein Wort
davon verſtehen, etliche aus unferer. Ges
ſellſchafft hoffeten aus ihren Schifflein et
was Speiſe zu finden, 5 derowegen
ohne Huͤndernuͤß dahin, wo fie ausgeſtiegen
waren, ſie fanden aber nichts darinn, wir
muthmaſſeten, daß fie von einen nahgele⸗
genen Lande muͤſſen herkommen, weilen ſie
nichts zu eſſen bey ſich hatten, alſo beſchloſ⸗
ſen wir, daß zwey von uns (denn mehr konn⸗
te das Schifflein nicht ertragen) mit nach
den bewohnten Lande zu fahren, und zu der
andern Uberbringung weiterer Anſtalt ma⸗
chen ſollten. Es waren wohl etliche der
Meynung, wir ſollten einen von den Inſu⸗
lanern bey uns behalten, daß wir Dat
cherung haͤtten, und ſie uns uͤbrige gleich⸗
falls nachholen muͤſten, aber ich hatte keine
Luſt darzu, denn ich ſorgte, wir moͤchten die
uͤbrige Inſulaner damit erzuͤrnen und ſie he
nacher uns als Feinde tractiren, von des Ä
nen wir doch Hülffe und Rettung 1 ö
e 13 et,
mn die mitternächtiſchen Laͤrder. 171
get, alſo ſandten wir zwey von uns mit ſie
fort. Es war gleich an einem Freytag als
ſie wegfuhren, und wir erwarteten ſie mit
groſſen Verlangen, aber der Sonnabend
gieng voruͤber, es kam noch niemand der uns
abholen wollte, derowegen wir die gantze
Nacht mit Klagen und Seufftzen zubrach⸗
ten, und gar boͤſe Gedancken zu ſchoͤpffen
anfiengen, doch wir thaten ihnen darinnen
groß Unrecht / denn die Urſache ihres Ver⸗
zugs war dieſe, daß die Innwohner der klei⸗
nen Inful ihrer Fiſcherey nachgiengen, und
alſo niemand zu Haufe geweſen, biß auf dem
Sonntag fruͤh, der Capellan, welcher ein
Teutſcher, ihnen ſaͤmtlich nach vollender
Meſſe ſeinen Pfarr⸗Kindern unſere zwey
Geſellen vorgeſtellet, ihnen unſern jan
merlichen und erbaͤrmlichen Zuſtand vorge⸗
tragen, und ſie zu groſſer Erbarmnuß be⸗
weget, ja es hatten ihrer viel vor Mitleiden
geweinet, darauf hat immer einer vor den
andern den Vorzug in der Erbarmung ha⸗
ben wollen; Alſo daß ſie ſo gleich ihre
Schifflein zu rechte gemacht, mit Eſſen
und Trincken beladen, und zu uns uͤberge⸗
fahren, daß alſo der Heil. Sonntag uns
ein rechter Sonntag der e
nen | | | | Erloͤ⸗
N
172 Reiß ⸗Beſchreibung
—ů— —ũ7—5—ͤ— — — — ——— —
Erloͤſung wurde, denn es kamen uͤber ſechs
Schiffe, uns abzuholen, ſie theilten gleich
Speiſſe und Tranck unter uns aus, wel⸗
che ſie mitgebracht, wer konnte aber die
Freude ausſprechen, als wir dieſe Leute ges
gen uns in ſolcher Liebe und Mitleidungs⸗ „a
Weſen erfahen, der Capellan kam felbften
auch, welcher ein Muͤnch des Dominica-
*
ner- Ordens war, der fragte in Lateiniſcher
Sprache: Welches unter uns der Herz oder
Patron fey ? Da meldete ich mich mit einer
hoͤflchen Mine, und gab ihm auf Latei⸗
niſch kurtze Nachricht von meiner gefaͤhrli⸗
chen Reiſe, worauf er mich gleichfalls mit
*
Eſſen und Trincken regalirte, das war ein
guten Rocken Brod und Bier, welches
mir dermaſſen wohl bekam, daß ichs merck
lich fpührte, wie die Kraͤffte ſich bey mir wie⸗
der erholten, darnach nahm er mich bey dern
Hand und hieß noch zween mit mir nehmen,
da erwehlte ich Francifcum Quirinum aus
Candia und Chriſtophorumtłloravant von
Venedig, und wir folgten ihm ins Schiff
des Oberſten auf den Felſen oder der Inſul
Ruſtene, darauf wir in des Oberſten Haus
gefuͤhret worden; Es war dieſer Obriſte
eben auch ein Fiſcher wie andere, einer 155
ei⸗
—
» 1 \
in die mitternächtiſchen Länder. 12
‚feinen Söhnen, fuͤhrte mich bey der Hand
in feine Wohnung, denn ich war mit 1
Warheit zu ſagen, noch nicht Stand feſte
auf meinen Fuͤſſen, als wir in das Haus
kamen, gieng uns die Haus⸗Frau entgegen
und hat eine Magd hinter ſich her, da ich
nun wohl wuſte, daß die Leute ſonſten ſich
gerne ehren laſſen, ſo gedachte ich, du muſt
doch anſetzo ein Leibeigner ſeyn und fiel
vor fie nieder, ihr die Fuͤſſe zu kuͤſſen, aber
ſie geſtattete es nicht ſondern nahm mich
bey der Hand, führte mich zum Feuer und
reichte mir ein Schuͤſſelein mit Milch, in
Summa ich wurde gar wohl gehalten, man
that mir in allewege mehr Ehre an, als den
andern, und war ſchon vierthalb Monath
in dieſem Hauſe, dagegen that ich alles, was
im Haufe dienſtliches konnte verrichtet wer =
den. Es wird auch ſolches von Reifenden
erfordert: Denn wer hochmuͤthig iſt und
kan doch ohne andere Leute Gnad nicht les
ben „der nimmt ſich ſelbſt das Leben, denn ee
es veracht ihm jedermann , und gibt man ihn 1
nicht gern einen Biſſen Brod, meine andere Bi
Cameraden wurden gleichfalls in die Haus 0
‚fer eingetheilet / alſo daß ein jedweder verſor =
get war. Wir müſſen auch der ua
R e rey
N |
174 | Reiß ⸗Beſchrabung *
drey dedencken, welche noch in unſer andern
oder erſtern Huͤtten verblieben, davon wor
nur noch einer im Leben, wie wir abgeholet
worden, er wurde zwar mitgenommen,
aber er ſtarb den andern Tag, und wurden
alle drey ehrlich begraben, was die Raben
nicht ſchon verzehret hatten, denn es gibt
eine Arth ſehr groſſer Raben, welche faſt
wie eine Ganß ſo groß, und die ſich bloß
auf den Raub legen, und die im Schiff⸗Bruͤ⸗
chen ertrunckene Menſchen auffreſſen, wir
annoch Lebende aber / wurden allezeit freund⸗
lich tractiret, und nach ihrem Vermoͤgen
gantz wohl gehalten. | 1
Das XXX. Kapitel.
Folget nun eine Beſchrei⸗
bung der Inſul Ruſtene
und derſelben Einwoh⸗
ner.
S wohneten aber auf dieſen Fel⸗
I ſen oder kleinen Inſul Ruſtene auf
0. Seelen, und am Oſter Tage
communicirxten ihrer 72, als gut Saen 0
|
N
4
1
A
1 .
2
BR |
—
0 = ua
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 175
ſche Chriſten, fie unterhalten ſich und die
Ihrigen mit nichts als Fiſchen, denn es
‚wächlet in ihrer Landſchafft weder Frucht
noch Getraide, ſie haben auch z. Monath
Sommer, wie die andern mitternaͤchtigen
Nord Lander / faͤnget in Junio an, und
hoͤret zu Ende des Augufti wieder auf, und
in dieſer Zeit haben fie die Sonne conci-
nuirlich und gehet ſelbe gar nicht unter, in
Winter » Mionathen bleibt es auch ſtets
4
Nacht, und geht der Mond gleichfalls nichet
nieder, ſie fangen das Jahr hindurch eine
groſſe Menge Fiſche, und die beſtehen nun
in zweyerley Sorten: Nemlich Stock Fiſch
und Plat Fiſchen oder Halb⸗ Fiſche,
auch Schollen genannt, welche letztere
bey uns Teutſchen mit Schoͤtten⸗Erbſen
delicat find, fie werden nicht weiter geſal⸗
tzen und nur in die Lufft gehengt, daß ſie aus⸗
trucknen, denn fett ſeynd fie fo nicht, es
werden die Fiſche, wann ſie gedoͤrret ſeynd,
wie Holtz, und muß man ſelbige, will man
ſie mit Nutzen genieſen, erſtlich einweichen,
bevor man fie abkochen thut, man klopffet
ſie auch zuvor, und macht ſie hernach
mit Butter oder Schmals benebſt guten
Gewürze, Es iſt eim ſehr groſſer Handel
et 1 8 mit
125 Reiß⸗Beſchreibunng
mit ſolchen Fiſchern in gantz Teutſchland,
die Plateiſen ſaltzet man auch ein, weilen ſie
ſehr groß, und in vielen Stuͤcken muͤſſen zer⸗
theilet werden. Im Monath Maj reifen
fie weg von den Felſen, laden groſſe Schiffe,
darein wohl achtzig Faͤſſer gehen, fahren ihn
uͤber tauſend Welſche oder 280. Teutſche
Meilen in die Stadt Berga, in Norwe⸗
gen, allwo eine fehr groſſe Niederlage iſt,
weil allda Schiffe ankommen, da eins drey⸗
oder vierhundert Faͤſſer einlaͤdet, ſie bringen
dargegen allerhand Sachen, ſo in Teutſch⸗
land wachſen, und zu ihrer Erhaltung noth⸗
wendig ſeyn, diejenigen, ſo ſolche Fiſche fuͤh⸗
ren, die vertauſchen ihnen wieder gegen an⸗
dere Sache, abſonderlich unſere Fiſcher die
nehmen kein Geld, denn ſie wiſſen es nicht
anzuwenden, ſie nehmen auch Holtz⸗La⸗
dungen, damit ſie im Winter zu brennen
haben. Es ſind gar feine Leute, und ſind
ſowol Mannsbilder als Weibsleuthe / von
ſehr ſchoͤner Geſtalt, aber ſehr einfaͤltig,
ſie achten nichts, verſchlieſſen nichts was
fie haben, denn der Diebſtahl iſt bey ihnen
gar nicht gemein, fo geben ſie auch nicht
Achtung auf ihre Weiber und Toͤchter,
denn wir ſchlieffen alleſamt in einer Kam⸗
mer
1 0. “ N 8
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4 prime
ve IR
leget ich zu
Weibs⸗ und Manns: Bold, fo find fie
auch nicht fo neugierig, als wie die Teut⸗
ſchen, was nicht zuſammen gehoͤret, davon
machen ſie auch kein Weſen, ſondern ein
jedwedes thut nach ſeinen Naturell, was
es zu thun ſich vorgeſetzet, und giebt kein
Menſch auf das andere Achtung, ob gleich
die Weiber mit den halben Leib bloß gehen,
æſtimirt ſolches niemand, fie find ſehr gu⸗
te andaͤchtige Chriſten, fie verſaͤumen kei⸗
nen GOttes⸗ Dienft , abſonderlich wann
Feyer⸗Taͤge ſeynd, fie murren nicht, fie
fluchen nicht, ſo nennen ſie auch den Teuffel
Wann ein Ehemann ſtirbt, ſo haͤlt
die Wittwe an den Tag da er begraben wird
der gantzen Nachbarſchafft eine Gaſterey
oder Begraͤbnuß Mahl, und ziehen die
Gaͤſte nach eines jeden Vermoͤgen ihre ber
ſten Kleider an, desgleichen auch die Wit⸗
tib, und ſpricht den Gaͤſten freundlich zu⸗
0 daß
n Si
ichtiſchen Lande 5 179
unge net waren, n, ſon⸗
ntags oder Freytags hatten
e Meile in die Kirche, da
Neſter auf den elſen hin und wieder, und
er an die Haͤuſer, ſie waren dar⸗
ey ſo zahm, (cdi fie niemals erſchrö⸗
cket oder verjaget) daß wann die Weiber
nach den Neſtern giengen, etliche Eyer dar⸗
aus zu nehmen, und ſolche zu rechte ma⸗
wollen, richteten ſie ſich ſelbſt in die
chen
Höhe ‚daß ſie beſſer konten darzu kommen,
wann ſie wieder . waren, ſetzte ſich die
Ganß auch wieder ohne Schreck en auf ihre
Eyer. Wir haben vielmahl zugeſehen
bebe darob ſonderliches Vergnuͤgen ge⸗
Dieſer Felſen oder Inſul R uſtene iſt |
70. Meilen gegen- Welten zu, von dem
aͤuſſerſten Gebirge in „ſo man
d FR 12 1 gelegen, iſt
. es der Bin zimlich zuſammen
ern, doch uͤber . Fr 7
Krafft Hülfe unſer igen Erloůͤ :
55 = ‚Heplands dieſes alles d und
Ne enden Frühling kamen unzahlbar 5
vil wide Gaͤnſe dahin, die machten ihre
2 zim⸗
1996. Reiß-Befchreibung |
zimlich niedrig, und eben auffer etlichen Seh
ſen, da die Haͤuſer gebauet ſind; Es ſeynd
auch noch andere Stein⸗Klippen und Felſen
daſelbſt, welche zum theil klein auch theils
groß ſind, theils bewohnt, theils unbewohnt,
— Felſen hatte drey Meilen in den Um⸗
reiß. eee ee n,
In der Zeit da wir allda verharret
ſind wir oben» angedeuter maſſen von den
Innwohnern nach Vermoͤgen gantz freund⸗
lich tractiret worden, und haben in den ers.
ſten Monathen ehe wir uns wieder ausge⸗
ſtopffet ſehr viel von ihren Speiſſen geeſſen,
nemlich Butter, Fiſche, und auch zu Zeise
ten Fleiſch, doch wo fern die gemeldte
Speiſen nicht linde geweſen, wuͤrden wir
des vielen Eſſens wegen ſchon laͤngſten todt
ſeyn, wir kunten uns aber nach ihrer Art
wohl dazu ſchicken, und haͤtten wir an der
warmen Kuͤh⸗Milch wie ſie von der Kuh
kommt, eine vortreffliche Artzeney, und
mangelte uns daran niemals, weilen ein jed⸗
weder Hauß⸗Vatter 4. 6. und mehr Kuͤh zu
Unterhaltung ſeiner Familie aufziehet und
zur Nahrung behalt; Als nun der Mai
heran kam, und ſie um dieſe Zeit ihre Fiſche
nach Bergen zu fuͤhren pflegen, 8 !
| ie
le | 77 . g
nx die mitternachtiſchen Länder. 181
ches uns denn eine hertzliche Freude war,
ehe wir nun abfuhren, ſchickte eine vor⸗
nehme Frau ſo des Land⸗Vogts oder des
hoͤchſten Befehlshaber in dieſer Inſul ſeine
Hauß⸗Frau war, uns zu, und ließ uns
eine Verehrung thun, es war dieſer Ab⸗
geordnete ihr Geiſtlicher, welchen fie mit
ihren Schiff , fo von 12. Rudern beftunde ,
anhero abgeſandt, mit der abſonderlichen
Ordre, ob auch die Leute uns etwas zu wi⸗
der gethan oder ſonſten nicht wohl gehal⸗
ten, ließ ſich dabey entſchuldigen, daß fie
nicht eher was von uns erfahren, nun aber
waͤre ihr erſtlich unſer gefährlicher Zuſtand
zu Ohren kommen, derowegen ſie billich
ein hertzliches Mitleiden mit uns hätte, und
mit etwas wenigen Proviant auf die Reiſe
verſehen wollten, weilen fie doch vernome
men, daß wir mit nach Bergen ſeglen woll⸗
ten, uns allerſeits wuͤnſchende, daß wir gez
ſund moͤchten wiederum in unſer Vatter⸗
Land kommen. Nach dieſem Compliment
ließ der Geiſtliche ſein Schiff ausladen,
und beſtunde das Geſchenck in 60, groſſen
M 3 gedoͤrr⸗
ſich zur Abfuhr, und wollten uns auch
mit fortbringen, damit wir wieder einmal
zu den Unſrigen gelangen möchten, web
—
132 Reife Befchreibung 7
gedoͤrꝛten Stock Fiſchen, drey groſſe
Rocker⸗Brod und einen Kuchen, ſolches
ließ ich in Empfang nehmen, bedanckte
mich vor uns ſaͤmtlich, daß der Herꝛ Pater
die Liebe vor uns gehabt und die Muͤhewal⸗
tung auf ſich genommen, und weilen ich
noch ein ſchoͤn Pater noſter von Ambra bey
mir hatte, welches ich zu 8. Jacob in Gal⸗
litia bekommen, uͤberſchickte ich ſolches der
Frau Obriftin mit dienſtlicher Bitte, ſol⸗
ches als ein Andencken von mir gütig anzu⸗
nehmen, und damit bey GOtt vor uns
bitten wolle, daß wir geſund wieder in unſer
Vatterland kommen moͤchten, und wegen
guter Verſorgung und Recommendation
an unſere bißhero uns gantz wohl tractirende
Wirthe und Hauß⸗Vaͤtter ſagte ich noch⸗
mals ſchuldigen Danck, hätte im gering⸗
ſten nicht zu klagen, ſondern wir wollten
die an uns erwieſene Gutthaten Zeit Lebens
ruͤhmen, und in immerwaͤhrenden Gebeth
vor die Frau Obriſtin und unſerer Wohl⸗
thaͤter insgeſamt erſprießliches Wohlerge⸗
1 biß an unſer Ende verharrren. Darauf,
ieg dieſer Hr. Geiſtliche wieder zu Schiff
und kehrte wieder nach Hauß: Bey uns
aber kam die Zeit heran, daß wir auch von
| | | unfern
nx die mitternächtiſchen Lander. 185
unſern Freunden und Verſorgern ſcheiden
ſollten, welches uns der Capellan, der uns
zu erſt abgelanget anzeigte, uns auch zu
gleich eine Rechnung herbrachte, daß wir,
jeder zwey Cronen vor einen Monath be⸗
zahlen ſolten, welches in Betrachtung,
daß ſie uns doch allezeit wol gehalten, wir
nicht abſchlagen konnten, u merckte ich
wohl wie ſolches nur des Capellans Antrieb
geweſen/ weilen er vielleicht noch etwas ben
uns vermercket, und alſo muſte jedweder
vor ſeinen Theil 7. Cronen und alſo alle 13.
Perſohnen gr. Cronen bezahlen, da nun
unſer Geld nicht zureichen wollte , gaben
wir ihme das übrige an Silber⸗Geſchirꝛ ſo
wir noch bey uns getragen nemlich 6. il“
berne Schalen, ein halb Dutzend ſilberne
Loͤffel, und 6. eee Gabeln,
welches der geitzige Capellan vor ſich alleine
behalten, damit uns ja nichts von unſerer
unglücklichen Reiſe überbleiben moͤchte;
Wir wurden doch von allen Inwohnern
mit Fiſchen verehrt, und als wir von ihnen
Abſchied nahmen „ meyneten alle fo wohl
Weiber als Kinder, auch wir ſelbſt, der
Kapellan reiſete mit uns, biß zum Ertzz
Biſchoffen. Es hatte damahlen als wir
a M4 weg;
184 Reiß⸗Beſchreibung
wegfuhren, der Tag ſchon zimlich zugenoam⸗
men, daß er auch zu Ende des Maj die
Sonne 48. Stunden nacheinander geſe⸗
hen, da wir aber uns gegen Mittag wen⸗
den muſten, verlohren wir die Sonne, aber
es blieb doch heller Tag , da wir nun ohnge⸗
fehr eine Stunde gefahren, bekamen wir
die Sonne wieder, wir ſchifften durch viel
Felſen und Stein Klippen immer Sud⸗
waͤrts; Es war recht annehmliche Zeit,
abſonderlich von den groſſen Gethoͤn der 5
Voͤgel, welche auf den Felſen und Klippen
ihre Neſter hatten, denn da ſang und pff
immer einer beſſer als der andere, alſo, daß
es eine rechte artige Harmonie war, 1
bald die Voͤgelein nur ſtill waren, merckten
wir, daß es Zeit ſchlaffen zu gehen, und hiel⸗
ten wir unſere Nacht⸗Zeit, ob es gleich hel⸗
ler Tag bliebe, alſo ſegleten wir 15. Tage
mit continuirlich guten Winde, ſo uns ſtets
im Rucken war, wir funden auch an denen
Spitzen der Felſen jederzeit Merckmahle ö
und Zeichen, die uns die rechte Straſſen und
die Tieffe des Meers kund machten, wir tra⸗
fen auch viele Felſen an, ſo bewohnt waren,
und erzeigten uns die Einwohner alles Gu⸗
tes, da ſie hoͤrten, wie erbaͤrmlich es uns er⸗
gangen,
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 185
gangen, ſie gaben uns Milch, Fiſche und
alles was zur Nahrung dienet, und durff⸗
Din ihnen darvor nicht einen Heller bezah⸗
Es trug ſich gerade zu, daß wir den Ertz,
Biſchoff unter Wegens antrafen, zu wel⸗
chen unſer Herz Capellan reifen wollte
denn ſelbiger war uͤber die Felſen und Kirch
alle, ja in gantz Norwegen 35 und Groͤn⸗
land Ertz⸗Biſchoff, man nennet ihm Archi-
Epiſeopum Nidroſienſem, oder Ey Br
ſchoff zu Druntheim. Er kam mit zwey
Schiffen, ſo mit Rudern fortgezogen wur⸗
den, es waren uͤber 200. Perſonen auf die⸗
an Schiffen, wir machten unfere
Aufwartung bey ihm, und der Capellan melx
dete ihm unſer aller Geſchlecht und ungluͤck⸗
liche Schiffahrt, was wir für groſſe Gefahr
ausgeſtanden, Er erzeigte ein hertzliches
Miltleiden gegen uns, und erbote ſich alles
Gutes, welches er auch gleich in der That
erwieß, und uns gleich eine Vorſchrifft
und Recommendation in feine Erg» Bi⸗
ſchoͤffliche Reſidentz mitgab, worinnen Er
uns ihnen zum allerbeſten empfohlen, wie
wir denn ſolches bey unſerer Ankunfft kuͤnff⸗
tig verſpuͤhrten. Anijetzo aber wieder auf
„„ M7 dias
\
186 _ __ BeißrBefehreibung
das vorige zu kommen, ſo gedencke ich dieſes,
daß wir mit dem Biſchoff in ein langes Ge⸗ A
ſpraͤche kamen, welches uns balde der Forts
ſetzung unſerer Reiſe vergeſſend gemacht,
derohalben der Schiff⸗Patron endlich Er⸗
innerung that, daß es Zeit waͤre, wieder
weiter zu gehen, ſonſten moͤchte ſich der
Wind veraͤndern und wie hernachmals laͤn⸗
ger als es uns gefallen moͤchte, unter Wegens
bleiben muͤſen. 3
Da wir nun faft bey Druntheim ange,
langet, und unſer Schiff Patron vernahm, |
daß zwiſchen den Konig von Norwegen und
den Teutſchen ein Krieg entſponnen, ſo
verkuͤrtzte er feine Reife, und ſetzte uns in ei⸗
ner kleinen Inſul nahe bey Druntheim aus,
und befahl uns den Inwohnern, er aber
fuhr wieder in fein Land. Den folgenden
Tag war der Himmelfarths⸗ Tag unſers
einigen Erloͤſers und Seeligmachers JEſu
Chriſti, da führte man uns in S8. Ola
Kirchen, allwo der Stadthalter auch in⸗
nen war, und ſeiner Andacht pflegte, als
der GOttes⸗Dienſt zu Ende gieng, war⸗
teten wir den Stadthalter auf, mit Ver⸗
meldung, wer wir waͤren, da fragte er mich
gleich, ob ich Lateiniſch verftünde — 1
| ich
aller mitternaͤchtiſchen Länder. 137
ich denn gleich in dieſer Sprache beantwor⸗
„ darauf bath er uns alle auf ein Fruͤh⸗
tuͤck, und wolte er ſchon nach uns ſchicken,
wenn ſolches wuͤrde bereitet ſeyn, darauf
giengen wir wieder in die Kirchen, blieben
aber nicht lange allda, denn es kam bald
ein Canonicus, welcher uns in des Stadt?
halters Hauß abhohlete, allwo wir noch
viel andere Gaͤſte funden, welche er zu
Gaſte geladen, und beſtunden meiſten⸗
chels in Geſſichen Hekren, wir wur⸗
den gar freundlich empfangen, und mit
vielen Geruͤchten ihren 9 0 nach tra-
&iret,, die andern Gaͤſte vergaſſen das Ef
ſen faſt gar uͤber unſerer Erzehlung, und
fragte einer diß, der andere wieder was
anders, daß wir genug zu beantworten
hatten, hernacher verleg: man uns in gute
Loſimenter, und ward uns reichlicher
Umzerhalt verſchaffet, ich dachte nunmeh⸗
ro an nichts anders, als wie ich gluͤcklich
nach Haus kommen möchte, Derowegen
ich mich den andern Tag gleich erkundigte,
wie wir am beſten unſere Reiſen antretten,
damit wir in Teutſchland oder Engeland
a e, noch langen Geſpraͤc g
ward beſchloſſen, daß zu beſſerer 1 5 9
ns Beiß⸗Beſchrebung
heit wegen des Kriegs, und d nit wir nicht
ſo viel Meere zu pafhren, i ard d deſto e ie
15 Hülfe zu gewarten haͤtten, ſo wollten ſie
uns einen Landsmann 1 — 1
und dieſes war ein gebohrner eee 1
Her: Johann Franco ein Ritter, welcher
funf Tag⸗Reiſen von uns auf feiner H
Gütern, 1 in Schweden lügen 7
a Das XXXI. Capitel.
Bi Herr Peter O Dunn nus a
RL. feinem Landsmann in
ne F
Ls wir nun in die 8. Tage zu Drunt, |
RR heim geblieben, „machten wir uns
f N wieder Reiß⸗ fertig, ich verehrte
dem Stadthalter meine Fiſche, welche ni
zu Pferde doch nicht mitſchleppen konnte „
ferner gab ich ihm ein Silbern Petſchafft,
und Guͤrtel. Dargegen bekam ich voni m
ein paar teutſche Stiefeln und Sporn, ei⸗
nen Hut und ein Aextlein, mit ſeinen Wap⸗
pen und St. Olaus 4 8b, „einen ge
b eute 1
in die mitterna aͤchtiſchen Länder _
Ra ——. a 1 ur Fr 1
i m einiſchen Gulden, un
Be 0 des Erd Biſchoffen ein Pferd /
— ren zwoͤlff Perſohnen, bes
nebſt den Wegweiſer und drey Pferden, die
wir uns auf die Reiſe begeben, alſo reiſeten
wir 33. Tage nacheinander, und giengen
ſtets gegen Oſten zu, es blieb noch immer
Tag, wann die Abend ⸗ Zeit herbey kam,
fo hielten wir unſere Ruhe als wenn es
Nat ht geweſen wäre, wir hatten aber ſehr
ſchlechte Herbergen, indem vielmal kein Biſ⸗
‚fen Brod zu bekommen war, an etlichen Or,
ten mahleten fie Baum : Rinden, wie die
Kuͤrbis geſchnitten, thaten Milch und But⸗
ter daran, machten Küchlein daraus, und
ſolche aſſen fie an ſtatt des Brods, gaben
Milch, Butter, und Kaͤſe, auch Kaͤß⸗
Waſſer oder Schotten, auch Molcken
genannt, doch wir waren nicht eckel, wir
fanden auch wohl manchmal ein gut Quar⸗
tier, da wir Bier, Fleiſch, und andere
Nothdurfft bekommen, am allerbeſten ge⸗
5 fiel uns der gute Wille, wo wir allewe⸗
gen aufgenommen worden, und alles mit
; groſſer Lieb und Freundlichkeit hergaben,
** weuer wir aßen, , je weniger Herber⸗
A gen |
*
— 7
235 Beiß⸗Beſchreibung
... N |
gen wir funden, alſo, daß wir vielmahlen
ſehr ſpaͤte Zeit noch auf dem Wege was
ren, und in die Herberge kommen, wenn
die Leute ſchlieffen, denn ob gleich lichter
Tag war, ſo war es doch Nacht⸗ Zeit,
unſer Wegleither, ſo wohl wuſte, was
gebraͤuchlich war, that die Thuͤren in der
erberge auf, wir giengen hinein, fanden
iſch und Baͤncke herum, und lederne
Kuͤſſen, mit Pflaum, Federn ausgeſtopfft,
die man an ſtatt der Matratzen gebrauchet,
ſonſt fanden wir alles offen, und nahmen
zu eſſen, von dem, was vorhanden war,
darnach legten wir uns zur Ruhe. Es ge⸗
ſchahe auch offtmahlen, daß die Hauß⸗
Herren kamen, wenn wir ſchlieffen, beſa⸗
hen uns, und verwunderten ſich daruͤber,
wann ſie denn der Wegfuͤhrer hoͤrete, ver
dete er mit ihnen, und erzehlete, wie es uns
ergangen, und wo wir her waͤren. Dar⸗
uͤber kunten ſie ſich nicht genug verwun⸗
der, gaben uns Eſſen und Trincken, und
das vielmahl umſonſt, davor wir nichts bes”
ren durfften, alſo, daß wir alle in 53.
agen nicht mehr verzehrten, als die vier
Rheiniſchen Gulden, ſo mir zu Drunt⸗
heim waren verehret worden, auf dieſer
101 | Reiſe
von allerhand Thieren, unter
he, die wie Roh Böcke aus⸗
chen Schner⸗weiſe Vögel als
rund Reb⸗Huͤner, deßglei⸗
gar viel B
waren, und kommt ſolches vornehm⸗
zu remarquiren, daß auch die Mens
i in ihren 30. und 4oſten Jahren gantz
er ea haben, und find die ge⸗
ee ea a
Auf dieſer Reiß waren wir ziemlich lu⸗
fig und vergaſſen unſer voriges Ungluͤck.
Ein wenig nach vier Tage Reiſen, che wir
nach Stihimburg einen Eaftel , worin:
langeten, kamen wir an einen Orth, das
hieß Waſthen,allda iſt St. Brigitta geboh⸗
daͤchtige Regel von Weibes⸗Perſohnen,
be, ihren Obfervanz Capellanen geſtifftet
Rd
ER
N
welche ſo groß wie Gaͤn⸗
chen Schnee + weife Bären
oͤgel, welche alle Schnee⸗
von der Kaͤlte des Landes, da inſon⸗
nen der Herr Johann Franco wohnete, an⸗
ren worden, welche eine ſonderbahre an⸗
hat, an dieſem Ort haben die Chriſtlichen
nige und Fuͤrſten der enn 5 5
herrliche Kirchen, S. Brigitta zu Ehren
bauet , in dieſer Kirche habe ich 62. 2
gezehlet, und war das gantze Gebä
—
Rupffer gedeckt, dabey auch ein Sit, 0 |
1
rinnen waren viel andaͤchtige Nonnen von
dieſen Orten ſich aufhalten, wir wurden als
arme Frembdlinge aufgenommen, denn es
hat ja ein groſſes Einkommen, und geſchie
het den Armen daraus viel Gutes, immals
ſen wir dann daſelbſt gar wohl und reic
unterhalten worden. Nach zweyen Tag
reiſeten wir wieder von dannen und nach
Herrn Franco ſeinen Caſtellen hin „ u
ſelbſt wir innerhalb vier Tagen an
und wie wir ihn antraffen, hatten wir bey⸗
derſeits eine ſolche groſſe Freude, die nicht
auszusprechen, er erzeigte ſich recht wie ein
Vatter gegen ſeine Kinder, als er unſern
ungluͤcklichen Schiffbruch erfuhre, er ließ
ſich unſern Jammer ſehr zu Hertzen gehen 5
n
*
und bemuͤhete ſich „ uns zu troͤſten u
auch mit aller Huͤlffe und Rath beyzuſtehen
verſprach, wir blieben fuͤnffzehen gantzer
Tage bey ihme, und wurden binnen der
Zeit ſo wol verpfleget, daß wir ſolch zu Hauß
nicht beſſer hätten haben koͤnnen, es naher
te ſich nun auch die Zeit heran, darinnen
man
n die mitternaͤchtiſchen Länder. 198
man jahrlich Ablaß in St. Brigitten - Kir⸗
chen hohlet, es kam viel Volck aus fren⸗
den Laͤndern dahin, derowegen relolvirte
ich Her: Johann Franco gleichfals eine
Wallfahrt dahin anzustellen, und Ablaſſe
zu hohlen; Weilen wir nun alle eine groſſe
Begierde hatten, fo einer groſſen Zuſamm
menkunfft beyzuwohnen, und nach meiſt
überwundener Gefahr wieder mit Ablaß zu |
berſehen, fo erboten wir uns gleichfalls
mit zu reiſen, und abſonderlich uns wegen 5
einiger Gelegenheit nach unſern Vatter⸗
land fleiſſig zu erkundigen uns vornah⸗
men, alſo reiſeten wir mit ihm dahin, und
hat dieſer Herr Franco unſer Landsmann
mehr als hundert Pferde bey ſich, lauter
wohlmondirte Leute; Wir kamen alle Tage f
in gute Loſamenter „ den die Oerter wo Se
wir hin kamen, gehörten alle ihm zu, 1
derohalben wir von ſeinen Unterthanen
überaus wohl tractiret worden. Wir kamen
den Abend vor dem Feſt nach Waſthen,
da wir eine ſehr groſſe Menge Fremdling
funden, ſo von unterſchiedlichen Orten her
kamen, ja es waren welche da hinein ge⸗
kommen, welche über 600, Meil Wegs
weg wohneten. Allda kamen wir in Er⸗
Z
nemlich in Lodeſaͤ in einen Meer⸗Port 2.
Schiffe laͤgen, davon das eine nach
>, 0
ehr guten Zelter, der mich fo ſanfft fort⸗
trug , daß ichs nicht fuͤhlete, und habe
die Tage meines Lebens kein beſſer Pferd
geritten, es kame mir vortreflich zu ſtat⸗
ten, denn das Fieber nahm bey mir fehr
uͤberhand, und ſollte mir ſonſt übel gan ⸗
gen ſeyn, wo ich nicht ein gut Pferd ge⸗
habt. Wie wir nach Lodeſe kamen, wur⸗
den wir allda in einen Pallaſt einlogirt,
welcher nicht weniger praͤchtig, als fen
Caſtell, und hatte er ſolches ſich Ne
e | en
—
ii. haste . Lender. 175 .
fen zu einer? Bequemlichkeit, wenn er da⸗
hin reiſeten, darmnen logiren zu koͤnnen
allda wurden wir nun wiederum herrlich
tractiret, und verzogen noch etliche Tage,
— die ere ſich zur fte RR
made |
nr Das XXII. Kapitel. /
Here Peter Quirinus abe
weiter / und aus Schweden in
E bade und von dannen ferner
ac Teutſchland in fein Vatterland,
allwo er auch ee glücklich f
be änge langte. W
7 fin se nun die Seit i der Abfahrt vot⸗ 1
V handen, begaben ſich 3. von ums
5 * ferer Cômpagnie auf ein Roſto⸗
der Schiff r und giengen in Teutſchland,
darinnen war Nicolaus Michael mein
Schreiber, Ebtiſt. Florovanti mein Rath,
und Gerhard von Vincenz mein Truchſaß,
wir uͤbrigen Ste fuhren den 14. Decemb.
hinweg nach Engeland, und verſahe ung
Her: Matthäus mit aller Nothdurfft Wir
na sing 635 N von e und
W, con-
156 Reiß ⸗Beſchrebung
eontinuirten unfere Reife ti den ee
cels, alſo, daß wir in 8. Tagen in Enges
land hinüber ſchifften, und zu aͤuſſerſt der
Inſal Lißla, Nord⸗waͤrts anfuhren, all⸗
da brachte uns unfer fromme Schiff⸗Pa⸗
tron zu einen ſeiner guten Freunde, welcher
ſehr reich uͤnd mildthaͤtig gegen die Ungluͤckli⸗
chen und Schiffbruͤchige, als er nun von
uns vernommen, wie es uns ergangen, er⸗
wieß er uns alles Gutes, und muſten etli⸗
che Tage bey ihme ausruhen, hernacher
verehrte er mir 4. Roſinobel, und befoͤr⸗
derte uns auf die Reiſe nach Londen, von
da kamen wir gen Contabrigde, allwo ein |
vortreffliche Univerſitaͤt. Am Sonntag
giengen wir in die Benedictiner- Kirchen j
eine Meß zu bören , da kam einer von den
Herrn Benedictinern zu mir getreten und
moͤchte wohl an mir was erſehen haben,
welches ihm Anlaß zu mehrerer Erkaͤnt nuß
meiner Perſon gabe, derohalben er mir auf
Lateiniſch in die Ohren fagte: Ich ſollte nach
der Meß ein wenig verziehen, er hatte was
mit mir zu reden; Als nun die Meß zu En⸗
de, kam er gleich, fuͤhrete mich apart an
einem Orth in der Kirchen, und ließ ſich
allda meinen Zuſtand erzehlen , e
ö ihm
— 2
anzunehmen „ und mei
hrabe reiſen wolte, koͤn⸗
— BE ——
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= 1155 von n Sonden) zu Be |
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— —p — — — a ug Fe —
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— Te —⅛ . ee m — —5
gegen, und als wir zuſammen une lee
len wir einander d Halß / und wei
ten vor groſſen Freuden, daß wir uns wie⸗
pr fahen „darauf nahmen ſie mich und us
pdern meine Camergden, alle mit fich n
Haie PR und verſorgten uns als wenn wir
leibliche Brüder waren. Der edle pi
Marcanuova kam und befu te mich / wei⸗
len ich etwas ſchwach von der Reife , ſon⸗
ſten haͤtte ich ihme am allererſten dufge⸗
wartet, er nahm auch etliche zu ſich nach
Hauſe ſie zu verpflegen, nemlich Herrn
Franciſcum Quirinum meinen Better, ) und
Perrum Gradenigo, dieſe Funten in Wars
heit nicht beſſer argefommen ſeyn, denn ſie
waren ſehr baufällig, und wegen Schwa⸗
che des Leibes faſt in S Todtes⸗ Gefahr, wo
| N je nicht einen ſolchen gutchätigen Wirth ges
5005 der ſie ſo wohl gerjorget hätte,
liebe bey dem Edlen Herrn Victor Ca
5 Bine ‚undin Geſellſchafft Herrn Hierony-
mus Bragadini meiner beyderſeits werthe
Freunde / und habe bey ihnen gantz übers
| üffig alle meine beſte Gelegenheit habt,
ich immer mehr und mehr hätte mo
begehren. Sie beflieſſen ſich e
%
dern Kauff » Herrn auf alle Weiß und Wer
ge mir zu helffen, derowegen ich GOTT
dancke, ee ee
O GO wie groß find deine Gnaden
und Gaben, ſo du uns in unſern hoͤchſten
Nähen und Gefahr verliehen haſt, daß
du uns aus den aͤuſſerſten Jammer und
Elend zu ſolchen Uberfluß alles Guten ge⸗
bracht haſt ꝛc. Nach etlichen Tagen reiſeten
einige meiner Geſellen hinweg, als mein
Schiffer Bernhardus von Caglier , und
Andreas Perrus von Otrando „ihre Ge⸗
lübde fo fie gethan, zu erfuͤll en; Unſere
Kauffleute waren ſo raiſonnabel und gaben
ihnen Geld zu Reife , daß fie im geringe
ſten keine Noth leiden durfften. Wir uͤbri⸗
gen blieben noch über 2. Monden in Lon⸗
den, zwar wider unſern Willen, weil uns
die Edlen⸗ und Freund ⸗dienſtwillige Kauff⸗
Herrn noͤthigten, bey ihnen zu bleiben,
weil fie meynten wir wären noch zu ſchwach
zum Reiſen, hernacher wurden wir alle
gekleidet, und heraus ſt affirzt, jeglicher
nach feinen Stand, und ob ſie gleich ſol⸗
ches alles als ein Geſchencke anzunehmen
von uns verlangten, ſo thate ich es doch
durchaus nicht, ſondern danckte ihnen vor
VN den
8
ne
|
”
.
200 Reip-Befchreibung >
den guten Willen „ und ſetzte alles inunfere
Rechnung, doch bat ich ſie, daß ſie ihnen an
unſer ſtatt die andern Geſellen, als die es
wohl beduͤrfftig waren, wolten recommen-·
diret ſeyn laſſen. Nl Ar
Als nun die Zeit unſers Abſchieds von
Londen herbey kam, und wir allerſeits mit
Pferden und einen Wegweiſer verſehen
brachen wir auf , und gieng mit uns de |
Edle Her! Hieronymus Bragedino, einer
von unſern Wohithätern , und da wir wie
der ans Meer kamen, ſonderten ſich etliche
von meinen Leuten ab, welche ihren Beruff
weiter fortſetzen wolten, ingleichen Er ö
ciſcus Quirinus und Petrus Gradenicus-
die zwey Edlen Candiotten, welche ihre
Reife gantz incognito antratten; Wir
ubrigen aber reiſeten durch Teutſchland
nach Baſel zu , und in 24. Tagen g
langten wir an den laͤngſt erwuͤnſchten
Port unſers geliebten Vatterlands , der
wir und Welt » berühmten Stadt Ve⸗
nedig. 74 | N 2
A Alſo hat mich der liebe GOTT info
vielen Gefahren ſo wunderbarlich er
ten, auch friſch und geſund wieder zu Hauß
gebracht, wie ich denn alle 9
gleich
che nah in 5 Wobſtorde ke ee
den, darvor ſeye dem allmächtigen . ee
2 2 2 2 „Dat, 0 und Preiß. 5 — 10
Das XXXIIũI. Capitel. 2. A
| SuneSefheibungerSrf 0
In 1 5 nebſt einer merck wur . .,M
n Geſchichte, welche ſich vor etli⸗
ER Jabra darin zugetra⸗
5 - geſe Sful ik hwifijen: den obge⸗ wa.
N dachten feften Lande Eſtotiland und Bi
der Inſul Drogen , gen Nova ß
Francia oder Terra Nova zu gelegen, die j 10 |
es chiff⸗Leute nennen es die Teuffels⸗ Inſul,
gen der vielen Geiſter und Geſpenſter, die
ſich allzeit allda hören und ſehen laſſen, und
den Menſchen ſo wohl bey Tag als Nacht
viel Leid und Verdruß anthun, derowegen
ſie auch jederzeit unbewohnt geblieben, wel⸗
ches aber ſchade, darum, weil dieſe Inſul
b 8 allen benachbarten die ſchonſte und groͤ⸗
5 S0 ſich nun zu Zeiten begiebet, 5 *
ton Sa in ge Gegend ur a:
4
\
8
— 288 Baß ⸗ Bil ſchreibung
Y 7 5 e ſelbige gemeini ich einen
Sturm außſtehen, und da hören eine a
Lufft, bey ad Garen Due ein. groffe:
Gemurmel und Geſchrey, fo Babes ng
net, als wären etliche 100, Bias ms .
hammer | 865
Dieſer Saful 905 8 denen af
e gedacht, un in allen wohlg
machten Land⸗ Carten, 2 derfelb 115 Gegend
eingeſetzt. Sonderlich aber iſt ſie in drüten
Tomo Navigationum Ramuſii pag. 42 5.
und im 23. Buch Coſmographiæ uni-
verſalis Andr. Theveti Cap- 6. pag 1019.
— 5 ig gene N Die 5 von gez.
dachten Authore bahnen wanne zu⸗
getragen: 7% 37% M
2 der vortreffiche ee
mann Jacques Chartier, ein gebohrner
Frantzoß , feine erſte Reife im Jahr 1534.
geendiget, und bie: neue arne ſo ei
at. N 4
In! aͤchtiſchen Le 208
nach Nora Francis genennet worden „ er⸗
nden hat, ließ ſich König Francıscus I.
i e Erfindung ſehr wohl gefallen „und! hatte
lens dieſelben Länder mit gebohrnen
Frantzoſen zu beſetzen nicht aus der Inten
kn gro Ten Nutzen von ſelbiger zu haben,
ndern ich nur einen unſterblichen Namen
bey der Nach⸗ Welt zu machen, ließ er die
wilden und Barbaliſchen Volcker zu feiner
17 und Chriſtlchen Glauben bes
kr Dieſemnach befahl er einen ſeiner vor;
nehmſten Edelſeuten / mit Namen Her: von
Nobervall/ „daß er etliche Schiffe folte aus;
rüften und mit allen zugehörigen: verſe⸗
en „auch eine, gute Anzahl von Manns⸗
und“ Weihes⸗Perſonen, und zwar lauter
Frantzoſen zu ſich zu nehmen, und nach
Novam Franciam himuſchfen, und das
Land. zu beſetzen.
Welches dann gemeldter Herz von
Roberbal mit heſondern Fleiß ins Werd
richtete y und rüftete einige anſehnliche
Schiffe aus, nicht allein durch Hülffe und
ſonderbahre Gnade des Koͤniges, fondern
er ſelbſten wendete eine groſſe Summa fer
Me eigenen Guts ut, er nahm zu ſi 10
1% Belß⸗Beſchreibung
viele von Adel, wie auch Burger, Bauren
und vielerley Handwercker, gehen
lich viel Frauenzimmr. 5
Unter dieſen war ein Fraͤulein⸗Namet
Margaretha, eine nahe Bluts⸗ Freundin
des Herrn von Roberval, welcher er ſehr
viel vertrauete, auch war unter denen vo
Adel einer, fo er mitfuͤhrete, der mehr aus
Liebe zum Fraͤulein, als Dienſten des KH
nigs ſich auf das Schiff begeben, wit
es denn bald hernach der Ausgang gezei⸗
get hat. „ 1 5
Denn als tie auf das hohe Meer ka⸗
men, unterlieſſen dieſe zwey Verliebten nicht
heimliche Zuſammenkuͤnffte anzuftellen e
hatte aber das Fraͤulein ein alt ⸗ verſchla⸗
genes Kammer ⸗Maͤdgen, welche zu dieſen
Naͤchtlichen Zuſammenkuͤnfften ſchr wohl
abgerichtet, und die Wache allezeit verrich⸗
ten muſte, es konte aber doch nicht ſo ge⸗
heim zugehen, als fie wohl wuͤnſchten, ſon⸗
dern es kam ehender, als fie es vermuthet,
vor dem Herrn von Raberval, wie
übel ſich feine Muhme verhielte. Der
aber, als ein verftändiger Herz, ſich ſeinen
Zorn nich tmercken ließ, wie hefftig er 100 |
le 2
a
25 Da nun die Schiffe nahe zu . Seufs
ques Chartier 3 ſamt den andern 5
ren, und er wendete ſich gegen das Geſta⸗
ne Muhmencbſtihren alten Kammer⸗Maͤd⸗
der Ort , wo fie ihren begangenen Feh⸗
ler büffen It „ließ ihr alſo ein wenig Pro⸗
viant, 4. R oͤhren, Pulver und Bley ger
ben, damit ſie ſi ch der wilden Thiere er⸗
wehren koͤnten , darneben ſich denn das
Fraͤulein ſehr übel bezeugte; Als aber der
von Adel dieſe Grauſamkeit erſahe, „wollte
er lieber ſeinen Fehler zugleich buͤſſen, weil
Sachen „un ſprang zu feinen geliebten
Fräulein ans Land 3 Darauf dann der
Herz von Roberval feirten Weg fortſetzte,
11
m die mitternachtiſchen Länder. 20%
| , mehr s den von Adel , 4 erzürnt .
— Inſul kamen „ließ er den Herrn Jaa⸗
de der unbewohnten Inſul, da ließ! er ſein
1 ans Land ſetzen, und ſagte zu ihr, diß
er beſorgte, man möchte es ihm nicht v viel
beſſer machen, und ihn in eine anderem
I ſetzen, fo ſtellete er alle Todtes⸗ Gefahr
beyſeits „nahme ſeine im Schiff habende
und ließ alſo dieſe drey Perſonen auf dern
unbewohnten Inſul voller Angſt und Schre.
Ken. war 298 bey ſich ſelbſten 1 0 }
nn er
— 9
FEET
2 u
a x =: 8
—
—
))
eſpenſtern und boͤſen Geiſtern geplaget
m „ dieſe kamen, belagerten ihre. Buͤt;
ten, überall wollten ſie einreiſſen N
fen ſich in allerhand ſchroͤcklichen und ab»
ſcheulichen Geſtalten, wie wilde Thiere und
dergleichen ſehen, dahero ſie recht andaͤchtig
beten lerneten, fie bereueten ihre Sünden ,
und befahlen ſich GOTT, dahero denn die⸗
fe Geſpenſter ſelbſt nachlieſſen fie ferner zu
plagen, doch hoͤreten ſie offt bey der Nacht
ein ſolch ſchroͤcklich Geſchrey, als wenn
ei hundert tauſend Menſchen bey einander
waͤren. 6 g ET,
. 0 l 2 a {
* N i f Es
2 in die mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 205
Es war nunmehro die Zeit herbey kom⸗
inen, daß fie bald von ihrer Leibe Frucht
ſollte entlediget werden: ſiehe da ſtarb un.
vermuthet der von Adel vor lauter Befüm
mernüß und Hertzeleid, weil er ſahe daß er
nunmehro in 8. Monathen kein Schiff ge.
ſehen/ davon er hätte Hülffe bekommen koͤn⸗
nen; Dieſer Tod gienge dieſer guten Fraͤu⸗
lein ſehr nahe zu Hertzen, wuſte nicht was
n „doch ſie machte aus
er Noth eine Tugend ; und wehrete ſich
Hebft ihrer alten Kammer Magd tapffer
vor den wilden Thieren, mit ihrer Flinten,
und ihres berſtorbenen Liebſtens Schwerdt,
wie ſie denn etliche Schnee: weiße Bären und
Andere Thiere mehr erichoffent: Als ſie nun
auch ihres Kindes geneſen, und ſolches ſo gut
als fie Fofite ſelber in GOttes Namen ge⸗
taufft : ſiehe da gab ihr bas Verhaͤngnuß
noch einen harten Stoß, denn da ſie etwan
ſechzehen Monath auf dieſer Inſul gewe,
n, da ſtarb auch ihre Magd, und bald dar.
auf das liebe Kind, deßwegen fiel ſie in ein
noch groͤſſeres Leyd , weil fie ſich von
allen Menſchen verlaſſen ſahe, und nie,
Hand vorhanden, mit dem ſie haͤtte ſprechen
oͤmen, jo war ihr Kummer deſto groͤſſe r,
005 1 de i
1 a *
208 Reiß ⸗Beſchreibung
| wei ſie ſowohl Tag als Nacht ohne Unter⸗
laß muſte zu Felde liegen / ſich der grauſa⸗
men wilden Thiere zu erwehren, von welcher
ſie ſtets geplaget war; Ja ſie war ſo unruhig,
datz wo nicht die ſonderliche Schuͤckung
Gottes gethan, wäre ſie gar in Verzweiff⸗
N
|
|
|
lung gefallen, denn wie fie hernach ſelbſten
erzehlet, fo hätte ſie faſt bey zweyen Mos
nathen ſolche abentheuerliche und erſchroͤck“
liche Geſichte nacheinander geſehen, wels
che ſie alle zu beſchreiben nicht ni d
ſeynd wuͤrde, doch ſo bald ſie G
inniglich angeruffen, ſeynd fie gleich ver
wunden.
0 |
Endlich als fie 2. ganzer Jahr und
5. Monath an dieſem wilden Ort gewe⸗
ſen, ſo kam endlich der laͤngſt- gewuͤnſchte
Tag ihrer Befreuung, indem fie etliche Nis
ſcher aus Nieder⸗ Britannien vorbey fahren
ſahe, welche Morhvellen oder Stockfiſch
fangen wollten, da verfuͤgte fie ſich ſogleich
ans Geſtade, ſchrie, fo laut ſie vermoch⸗
te um Huͤlffe an, gab ihnen auch ein Zeichen
durch einen Schuß; Die Fiſcher aber mey⸗
neten es wären nur Teuffels⸗ Geſpenſter,
weil die Inſul von allen Menſchen unbe⸗
wohnt, als ſie aber näher ankamen er⸗
7 | ann⸗
in die mitternächtifchen Länder. 2?
kannten fie, daß es eine Weibs⸗Perſohnnn
war, nahmen ſie alſo auf ihr Schiff, und
führeten fie wieder nach Franckreich, alda
ſie lang gelebet „ und hernach die uͤbrige Zeit 5
ihres Lebens in der Stadt Neutron in Pe⸗
rigorter Lande zugebracht, allwo fie auch |
erzehlet . wie es ihr ergangen.
Das XXXIV. Kapitel.
Von Nord⸗ Polo / und
deſſen Laͤndern / ſo daran gelegen /
und was es mit denſelben vor ei⸗
ne 5
0 120 haben wir bißhero den groͤſten
I Theil derer aͤuſſer ſten Septentrio⸗
naliſchen Inſuln und Laͤnder, ſo
5 N; am naͤchſten gelegen ſeyn, betrach⸗
tet, und das Mierdwürdigfte, was darin⸗
nen zu ſehen, zu hören, oder ſonſten ſich
darinnen zugetragen nach allen Umſtaͤn⸗
den beſchrieben: Jetzo aber waͤre es Zeit,
daß wir uns gar unter den Polum begeben,
aan uns zu N es mit den deu⸗
5 ten
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2 — a ee Di Fe
— — Bee —— —j—E.
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— >, 9 22
ao Beiß⸗Beſchreibung
ten , Thieren, Laͤndern, Waſſern und
andern Sachen vor eine Beſchaffenheit hat,
ſolches aber ins Werck zu richten, wuͤrde de⸗
ſto ſchwehrer fallen, weil noch niemals
durch eine Reiß⸗Beſchreibung oder andere
Hiſtorien iſt bekandt gemacht worden, daß
jemals eine lebendige Seele, ſo lange die
Welt geſtanden, ſo weit gekommen, daß
er unter den Polum waͤre gelanget / und
dieſelbige Landſchafft beſchrieben hatte: Aus
genommen allein die Hollaͤnder, welche
1596. mit zweyen Amſterdamiſchen Schifr
fen unterm Commando Herrn Jacob
Hemmſskirch, Willhelm Lorentz, und
Johann Cornelius Rypp, biß auf die
Polus - Höhe 80. Grad 11. Min, das
iſt nun um r. Grad ungefehr naher untern
Polum kommen, allwo ſie ein neues Land
oder Inſul gefunden, die man wohl moͤch⸗
te Neu» Grönland nennen, weil ſie darin⸗
nen alles gruͤn mit Laub und Gras bewach⸗
ſen, auch allerhand Thiere, Rehe und
dergleichen gefunden, wie in der Beſchrei⸗
bung mit mehrern zu erſehen, welche er durch
‘Öffentlichen Druck hat bekannt gemacht.
Aus gewiffer Erfahrung aber iſt leicht abzu⸗
nehmen, daß es lauter Fabeln und Santa
ſeyen
N. 8. 2 %
1 N „
N 2
*
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 211
ſeyen ſeyn. Es haben zwar etliche idee
vorgegeben, und den Nord Polum ſo abs
gemahlet, daß ſo gleich unter dem Polo ein
hoher ſchwartzlichter Stein, Felſen von lau⸗
ter Magnet ſey, der begreifft in feinen Um⸗
reiß 33. Frantzoͤſiſche Meilen, es ſollen
auch um demſelben herum vier Inſuln lie⸗
gen, zwiſchen welchen der Oceanus durch
19. Oftia oder Eingänge einbreche, oder 4.
Euripos oder Arm und Stroͤme macht, wel⸗
che von 78. Gradu an mit ſolcher Gewalt
und Ungeſtuͤmm nach dem Polo zugezogen,
umgetrieben, und allda in einen mächtigen
groſſen Abgrund gezogen werden, alſo daß
kein Schriff, ſo einmal darein gekommen,
auch der ſtaͤrckeſte Sturm⸗ Wind nicht
vermoͤgend, ſolches wieder zuruͤck zu trei⸗
Es hat aber dieſe Fabel ihren Urſprung
von einem Parfüſſer⸗Muͤnch von Ochſen⸗
furth, welcher faͤlſchlich vorgegeben, er ſey
durch Magiam in dieſe 4. Inſuln gekom⸗
men, und habe alles ſehr genau abgemeſſen.
Das hat hernach ein Nieder⸗Laͤnder Jaco-
bus Cnoxen von Hertzogenbuſch in ſeiner
Reiß⸗Beſchreibung, und Gyraldus Com-
orenfis in feinem Tractat de mirabilibus
Sr O 2 Hyber?
212 Beiß⸗Beſchreibung
Hyberniæ geſetzt: wie Gerhardus Merca-
tor zwar bekennet, daß er feine Delineation 5
aus demſelben genommen, aber es gleichfalls 1
für Lutianiſche Maͤhren haͤlt: Immaſſen
denen gleich beypflichtet Paulus Meruela in
ſeiner Cosmographia Uuniverſali part.
rima Lib. III. Cap. 9. und andere mehr,
dieſes Gedichte gruͤndlich widerlegt. Aber
ich erachte es nicht vor noͤthig, mehrere Be⸗
weißthuͤmer anzufuͤhren, weil Die Erfah-
rung ſelbſten mit obgemeldter Hollaͤndiſcher
Schiffahrt bezeuget, daß dieſes Vorgeben
keinen Grund habe, weil ſie mehr als 2.
Gradus uͤber die 78. gekommen, aber nicht
die geringſte Erfindung von der groſſen Su
walt oder ungeftümmen Triebe geſpuͤhret
hätten. Nicht weniger wird die Fabel von
Magnet⸗ Berge von obgedachten Merula
pag. 152. refutitet , dahin ich den geehr⸗
ten Leſer weißen will. Iſt alſo am ſicher⸗
ſten, daß man ſpreche: Die Länder, Inſuln,
oder Meere unter dem Polo Arctico (deß⸗
gleichen auch unter dem Polo Antarctico)
ſeyn noch bißbero gaͤntzlich undekandt, und
von keinen lebendigen Menſchen (ſo viel.
man weiß „) niemals enkdecket wor⸗
122 6 2 . 8 / j
* * . —
2 ar 1 XXXV | i
I Ran . 1 6 5 N
N 2 Ie 1 X. 9 ö A (4
3438 4 2 > D 9 J
* N 79 1 R Be“, z 5 . 4 4
durch Nord oder Mitternacht in
0 000 tiental- Indien ſchiffen
Ben iſt im Eingang dieſes Buchs
EN im 2. Cap. gedacht worden, was
die fuͤrnehmſte Urſach ſey, warum
ſo viele Voͤlcker unter den Chriſten ſich auf
das Meer begeben, und bey Menſchen
Gedencken fo hefftig ſich bemühet haben,
die neue Nord » Welt und den gantzen
Septentrionaliſchen Tractum gruͤndlich
und deutlich zu erforſchen, auf daß ſie
hierdurch einen Weg in die Orientaliſche
von Gold⸗Edelgeſteinen⸗ und Gewuͤrtz⸗rei⸗
chen Länder entdecken mochten, denn es
ja die Vernunfft giebet, und ein jeder er⸗
fahrner Schiff mann gar leichtlich verſtehen
kan, daß ſolche Fahrt, wenn ſie ins Werck
gerichtet, um 2. Drittel kuͤrtzer ſeyn muͤſſe⸗
. ae
ſio in der Præfation über die dritte S0
botus der Venediger „auf Befehl des Küs |
214 Beiß⸗ Beschreibung ndr
als diejenige, welche die S anni a i
tugiefen mit groſſen Umſchwei f verbracht
aben N
Dahero dann viel vortreffliche un x |
Leib und Leben in die 1 geſchlagen,
nur allein darum, damit fi fahr 4
Weg nach Mitternacht in Er a .
gen / deren Namen guten Theils hie 5
geſetzet ſeyn. Wer ein mehrers davon be: |
gehrt zu leſen, der findet es beym Merula i IR 1
Cosmographia pag. 149, und Lexino . y
fahrt. 1
An. 1496. hat der. Hm SchafianCa- 1
nigs in Engelland ſi ch i e dieſen
Weg durch Norden in Oſt⸗ Indien zu er⸗
finden. 1
Anno 1500. Caßpar Corteregalis ein |
Portugeſer. . ii
An. 1524. Johannes Verfazzanus von |
ee 2 1 Brfehl des Königs in Franck |
rei
An. 1525. Seephand e en Spe, ö
nier , auf Befehl Kayſer Carr V. |
Anno 1534. Jacobus Carthier, 1 ſen
oben 1
7
un aller mitternaͤchtiſchen Länder. 21 5
mon gedacht worden auf Beſchldes
a in Franckreich. |
An. 1553 der Engelländer Hugo wil. 1
i be.
An. 1556. der Engelländer Stephanus
e welcher Nova Zembla am erſten
erfu 4 f
An. 1576. Marius Forbiffer ein En⸗
geländer.
An.ı 577. der Engliche Capitän Fran-
cifeus ra
An. 1580, Ardurus Pete ein Engel
länder,
An. 1585. Johannes Dapis gleichfalls
ein Engellaͤnder. |
An. 1596. der Holländer i in vorherge⸗
henden Capitel gedacht worden.
Unter dieſen aber ſeynd ihrer viel zu kurtz
geben, ‚daß fie auch ihr Leben verlohrenz
Daher auch der Poet gar recht ſagee:
De lag ei. das ſchnoͤde
Bu 5 ums Leben bringen |
„%
„ 8 Muc
Be Manch egen zu viel will
wohl moͤglich. Und unter dieſe letztern zwey
1
1
216 | Reiß⸗Beſchreibung Kun 0
aben / | NN
Drum muͤſſen ihn die Fiſch ber
graben. e
Dieweil es nun den oben⸗erzehlten al⸗
len mißlungen, iſt endlich die Frage entſtan⸗
den : Ob es auch moͤglich ſey, durch
Septentrion einen Weg zu finden, auf wel⸗
chen man nach Cathai und China, ſegeln
nnn ee
Hier ſeynd die weitzerfahrenfte Schiffer
unterſchiedlicher Meynungen, denn es etli⸗
che vor gantz unnoͤthig halten, weil es ſo vie ⸗
len vornehmen Schiffern gefehlet hätte.
Andere aber ſeynd der Gedancken, daß es gar
N
N
hegen wieder eine andere Opinion, denn etli⸗
che wollen, man ſollte ſich in der Mitter⸗
naͤchtigen Fahrt gegen Weſten nach Ameri⸗
ca zuwenden, wie Cabotus, Corteregalis,
Forbiſſer und David gethan haben, die an⸗
dern aber halten ſich auf der Seiten Oſt⸗
waͤrts, wie Hugo, Willibe, und die andern |
Holländer. /
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 217
So ſcheinet es demnach ſchwehr zu ſeyn,
das Urtheil zwiſchen dieſen Partheyen zu
fallen; Alſo folge ich billich den alten
Sprichwort, da man zu ſagen pfleget:
Quod cuilibet Artifici in ſua arte fir cre-
dendum. Und des weitberuͤhmten Mans
nes Gerhardi de Veer von Amfterdam _
welcher ſamt andern Hollaͤndern die Rei⸗
0 hat helffen verrichten) Meynung und Ju⸗
dicium hiervon vernehmen, mag alſo ein
jeder von dieſer Sache halten was er will,
es iſt aber ſelbige alſo von Wort zu Wort
Man kan mit Grund der Wahrheit
wohl ſagen, daß die Kunſt der Schiffahrt,
wegen ihrer groſſen Nutzbarkeit halber, alle
andere Kuͤnſte weit uͤbertrifft, welche zwar
zu dieſen unſern Zeiten nicht ohne Verwun⸗
derung, dermaſſen zugenommen, daß da⸗
durch vielen Koͤnigreichen, groſſer Nutzen
zugewachſen, ſowohl zu Waſſer als Land,
durch wohlerfahrne Schiffleuthe, Wiſſen⸗
ſchafften und Huͤlffe der Machematiſchen
Kunſt⸗Griffe und Abmeſſung der Grad ꝛc.
erfunden worden.
O1 Und
1 4 *
1609 Und obwohl drey Reifen (ſo durch die
Hollander 1594. 1595. und 1596, ſind ver⸗
richtet worden) gegen Mitternacht fürge,
nommen, einen Weg zu entdecken, durch
welchen man nach Cathajam oder Chinam
an allerſicherſten ſeglen möchte, ſo hat es
doch gleichwohl nicht ſo glücklich und nach
Fee wollen von ſtatten gehen, jedoch
find ſie niemal ohne Frucht und fernere Hoff
nung einmal an die verlangte Oerter zuge⸗
langen, denn ich der Meynung bin, weil
man jetzo die Gelegenheit der Engen des
Meers Waygats, und des Landes Novz
Zemblæ aus Erfahrung gewiß weiß, in⸗
gleichen auch des Theils von Groͤnland, ſo
gegen Morgen unter den 80. Gradu latitu-
dinis gelegen, (darinnen ohne Zweifel nie⸗
mals ein einiger Menſch geweſen iſt) daß
man dieſen Weg leichtlich wieder treffen und
finden moͤchte, denn hätte Corteſius, No⸗
nius, Magellanus, und andere mehr, fü
viel unbekandte Wege erfunden, als ihnen
die erſte, andere und dritte Reiſe nicht ange⸗
gangen oder gegluͤcket, weiter zu ſuchen nach⸗
gelaſſen, fo hätten fie nachmals die Fruͤchte,
ſo ſie davon empfangen / nicht genoſſen.
Ay
Barum ſollten wir aber mit unver⸗
m 0 der Durchfahrt auf Cathai und Chi-
zu u finden und anzutreffen, nicht gute
Hoffman haben 2 denn das iſt gewiß, daß
r ilte als unter den 76. Gradu bey
Ova he angetroffen „wir haben
e dem 80. Gradu in Junio gruͤ⸗
de Be 15 und Graß, auch wilde Thie⸗
als
rgleichen gefehen , „da wir doch unter
0 m 76. Gradu im Auguſto kein gruͤn
En: noch Graß, noch wilde Thiere ver⸗
et haben: Daraus zu ſchlieſſen, daß
Graͤntzen Mare congelatum genannt, denn
Funden wird, und daſelbſt von den Wellen
= dem groffen Meer aber zwiſchen dem
Land unter den 80. Cradu Nova Zembla
fi wohl 200. Meilen Oſt⸗Nord⸗Oſt,
® BR, ſo offt wir aber zu dem Lande
a gekom⸗
er mitternachtiſchen Lander. 219
fen. Fleiß und Arbeit, den Weg
ii um a 80, Gradu latitudinis nicht
ehe, Böcke, Hinden und ande⸗
15 Eiß 5 Kaͤlte nicht nahe bey dem Polo
ſeyn muß, ſondern an den Tartariſchen
das Eiß allenthalben neben dem Lande ge⸗
des Meers hin und wieder getrieben wird.
und Welt Sud» Weſt von einander lie⸗
1150 haben wir wenig oder gar nichts von
„
—
— — — —
= 8 . de Fa
= -- e —
5 55 u
5 — >
< wo
daſſelbige noch nicht haben ſehen konnen.
zwiſchen beyden Laͤndern ein groſſes offenes
eg Sake
kommen, haben wir allezeit eee
angetroffen; Alſo wenn wir Eiß ge
jederzeit uns ſicher darauf verlaſſen koͤ
daß wir nahe am Lande geweſen, ob wir
bon
va DAT nm
Auch haben wir an der Seiten gegen
Morgen in Nova Zembla da wir den Win⸗
ter verblieben, ſehr n das
Eiß mit einen Weſt⸗ und Sud⸗Weſt Wins
de von den Wellen weggefuͤhret, und mit eis
nem Nord⸗Oſt⸗Winde wiederbracht wor⸗
den. Daraus nun gewiß zu ſchlieſſen, daß
—
Meer ſeyn muß, und man alſo viel ehender
mit Segeln zu dem Polo kommen koͤnnen,
als unſere Vorfahren geglaubet haben.
Denn ob ſchon die Alten geſchrieben,
daß man auf 20. Grad nahe, nicht zu dem
Polo gelangen, noch vielweniger wegen
der groſſen Kälte da leben koͤnnen, fo (ind
wir doch uͤber die 80. Gradus Elevationis
kommen, über 10. Gradus nicht von dem
Polo geweſen, und haben über den 76. Gra-
du mit geringen Mitteln den Winter uͤber
ausgehalten. Alſo, daß ſolche Reiſe nach
|
)
|
__indiemieernächnikhen Länder, r
N. O. zuhielte, noch wohl möcht zu vers
get / hätten wir vielleicht den Weg beſſer
mögen, das Eiß aber und die Kuͤr⸗
teder eit hat uns daran verhindert; Denn
als wir in Nova Zembla waren, haben wir
aus rſach, daß unſer Schiff nicht moͤchte
in Eiße ſtecken bleiben) nichts weiter vor
uns bringen koͤnnen: Ehe wir aber dahin
gelanget, iſt uns unbekannt geblieben, wie
es allda beſchaffen geweſen, wir hätten
es zuvor erfahren, haben alfo unfere Reis
ſe nicht anders anſtellen können. Dieſer
Meynung iſt der weitberuͤhmte Steuer⸗
mann Wilhelm Lorentz feel. wie auch uns
fer Schiffmann Jacob Heemskerck alle⸗
rio.
7
—
Daß aber etliche eigenfi nich Köpfe |
vorgeben, es ſey ohnmoͤglich, ſolche Rei
ſe zu verrichten, und wollen ſolches mit
der Alten ihrer Meynung behaupten, daß
man nemlich auf 300. Meilen 20. Grad
| 0 in dem 15 o bey 0 „ gelangen
0 athai, fo man von Nortcap in Norwe⸗
n oder Finmarch den Strich beſſer gegen
bringen ſeyn, welchen Strich, fo wir gefob
zeit RL c. ae in feenndo itinera-
. ?
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koͤnn⸗
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gen und Mc e daß, der lden 9
gantz falſch ſey, dieweil wir mehr als 150,
Meilen naher zu dem Polo ſin nd, und erfal
7 15 1e h de en ch
W daß dieſe S fs: 1 * abe
ternacht in Cachai und China . *
1 52 19, als man int f
net.
War _ 7
N a
in die mittevnächtigen Länder. 223
en
Lander / Inſuln und Voͤlcker von
denjenigen erfunden worden, ſo den
Weg nach China gehuchet, nebſt einer
Beſchreibung der Jaſuu
Wenn A
Noyazembla,
AR Bnun ſchon oben derer fürtreff⸗
China durch Norden gefuchet , ſo haben
doch ſelbige dasjenige, was fie intendi-
ret, wegen groſſer und vielfaͤltiger Verhin⸗
derung, nicht vollbringen koͤnnen , fo
iſt doch ſolch ihr loͤbliches Vorhaben, deſ⸗
ſen ſie ſich ihres Vatterlandes zu gut und
nebſt den unſterblichen Namen unterwun⸗
den, nicht gar ohne Nutzen abgegangen ,
dann dadurch viele Laͤnder und Inſuln ent⸗
decket worden ſind, von denen man zuvor
wenig oder gar nichts gewuſt. Weil dann
unſer Vornehmen iſt, in dieſen Tractac
alle Muternaͤchtige Laͤnder und Waſſer zu
bejchreiben: So koͤnnen wir an dieſen Or⸗
0 Vage |
5
Dias XXXVI. Capitel.
Was für Mitternaͤchtige
lichen Maͤnner gedacht worden,
welche dem kürtzten Weg nach
3 —— — —— — —
Br, 1, 28 — SH
— yo t > BE —
— —ͤ ·ù Fee
224 Reiß⸗ Befchreibung
Orte haben wollen, leſen nur die Schiffahr⸗
vazembla genannt, welche zwar anfaͤnglich |
ben 10. Monath lang iſt bewohnet wor⸗
te nicht vorbey gehen, ohne von den neu⸗er⸗
fundenen Inſuln und Laͤndern, nebſt der voͤl
ligen Fortſetzung einige Nachricht zu geben,
wir wollen aber gantz kurtz diejenigen melden,
welche aber ausfuͤhrlichen Bericht von jeden
ten derſelben, welche durch den Druck bes
kandt gemacht worden. N
Es wird aber unter den neu- erfunden
nen Inſuln die vornehmſte und groͤſte No⸗
im Jahr 15 56. von den Engelländer Stepha⸗
no Barrovæo ſamt andern Inſuln mehr iſt
entdecket und erfunden worden, aber 40.
Jahr hernach haben die beer N ſelbige
deſſer erkundiget, auch aͤuſſerſter Noth hal⸗
den.
Es lieget aber die Inſul Novazembla
weit hinter Moſcau, grade gegen Samiu⸗
ten: oder Samorden⸗Land uͤber, und he⸗
bet ſich an bey den 70. Gradu Elevationis
und ziehet ſich gegen den Nord. Polo zu, biß
auf 77. Grad: Dahero ihre Groͤſſe nebſt
der Lange leichtlich zu erkennen.
Es iſt ein ſehr kaltes Land, auch we⸗
gen unſeglich vielen Schnee, fo eben ſo
| i wohl
9 |
1
4
|
| 4
3
|
— \
. -
je
% aller mittechächtifchen Länder. 227
wohl im Sommer da faͤllet, und zerſchmeltzt
gu ungerne, daß man mit groſſer Muͤhe
darinnen fortkommen kan, iſt alſo an eili⸗
chen Orten einen Sumpffen oder Moraſt
zu ver
gleichen. 3
Die Innwohner derſelben find durchge⸗
bens wilde Leuthe, haben weder Geſetz noch
Glauben, ſondern fie ſeyn Heyden, bee
ten Sonne, Mond, und Nord⸗Stern
mit der groͤſten Andacht an, bringen jaͤhr⸗
lich denſelben Opffer, von Gemſen und
andern Dingen mehr, ſind Moſcau unter⸗
than, und werden von ſelbigen ſehr hart ge⸗
Es waͤchſet in der gantzen Inſul No-
vazembla nicht ein einiger Baum, aber
ſehr viele Baͤren und Fuͤchſe darinnen, wel⸗
che alle
gantz Schnee. weiß ſind, man fin⸗
det auch eine Art von Voͤgeln darinnen,
Loms genannt. et |
SZ wiſchen Novazembla und Somoes
der Land, iſt ein enges Meer, mit Nah⸗
men Waygats, das haben die Holländer
Fretui
gen
Noſſoviæ, oder Enge von Naſſau
t, durch dieſes haben die Hollaͤn⸗
der 1596. vermeynet durch zu kommen
vom Eiße aber verändern worden, ae
1 * f a a N 0
N
1
und Novazembla mit groſſer Gewalt und
von Naflau die Inſul Waygats, und Staͤn⸗
25 Reiß- Beſchteibung
es Eißſchrollen viele Klafftern dicke daſelbſt
giebt, und in groſſer Menge auf einander lie /
gen, wie kleine Berge. 1 in
Es kommt aber dieſes Eiß nicht aus dem
Meer, ſondern von Land und Felſen, und
aus den groſſen Fluͤſſen der Mitternaͤchtigen
Laͤnder, als Moſca, Tartarey, Samord⸗
ten» Land, x. Welches Eiß an dieſen
Ort bey den Eingang des Meer Naflovie
ſolcher Menge auf einander geſtoſſen wird,
daß es ohnmoͤglich zerſchmeltzen kan: Weil
es alſo nun übereinander liegen bleibet,
verurſachet es eine ſolche Kaͤlte, die ver⸗
muthlich groͤſſer, als unter dem Polo ſelb⸗
en, % f
Es find ſonſten noch viele andere In⸗
ſuln in dem Septentrionaliſchen Oceano
als hinter Norwegen in Fimmarch, Ward⸗
huys, hinter Lappland, Kyldyn, hinter
Moſcau, Calgoy, Mactfle, Delgoy, S.
Augo, Willighes -Inſul: In der Enge
den In ul, Ceutz⸗Inſul, Inſul der
Admiralität, Orenge⸗Wilheims⸗In⸗
ſul, Sr. Caara⸗Inſul, ꝛc. Welche Na,
men
in die mitternächeiſchen gander. 22)
men ihnen mehrentheils von den Holländern
ſind beygeleget worden.
Die Creutz Inſul haben fie alſo benen⸗
net, wegen zweyee groſſen Creutzen, ſo dar⸗
auf geſtanden, dieſe iſt eine halbe Meile lang
gar ſteinig und unfruchtbar. N
Brey der Inſul Orange giebet es ſehe
viele Walruſſen, ſeyn groſſe und ſtarcke
Meer » Wunder, als wie Ochſen, halten
ſich aber mehrentheils im Meer auf; Ihre
Haut gleichet den See⸗Hunden, mit gar kur⸗
tzen Haaren, haben Rachen wie Löwen, klei⸗
ne Ohren und zwey Zaͤhne, wie Elephanten /
drey oder vier Spannen lang, man brauchet
dieſelbigen auch fuͤr Helffenbein, weil ſie
ſchoͤn weiß und glatt ſeyn, dieſes Thier iſt
ſchwerlich vom Leben zum Tode zu bringen,
man treffe es denn an dem Schlaff, ſie haben
zwey oder drey Junge auf einmal, halten ſich
mit denſelbigen gerne auf den Eißſchrollen,
wenn fie angegriffen werden, werffen fie ihre
Junge ins Meer, und ſchwimmen mit Ge⸗
walt auf die Leute zu, und haben die Hola ?
der zu thun genug gehabt, ſich ſolcher zu er
V |
228 Reif Defchreibung
Der Staͤnden⸗Inſul lieget nahe an den
Samojediſchen Graͤntzen, it ohngefehr 5.
Meilen groß, da man viele Spicklein von
Berg⸗Criſtall, fo eine Art von Diamanten
iſt, daſelbſt findet. 112 1274
In oben ſchon gedachten Jahr 1996.
als die Holländer bey der Inſul Novazem⸗
bla waren, iſt ihnen ihr Schiff den 1. Sept.
im Eiſe ſtecken geblieben, und biß an Grund
wohl 3. Klafftern tieff eingefrohren, derowe⸗
gen nahmen ſie ihre Victualien und andere
nothduͤrfftige Lebens⸗Mittel aus denſelben,
und brachten es uͤbers Eiß ans Land, allda
ſie ein Hauß im Schnee aufgebauet, darin
nen ſie gantzer 10. Monath geblieben, haben
groſſe Gefahr, Ungemach und groſſe Kaͤlte
aus geſtanden, biß auf den Junium, da ſie un
ter waͤhrender Zeit die Sonne in 3. Mona⸗
then nicht geſehen, und iſt ſolches alles aus⸗
fuͤhrlich in ihren Schiffahrten beschrieben,
hernach ſeyn fie mit zwey kleinen Schiffen,
mit groſſer Gefahr Kyldun in Lappland
und von dar vollends nach Amſterdam den
1. Nov. gemeldten Jahrs gluͤcklich an ·
gekommen. e
Das
un die mitternächtiſchen Länder. 22
15 Das XXXVIL Capitel.
Begreifft in ſich die Beſchrei⸗
bung der Samojeden Land / ſo
an den engen Meer Waygats gele⸗
gen, gegen Novazembla uͤber, und
von derſelben Innwohner Sit⸗
ten und Gebraͤu⸗ g
wen
N den engen Meer Waygats oder
% Freto Naſſoviæ gleich gegen der
Jnſul Novazembla über, ſeyn
etliche Landſchafften, ſo vor wenig Jah⸗
ren Moſcau ſind unterthaͤnig und Zinßbar
worden, dieſelbigen ſeyn, Samojedia,
Siberia, Obdora, Petzora, Condora,
und Fingæſia, derer Innwohner gemeini⸗
glich Samiuten oder Samojeden genennet
werden, dieſe Aſiatiſchen Nord⸗Laͤnder haben
nun die offt⸗erwehnten Holländer durch ihre
Reiſe auch etwas davon bekannt gemacht,
weil fie mit den Samojeden etlichemal ges
ſprochen, auch ihre Gelegenheit zimlicher
\
maſſen erfahren. |
Cs ſeyn aber die Samojeden (wie fie
*
1
in der Niederlaͤndiſchen Schiffahrt beſchrie⸗
ben werden) von Perſon gantz kurtz und nie⸗
derſtaͤmmige Leute uber 2. Schuh nicht
tragen lange Haar, darinnen einen Zo 1 |
haben flache und ebene Angeſichter, gantz
ſchwaͤrtzlich von Kälte, einen groſſen Kopff,
kleine Augen, kurtze Schenckel, die gar krum
ſeyn, wie ein Bogen, denn ihre Knie nicht
wie die unſern, forne, ſondern auswaͤrts
ſtehen, koͤnnen ſehr ſchnell lauffen und ſprin⸗
en, daß keiner nicht von denen Hollaͤn⸗
zern capable geweſen iſt, ſelbige auszulauf⸗ |
en
ten, welche ihm gar glatt an Leibe, vom
Ihre Kleider ſeyn von Gams ⸗ Hau⸗ 1
Haupte biß an die Fuͤſſe anliegen, desglei⸗
chen auch ihre Hauben, das Rlahe aber
machen fie guſſenwendig, ihre Waffen ſeyn
Bogen und Pfeile, die Weiber und Maͤn⸗
ner tragen einerley Kleider ſowol die Armen
als die Reichen.
Sie wiſſen von keinen GOtt nichts,
wenn ſie die Sonne haben, welche nur 9.
Wochen waͤhret, ſehen ſie dieſelbige Tag
und Nacht ſcheinen, und ehren ſie, und
wenn ſie ſelbige nicht mehr ſehen, Babe I
ri ie
In die mitternächtiſchen Länder.
fie den Mond ⸗ oder Nord» Stern, fie eh⸗
ren auch viele hoͤltzerne Bilder , fie eſſen
roh, oder in der Lufft gedörret Fleiſch, von
wilden Thieren, davon ſie ſehr uͤbel ſtin⸗
cken, ſeyn aber ſonſten zimlich beſcheiden
und verftändig, machen ſich Schiffe da⸗
Fa über die Fluͤſſe fahren, und Fiſche
„„ |
Unter andern aber, wiſſen fie auch die
groſſen Wallfiſche ſehr geſchickt zu fangen,
auf folgende Weiſe: Es ſetzen ſich etliche
20. oder 24. in ein Schiff, haben ein lan⸗
ges Seil von 2. oder 3. hundert Klafftern,
daran eine Hacken, denſelben werffen ſie
mit einer geſchickten Geſchwindigkeit, wenn
ſie ihn nahe genug kommen ſeyn, in den Leib,
darnach rudern ſie geſchwind zum Lande,
wenn nun der Wallfiſch fuͤhlet, daß er
verwundet, ſo laͤſſet er ſich fuͤhren, folget
en Seil nach, welches die Leute, wenn fie
18 Land kommen mit Gewalt zu ſich zie⸗
hen, und folget alfo der Wallfiſch gutwils
lig biß er aufs Land kommt, wenn hernach
die Fluth des Meers abgelauffen, ſchla⸗
gen und ſchieſſen ſie ihn folgends zu todt,
zerhacken ihn zu Stuͤcken, wann aber die
Fluth wieder anlaufft, heften fie das uͤb⸗
0 10 PA rige
232 Reiß ⸗Beſchreibunnǵ t
rige Theil mit Seilen an, damit es die Flut)
nicht mit weg nimmt, machen alſo viel Fiſch⸗
Schmaltz, welches ſie in Haͤute und Felle
von andern Thieren füllen , und verhandeln
ſolches denen Moſcowittern.
Sie kennen weder Gold noch Silber,
und als wir ihnen daſſelbe in die Hände ges
geben, biſſen ſie darein, vermeynten es waͤ es
2 gut zu eſſen, weil fie nicht wuſten, was
es war. | |
Sie haben einen König , den ehren fie
hoch und gehorchen ihm, er iſt gekleidet wie 1
die andern, auſſer daß er eine Haube von ro⸗
then, gruͤnen oder blauen Tuche von Beltz,
quf den Haupt träget, etliche aber ſchreiben
auch, der Koͤnig habe die Naſen und Ohren
mit Bley uͤberzogen. 3
Sie begraben ihre Todten, und thun
groſſe Opffer fuͤr die Abgeſtorbenen, der
Sonne, Mond, und den Nord; Stern,
daſſelbige find Gaͤmſe und Daͤmling, ſol⸗
che verbrennen ſie zum Opffer, biß auf
die Fuͤſſe und Hoͤrner, es ſeyn aber eine
ſolche Menge, dergleichen de j
| pächtfchen Bänder, 233
man ein groſſes Schiff mit hätte beladen
Br. 1
Sie haben auch Bilder von Holtz ge⸗
schnitten, fo aber gar ſchlecht und doͤlpiſch
ſeyn, haben ein breites und flaches Anger
ſicht, jedoch ein wenig rund, die Naſe et⸗
was erhaben, haben auf beyden Seiten
zwey Schnitte, ſo die Augen, und einen
unter der Naſen, fo den Mund bedeuten
ſoll, dieſe Bilder ſetzen fie gewoͤhnlich an den
Ufer des Meers / beten ſie an, und halten
ſolche in groſſen Ehren.
Sie fahren auf Schlitten, wofür ein
oder mehr Daͤmling (ſolches iſt ein Thier
wie ein Hirſch) geſpannet ſeyn, in denſelben
ſetzen ſich eine oder zwey Perfonen, und fah⸗
ren ſo ſchnell, daß es ohnmoͤglich iſt, ſolchen
mit einem Roſſe zu folgen.
So viel melden die Holländer von den
Samojeden, weil aber derer ſonſten bey
den Geographis und Hiſtoricis wenig Mel⸗
dung geſchehen, auch diefelben Landfchaffs
ten gar biß in die groſſe Tartarey gelegen,
und den Europaͤern wenig bekandt ſeyn,
alſo vermeine ich nicht unrecht zu thun,
— nn nn
234 Es Beſchreibung 1
mehrere davon am Tag zugeben, ſonderich f
weil mir juͤngſt eine neue Relation von Am
ſterdam gedruckt iſt zu Geſichte gekommen,
habe ich alſo nicht unterlaſſen wollen, den g
neigten Leſer zu Gefallen ſolche in die Teut⸗
ſche Sprache zu überfegen, dieſelbe aber 7
wie folget,
Das XXXVIIL, Kapitel.
Eine kurtze Relation von bes!
nen äuſſerſten Noͤrd⸗Laͤndern da-
mo dia, Siberia „ Tingodfia wie dieſel⸗
ben vor wenig Jahren unter den Ge⸗
horſam ihrer Czaariſchen Majeſtaͤt ei A
kommen, famteiner ausführlichen 2
ſchreibung von allen Merck⸗
wuͤrdigkeiten.
S lebte aber heutiges Tags ein
Geſchlecht in Moſcau die nennet
man Aniconier, und ob wohl die⸗
ſe ihres Herkommens halber nur Bauren
ſeyn, ſo befinden ſie ſich ſehr wohl, ſind
reich und vermoͤgend, haben ihre Ankunfft N
von einen wohlhabenden Bauern mit Nah⸗
men Anica. 1
Die I
Mn die mitfernächtifehen Länder. 228
1 ee wohnete bey der Stadt Soil an
den Waſſer⸗Fluſſe Witlogda, welcher in
55
den Strom Duna flieſt, wohl 100. Mei⸗
len, ehe derſelbe bey der Feſtung St. Mi⸗
chaels des Ertz⸗ Engels in das weiß Meer
fällt, Es hatte aber dieſer Bauer Anica
viel Soͤhne und Toͤchter, und war al⸗
ler Orten von GOTT ein geſegneter
Nun hatte er dabey ein ſonderliches
Anliegen, welches dieſes war, daß er ger⸗
ne wiſſen wollte, wo doch diejenigen Hans
dels⸗ Leute wären, fo jährlich nach Moſ⸗
cau kaͤmen, und viel koͤſtlich Rauch⸗Werck
und andere Waaren mit ſich führten , doch
an der Sprache, Kleidung, Sitten, und
Glauben gantz unbekandt waͤren, und ſich
Samojeder nenneten, wo ſie doch zu Hauſe,
oder aus was vor einem Lande ſie dahin
kommen, denn dieſe frembden Kauffleute
fuhren jährlich nach dem Waſſer Widfog-
da, und verhandelten ihre Waaren denen
Ruſſen und Moſcowittern, gegen die ih⸗
rigen in den Städten Ofoyla, und Ultin-
ga, ſo an den Fluß Duna liegen / denn
daſelbſt war zur Zeit die Niederlage, wo
e 10 man
Bericht abſtatten koͤnnten.
— —
236 Reiß⸗Beſchreibung 5
man allerhand Waaren haben konnte fon”
derlich aber die koͤſtlichen Gefell⸗Werck.
Es war aber dieſer Anica darum ſo be⸗
gierig zu wiſſen, wo dieſe Leute herkommen,
weil er leichtlich ſchlieſſen konnte, es muͤſte
bey ihnen ein groß Gut zu erwerben ſeyn,
weil fie jahrlich um viele tauſend Gulden
Waaren dahin braͤchten, derowegen machte
er mit etlichen einen Contract, ſchickte auch
etliche feiner Leute mit ihnen in ihr Land, den
ſelben befahl er alles aufs genauſte, an
allen Orten, wo fie hinfämen , zu er⸗
kundigen, die Sitten und Gebraͤuche der
Einwohner, wie ihre Wohnung gebauet,
derſelben Voͤlcker, was ihr Thun und Laſ⸗
ſen, damit ſie, wenn ſie wieder zu Hauſe an⸗
kamen, von allen gewiſſen und eigentlichen
Als ſie dieſen nun allen eine vollkom⸗
mene Genuͤge gethan, ſind ſie bey ihrer
Ankunfft von ihm ſehr freundlich empfan⸗
gen worden, ſie beſchloſſen aber ben
ſich, niemanden etwas zu ſagen, immafe
ſen er alles ſehr ſtill und geheim gehalten,
und keinen Menſchen das wenigſte darvon
geſaget, im folgenden Jahr aber hat 0 5
no .
noch mehr feiner Leute hinein geſchicket, ums
ter denen etliche ſeiner Schwaͤger und
Bluts⸗ Verwandte ſich befunden. Dieſe
nahmen allerhand ſchlechte Waaren, als
Spiegel, Schellen, und andere derglei⸗
chen Gattung mehr aus Teutſchland, die⸗
ſe erforſchten mit ſonderbaren Fleiß, alle
Gelegenheit dieſer Länder, und als ſie durch
etliche Einoͤden oder Wüſten auch viele
groſſe und gefaͤhrliche Waſſer waren durch⸗
ekommen, gelangeten fie zu den groſſen
Fluß Oby, machten allda mit den Samoje⸗
den Kundſchafft, und ſahen, daß allda das
Rauch Werck ſehr wohlfeyl war, und mit
der Zeit ein groſſer Reichthum durch ſol⸗
ches zu erlangen wäre, fiefahen auch, daß
dieſes Volck keine Städte hatte, ſon⸗
dern ſie lebten ſonſten untereinander ſehr
friedlich, und wurden von den Aelteſten re⸗
gieret, ſie eſſen und trincken gar unſauber
von den wilden Thieren, welche ſie leben⸗
dig fiengen, von Getranck und Brod wiß
ſen ſie gar nichts, ſie ſind aber ſonſten ſehr
kuͤnſtlich, und gewiſſe Schuͤtzen, machen
ihre Bogen aus zaͤhen Holtz, ſie ſchieſſen
an ſtatt der Pfeile, mit Spitzigen Stei⸗
nen und Fiſch⸗Graͤten, damit ſie die 1
Kr en
238 Reiß⸗Beſchreibungg
den Thiere in groſſer Menge, ſie gebrauchen
auch die Fiſch⸗Graͤte an ſtatt der Nadel, der
Zwirn iſt von kleinen Thieren ihren Geaͤde⸗
re, damit nehen ſie ſich ſelbſten ihre Kleider
zuſammen, welche ſie von Haͤuten machen,
und Winters⸗Zeit tragen ſie das Rauhe in⸗
wendig, Sommers: Zeit aber auſſenwen⸗
dig, ihre Haͤuſer bedecken fie mit Faͤllen von
Elend⸗Thieren, und achten ſolche Falle offt
für gar nichts. | 0
In Summa des Anicæ Kundſchaffter
erforſchen alles mit beſondern Fleiß, und
brachten einen groſſen Schatz von Fellen
und Haͤuten mit nach Hauſe. Da nun
Anica dasjenige von ihnen vernommen hat⸗
te, wornach er bißhero fo ſehr verlanget,
ſo hat er mit etlichen ſeiner Freunde viele
Jahre nacheinander in dieſe Laͤnder gehen
delt. | ee
Dahero denn erfolget , daß die Anico-
mier ſehr reich und maͤchtig wurden, und
allenthalben viel Land » Güther , Kauff⸗
Weiſe an ſich brachten, daher ſich ihre
Nachbarn nicht gnugſam wundern koͤnnen,
woher ſie doch ſo groß Gut in kurtzer Zeit
erworben hätten, indeme die Aconier etli⸗
che ſchoͤne Kirchen in ihren a
aue
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 2329
zueten, wie ſie denn auch hernach in der
Stad Oſoyla am Waſſer Wydſogda, all⸗
bo fie damals wohneten, ein überaus ſchoͤ⸗
nes Gebäude einer Kirchen daſelbſt aufrich⸗
teten, die von den Fundament auf mit den
ſchoͤnſten Steinen und Quater⸗ Stücken
aufgeführet war; In Summa, die Aco-
nier wuſten ſelbſten weder Anfang noch n⸗
de ihres Guths. 7
Doch bedachten ſie ſich wehrender Zeit,
es moͤchte ihnen leichtlich das Gluͤck den
Ruͤcken zuwenden, wie es offt zu geſchehen
pfleget, weil ſie ſonderlich merckten, daß
ihnen viele dieſes Gluͤck nicht gönneten, da»
hero nahmen ſie ſich fuͤr, dieſen, womöglich,
vorzukommen, damit ſie bey ihren Gut und
Ehren erhalten würden. Es iſt bey denen
Moſcowittern ein Sprichwort, da man
pflegt zu fagen: Wer keinen Freund bey Ho .
fe hat, der ſey kein rechter Menſch; Denn
weil es offt geſchiehet, daß wer keinen Freund
bey Hoff, und der Neid einen bey ſelbigen
verklaget, fo muß er unverſchudlter Sache
unterliegen, wenn er nicht einen ſonderlichen
Patron zu Hofe haet.
Diahero machten ſich diefe reichen Ani.
conii
— nun
210 Reißr Befhreibung
conii einen groſſen zum Freunde, nemlid
des damaligen Czaars Fedor jano w iz dach
folger, mit Namen Boris Godenovius,
welcher nach deſſen Tode die Regierung bes
kommen, nahmen ſie ſich vor ihr Geheim⸗
nuß zu offenbaren, præſentireten ihm groſſe
Geſchencke, wie gebraͤuchlich, und baten ihn
Audienz zu geben, weil fie ihn was vorzu⸗
tragen haͤtten, welches den gantzen Lande zu
Nutzen kommen wuͤrde.
Als er dieſe vernahm, zeigte er ſich noch
gnaͤdiger gegen ſie, worauf ſie ihm alle Laͤn⸗
der Samoedia und Siberia anzeigten, was
fie daſelbſt geſehen und bemercket hätten,
auch was vor groß Gut und Reichthum ſie
koͤnnten an ſich bringen, dieſes erzehlten ſie
nach allen Umſtaͤnden, doch ſagten ſie nichts
davon, wie heimlich ſie bißhero dieſe Hand⸗
lung getrieben, und was ihnen vor groſſer
Nutzen dadurch zugewachſen waͤre. f
Als er nun dieſes alles vernommen, vera
lange ihm ſehr alles ſich zu erkundigen, und
hielte die Aniconios nicht anders, als wann
“fig feine eigene Söhne wären, er gabe ih⸗
nen auch auf Befehl des Czaars, groſſe
Drehe, daß fie unwderſprechlch de
and⸗
N
überlegt , brachte er ſolches dem Czaarfür,,
den es ſehr angenehm war, dergleichen Nach⸗
richt zu vernehmen, und er ſeinem Vetter
groſſe Ehre erwieß, und ihme alles uͤbergab
in dieſer Sache nach Gefallen zu handeln:
Bey erhaltener Nachricht ſaͤumete er ſich
gar nicht lange, ſondern nahm etliche Haupt⸗
Leute, und andere vornehme von Adel, wel⸗
che ihm unterthan waren, welchen er befahl
ſich als Geſandten zu kleiden, mit denenjeni⸗
gen die ihme von Anicaniern wuͤrden mitg s
geben werden, ſich auf die Reiſe zu begeben,
er gab ihnen auch Soldaten, und andere
geringe Sachen, welche ſie dem Volcke, zu
dem fie kommen wuͤrden, austheilen ſollen.
Zu dem befahl er ihnen, daß ſie alle Wege,
N , . Q ee Wal
242 Reiß ⸗Beſchreibunng
Walder, Fluͤſſe und Städte, und dere
Namen genau aufzeichnen, welche ihnen auf
der Reiſe würden vorkommen, damit ſie
bey ihrer Wiederkunfft alle nach Beſchaffen⸗
heit erzehlen koͤnten, wie fie es geſehen, mit
den Leuten ſollen ſie aufs n
gehen, und wo es moͤglich ſollten ſie ſehen
ob nicht ein Ort zu entdecken, wo man eine
Veſtung hinbauen koͤnte, und wo es moͤg⸗
lich ſollten fie ſehen ob nicht einen oder mehr
dieſer Einwohner mit nach Moſcau bringen
moͤchten. un |
Als nun dieſe Geſandten mit aller
Nothdurfft verſehen, als Kleidern, Waf⸗
fen, Geldern und Geſchencken, ſind ſie aus
Moſcau aufgebrochen „und hernach auf den
Waſſer Witſogda zu den Aniconiern ges
kommen, welche ihnen etliche von ihren Zeus‘
ten mitgegeben „ welche ſie begleiten ſollten,
es ſeyn auch viele von deren Anverwanden
der angelanget, ſind ſie dem Befebl genau
nachgekommen, haben den wilden Leuten
alle Hoflichkeit erzeiget „ ihren Obriſten
viel Ehre erwieſen, und ihnen etliche ſchlech⸗
te Sachen verehret, welche ſie 5 |
| gehal⸗
4
244: Reiß ⸗BDeſchreibun Ee 05
ſchäͤzen, daß fie wollten jahrlich von eden
Haupte ſchuldig ſeyn zu geben, zwey Zobel
1 *
114
dene Arten der Samojeder, derer etliche
mit Schlitten, andere auf Elendthieren
ritten, und die auf Schlitten fuhren, hatten
Reiner und auch Hunde vor ſelbige geſpan⸗
net, welche wie die Hirſchen ſo ſchnell darvon, |
lauffen; Ja ſie haben in waͤhren eiſe ſo
viele und ſeltzame eee 1
ie ee 7 weſches fi e
a genußſame
ertheilet
nahmen ſie auch etliche 830
. zu ſich, 9, fo gar willig waren, und lieſſen .
e darg zen von ihren Leuten etliche ſo die
Sprach lernen ſolten, bey denSamojedern,
und kamen in Moſcau wieder gluͤcklich an,
wovon fie gleich dem Boris Nachricht gez
ben, und durch ihm alles den Czaar bes
N leſſen⸗ was ſich auf ihrer Reife be⸗
ge en. n
Dir Saar verwunderte fi fe ſehr über
die mitgebrachten Samojeder, Ur verlang⸗ N
te eine Probe von ihnen, wie gewiß ſie mit ih⸗
ren Boͤgen und Pfeilen ſchieſſen koͤnten, wel⸗
ches fie ſehr hurtig errichteten, und darbey
fo gewiß trafen, daß es faſt unglaublich ſchie⸗
ne, denn darum , fo man ihnen einen Pfen⸗ ;
ning, „ fo groß als ein halber Stuͤber an eis
nem Stock anklebte, und ſie ſo weit davon
ſtunden, daß ſie ſolchen kaum ſehen kunten, }
trafen fie ihn doch allemal fo gewiß, daß fie
auch nicht ein eintzigmal fehleten, welches
allen Umſehenden groſſe A e
Lerurſachte. SE
| f Sin der Ordnung aufgezeichnet, und
l ; vs
246 Beiß⸗Beſchreibung 3
Diargegen verwunderten ſich die Samo ⸗
jeder auch nicht wenig über das Leben und
1 | Sitten der Mofeowitter , und noch viel⸗
1 mehr über die gewaltigen groſſe Städte
1 Moſcau. Sie entſatzten ſich auch über des
ih Ozars groſſe Macht und Herrlichkeit, wenn
| fie ihn mit ſo vielen Raͤthen und andern Hof⸗
H Leuten umgeben ſahen / wenn er ausgeritten
oder gefahren „ da ihm gemeiniglich 400
pflegten zu begleiten; Wenn ſie dann hoͤr⸗
ten ſo viel Glocken laͤuten, ſahen ſo viel
149 Kauffmanns » Laden von den koͤſtlichſten
6 Waaren angefuͤllet, fo meyneten ſie nicht
and ers, als ob ſie wuͤrcklich ſchon im Him⸗
mel ja fie wuͤnſchten oͤffter bey ihren Landes⸗
Leuten zu ſeyn, ihnen alles gleich zu erzeh⸗
0 len, und ſchäͤtzten ſich glücklich, daß fie”
unter einen fo trefflichen Potentaten ſeyn
ſollten, den ſie gleichſam vor einen Gott
ehreten. | | N
N In Summa ſie verſprachen daß ſie den
* Czaar zu ihren Herrn annehmen wollten,
15 wollten auch ihre Landes; Leute an allen Or:
ten und Enden, wo fie wohneten, dahin bere⸗
u‘: den, daß fie ſolches auch thun ſollten; Sie
| baten auch unterthänig, der Czaar wolle ihe
nen die Gnade erzeigen und ihnen Wee |
|
4
v
N.
in die mitternaͤchtiſchen Länder, 147
und Gubernatores ſchicken, durch welche
ſie regieret wurden, und den fie obengedach⸗
ten Tribut geben konnen.
Wass ihre Abgoͤtterey anlanget, iſt deß⸗
wegen nicht das wenigſte gedacht worden,
ſondern man hat ihnen ihre Freyheit gelaſſen.
Ich halte aber gaͤntzlich davor, der Chriſtliche
Glaube wird bey ihnen leicht fortzupflantzen
ſeyn, fo fie fromme und geſchickte Lehrer
bekommen ſollten , ich glaube auch, daß
ſich die Moſcowitter die Bekehrung ge⸗
| 9 Voͤlcker mit Ernſt angelegen ſeyn
Nachdem nun dieſes alles erzehlter
maſſen ergangen, ſeynd die Aniconier zu
groſſen Ehren erhaben worden, man hat
ihnen Freyheit und viele Herrſchafften ger
ſcheucket, darüber fie fo reich und maͤchtig,
daß fie die anſehnlichſten Güter an denen
Waller : Strömen Duͤna, Witſogda,
und Sochna heutiges Tags beſitzen, und
noch immer an Ehre und Gewalt zus
W
Daruͤber geſchahe nun weitere Verord⸗
nung von den Moſcowittern, des man
bey dem Fluß Oby, und an den benachbar⸗
ten Orten, welche von Natur zimlich feſte
richtete.
243 Beiß⸗Beſchreibung
waren, auf ſolche Veſtungen zu bauen,
und dieſelben mit Mannſchafft zu beſetzen,
auch einen General Gouverneur dahin
zu ſetzen, welcher das Land weiter entde⸗ 4
den ſollte, und es Moſcau unterthänig 1
machen „ welcher denn alles ins Werck
Dann man anfänglich etliche Block,
Haͤuſer aus ſtarcken zuſammen⸗gefuͤgten
Balcken aufgerichtet, hernach dieſelbe mit
Erden beſchüͤttet und ausgefüllet, und mit
einer Beſatzung befeſtiget.
Es wird auch täglich fo viel Volck da⸗
hin geſchicket, daß in etlichen Orten gantze
Staͤdte aus den zuſammen geſammleten Na:
tionen, als Polacken, Dartarn und Ruſſen
angewachſen find, denn es wurde alles in die
ſelben Länder geſchicket, als Diebe, Moͤrder,
Verraͤther, und was ſonſten das Leben vers
wircket hat, derer, welche allda gefaͤnglich
in Ketten und Banden gehalten werden,
einige aber nur auf gewiſſe Jahre Dableis
e ein jeder nach feinen Ver.
rechen. A ee
Wodurch denn eine ſolche Volck reiche
Gemeine entſtanden, daß ſie jetzo in ihren
Staͤdten und Veſtungen faſt ein —
| | u
Steuern und Gaben befreyig
Au eben gemeldten Fluſſe Oby , iſt ene
Gegend die heiſt Siberia, und die Stadt
de fallen, ſie groß Abſcheu
vor den bloſſen Namen Siberia gehabt,
indem ſie offt mit Weib und Kinder dahin
geſchicket, und ihnen ein Ampt daſelbſt
aufgetragen worden , ſolches zu verrich⸗
ten, und wenn fie wieder beym Czaar
ausgeſoͤhnet „ ſo wurden ſie wieder nach
Moſcau zurück beruffen.
QA Nin
I afe__ BeifsZiefihreibiing
Ih Nun iſt noch übrig den Weg zu PM
r gen, durch welchen man in dieſe Länder
ben, indem die Moſcowitter fo geſt
ſeyn
Mm die mim ner at
me 27 |
| Zr RUN Cpitel.
Sure Beſchreibung derer
eifen / welche die Moſcowitter
— Oſt⸗Nord⸗Oſt⸗waͤrts in die
neu erfundenen Laͤnder gethan, als
Siberia, Samosdia, und Tingoffia, wie
ſolche noch heutiges Tags von ihnen
| berrichtet wird, nebſt einer Nachricht
was or Staͤdte in Siberia neu⸗
e erbauet worden
Nantes ſeyn.
Ann die Moſcowitter i in die Laͤn⸗
der Samoddien reiſen wollen, fo
ziehen fie aus der Stadt Ofoyla,
le an den Fluß Witlogda lieget, alle
wo die Aniconier wohnen, denſelben Fluß
hinauf biß gegen Javiniſco, ein Städtlein
welches die Moſcowitter erbauet, und
17. Tag: Reifen von Ofoyla lieget, und
muß man über viele Waſſer und Wälder,
ehe man dahin kommt; Es entſpringet aber
der Fluß Witlogda aus dem Joẽgariſchen 1
SEN N welches Sud; wärs an die
.
Schiffen fähret, hernach muß man die
21 Beiß⸗ Sefchreibung
Tartarey ſtoſſet, und von dar ſich gegen
Norden, biß am Oceanum ziehet, aus
demſelbigen Gebuͤrge entſpringet auch der
Fluß Petzora, welcher gerade gegen Nova⸗
Zembla über in die Enge Weygats, oder
Frecum Naſſoviæ fließt; So man nun von
Javinifco hinweg reiſet, kommt man zu dem
ſtillen Waſſer Neem, worauf man mit
bey ſich habende Sachen eine Meile über
Land biß zu dem Fluß Wiſera tragen, oder
führen laſſen, welcher aus dem Gebuͤrge
Camen entſpringet, auf dieſen fähret man
gantzer 9. Tage, biß man nach Soli Camſcoy
kommt, ein Staͤdtlein ſo die Moſcowittern
mit Fleiß allda erhauet, daß ſich die dahin
Reiſende moͤchten erquicken, weil ſie
zu Land weiter reifen muͤſſen. Das Waſ⸗.
fer Wifra aber kommt bey der Stadt
Viarca in den Fluß Camo, welcher her⸗
nach in den pe Strohm Volga (fonft
Rha genannt) einfaͤllet, Volga aber
kommt mit 700. Ausgaͤngen ins Caſpi-⸗
ſche Meer, wie ich es denn von denen er⸗
chen. ‚ welche es ſelbſten mit Augen gez
ehen. 3
Das Städtlein Soli Camſcoi ifkaimz,
lie buon 805 hat Bi. Doͤrffer um ſich
heru i hner ſeynd meiſt Ruf
fen, und en, 1 en ſehr viel Veh,
We den der Pferde eine groſſe Y en⸗
ge wenn die Ruſſen denn nun dahin kom⸗
men, und ein wenig ausgern jet haben, di
nehnien ie Pferde, und legen ihre Bagage
| ſolche und atzen ihren 2
fade über die Berge, ſo voll Dannen
chten ſeyn zwiſchen dieſen Ber⸗
gen fahren ſie über den Fluß Sobia, her⸗
i 5 Be 175 e e 0
eg weiter
3. 140 55 die 29 5 zwey * man in
2. Tagen, den dritten aber unter 4. Tagen |
nicht uͤberſteigen, den erſten Theil nennet man
Coovinfceii- Camen, den andern Crigin-
fcoii- Camen , den dritten Podvinfcoii- .
8 N In dieſen Einoͤden⸗Gebuͤrge fin,
en die Tartarn und Samojeden faſtalle das
iche . welches fi [ eden Czaar
ef ern muͤſſen.
Nach dieſen kommet man gen Verga-
teria, da muß man ftille liegen, biß der
Truͤhling anbricht wegen des Fluſſes Tæ-
K et ra,
*
Vergareria ; i
WW äufer,
und das Feld bauet man daſelbſt, wie in
oſcau, in dieſer Stadt hat der vom
Czaar geſetzte Gouverneur ſeine 1 17 81. |
welcher alle Jahr im Fruͤhling eine groffe
Anzahl Früchte und Proviant in alle Ve?
Nbg r austheilen laͤſt, und eben durch den
eg muß man auch den Moſcowittern
fo jenſeit des Strohms Ob feyn , zu Hülß
fe kommen, indem man daſelbſt noch nicht
angefangen „ das Land zu bauen, und
die Samojeden eſſen mehrentheils nur
Wildpraͤt. en eee, 4
Nach dem Fluſſe Tara kommt man
in 5. Tagen gen Japhanium, welche Stade
vor zwey Jahren iſt gebauet worden,
und mit Einwohnern befeßet iſt, von da
faͤhret man wieder 2. Tage lang auf der
Tæra, hernach muß man offters über den⸗
ſelben fahren, weil er gar krum hin und
wies
wu ſich mit dem Vieh und Schiffen er⸗
Fluſſe Tababo, welcher 200. Meilen von
Vergateria feinen Lauff hat, und von dar
ſolcher durch eine Garde nach Moſeau an den
In
Czaar überſchicket.
276 Reiß⸗Beſchreibung
In dieſer Stadt iſt auch das obriſte
Hof + Gericht, und muͤſſen dem Gouver⸗
neur die Samojeden und alle Siberier un
terthan ſeyn. So iſt auch in dieſer Stadt
eine groſſe Niederlage allerley Waaren, ſo
aus Moſcau dahin geſchiffet werden da
kommen die Tartarn von Mittags waͤrts,
aus der aͤuſſerſten Tartarey, und ſonſten
viele andere Leute aus andern Natio-
Daß alſo in Warheit ein groſſer Nu⸗
tzen ihnen dahero zugewachſen, weil ſie dieſe
Voͤlcker alle in der Guͤte unter ihre Gewalt
gebracht, doͤrffen ſich auch keines Abfalls be⸗
177 75 weil ſie ihnen fehr geneigt umderger
en ſind. | 1. 0% l
ind. | IE SR
Sie haben auch hin und wieder viel
Kirchen gebauet, in welchen die Griechi⸗
ſche Religion geübet wird, indem dieſelbe
bey den Moſcowittern, und in andern Mit⸗
ternaͤchtigen Landen gar ſehr gebraͤuchlich iſt,
es wird aber niemand wider ſeinen Willen
zu derſelbigen gezwungen „jedoch brauchen
die Ruſſen ein gar gelindes Mittel, durch
welches ſie die Leute ohne allen Zwang zu ih⸗
ren Glauben bekehren.
5
|
|
9
Es
In die mitternaͤchtiſchen Bänder. 397
Es lieget die Stadt Loboloſca an
Fluß Vrtis, welcher ſehr geſchwind in den
Fluß Oby fallt, auf der andern Seiten iſt
das Waſſer Tobol; dahero die Stadt den
Namen befommen, in dieſes Waſſer fälle
ein anderer Fluß Lela, neben welchen die
Moſcbwiter neulich eine Stadt erbauet,
mit Namen bohemium, und mit Sibe⸗
kTiern beſetzt , aus keiner andern Urſach
aber, denn daß der Boden darum ſehr
fruchtbar war, gar luſtig, und mit ſchoͤ⸗
ae Wäldern, in welchen viele Panther⸗
Thiere, Luchs, Zobel und Marder gefun⸗
„Xͤ!fii FEHLEN
Es find. aber dieſe zwey Städte T=
bolfea und Pohemium wohl vierzehen
- Zagreifen von einander, da der Fluß Yreis
in Oby fällt, iſt eben ſo, wie die Stadt
Olscoygrotum gehauet, aber auf Befehl
des Gouverheurs wieder iſt zerſtoͤret wor⸗
den, die Urſach ward aber nicht darbey ge⸗
meldt, doch glaube ich, daß es darum ge⸗
ſchehen, weil ſe bab Meere etwas naͤher
gelegen, als ſie haben wollten, darum
ward auf §0. Meilen oberhalb dieſer zer⸗
ſtoͤrten Stadt in einer Inſul des Fluſſes
Oby, eine andere * mit Nahmen
| . - Zer-
Beiß⸗Beſchreibunng
Zergolta, von dar faͤhret man get
Fluß hinauf, oberhalb 200. Meilen kommt
man nach Zergora gegen Noxinfcoja ein
Schloß, ſo vor 13. Jahren gebauet, und
mit Soldaten iſt beſetzt worden, lieget an
einer ſehr luſtigen Gegend, iſt daſelbſt
warm, fruchtbar und eine geſunde Lufft,
nebſt allerhand ſeltzamer Thiere und Voͤ⸗
gel in groſſer Anzahl, daſſelbe Schloß ſo
gegen Oſten lieget, iſt nach und nach zu eise
ner Stadt worden..
Dieſen Inwohnern war auferleget,
daß ſie immer noch weiter in die warmen
Laͤnder hinein handeln ſolten, und mit den⸗
ſelben Leuten allezeit freundlich umgehen,
damit ſie auch mit ihnen koͤnten eine gute
Handlung aufrichten, und der Moſcowi⸗
ter Nahme weiter bekandt wuͤrde. Dero⸗
wegen ſie denn Hauffen⸗weiß dahin zogen,
und als fie 400. Meilen Mittelland ger
kommen, haben ſie viele und unvergleich⸗
liche ſchoͤne Gegenden gefunden, aber un
bewohnt, als ſie aber vor zehen Jahren
auf zwey hundert Meilen an den Fluß Oby,
hinauf gezogen waren, fanden ſie das
herzlichſte und ſchoͤnſte Land, welches auch
ziemlich warm, und faſt gar kein dae 4
0 N a,
den
— te
Gelegenheit genommen, nach Siberien um:
aufehren,, und ſolches den Moſcowitern zu
boffenbahren.
Es war aber eben um dieſe Zeit, da
der Boris Godenovius zum Czaar erwehlet
worden, dieſer aber, als er ſolches ver⸗
nommen, ſaͤumete nicht lange, ſondern
gab fo gleich dem in Siberien geſezten Gou⸗
Ferneur 5 „ daß an dieſem Orte eine
Stadt gebauet wuͤrde, welchen er gehorfäinift
nachgekommen, wurde alſo gleich ein
Schloß ſamt etlichen Haͤuſern aͤufgebauet,
und iſt bißhero eine ſolche ſchoͤne und maͤch⸗
tige Stadt daraus worden, die genennet
ward Tooma, weil ſich zuvor ein Tartari⸗
ſches Hord⸗Thum daſelbſt hat niedergelaſ.
fen, zwiſchen dieſen Schloß Nöxinfcoja s
der Stadt Tooma iind Siberia, erfinden
die Aaken noch taͤglich viele unbekan⸗
de Voͤlcker, {6 in Mittel⸗Lande wohnen,
derer ſich etliche Oſtochios nennen, und
jetzo mit den Tartarn, Samojeden, und
Ruſſen, ein einer Gemeine ſich ausgebrei⸗
tet, und auf das freundlichſte mit einand⸗
in die mitternächtiſchen Laͤnder. 24?
daſelbſt war, dadurch hätten ſie wieder
—
der umgehen und handeln, ſie haben
viel kleine Koͤnige, gleichwie die Indianer,
1 1 N . und
266 æReiß⸗Beſchreibung
und daß ichs nur kuͤrtzlich melde, fo haben
die Moſcowiter in dieſen Ländern ſo grof
85 1 gehabt, daß es billig zu bewun⸗
ern iſt. Me
Es find auch ſonſten viel Schlöffer
und Städte zwiſchen den Fluß Oby und
Yrrim , ſo faſt zu einer Zeit mit Tobolſes
find erbauet worden, und jetzo ſehr groß
ſeyn, darinnen wohnen die Moſcowiter,
Tartarn, und die bekehrten Samofeden,
die andern Samojeden Staͤdte ſind, Taras
Jorge, Beſobia, und Mangan Soifcoi- _
goratum, jenſeit des Fluſſes Oby gelegen,
die Stadt Tobolsca, Sibetid ; Bezefaja,
und etliche andere mehr, an verſchiedenen
Orten diſſeits Oby find Narim , Toma,
und andere mehr, derer Inwohner gebrau⸗
chen an ſtatt der Pferde, Ranier, und
ehr ſchnelle Hunde, welche fie mitallerhand
Fiſchen, ſonderlich mit Rochen füttern, weil
fie davor halten, fie bekommen groſſe
Staͤrcke davon; oberhalb der Stadt Na-.
rim gegen Oſt + werte iſt ein Fluß mit
Nahmen Telca , an welches Geſtade fie
ein Schloß erbauet, und ſolches genennet
Comgofſeoia, darinnen fie einige Kriegs⸗
Leute legten. | N 65
f -
& N R e
,,Es hatte aber der Gouverneur ohnge
den Soldaten in Si⸗
ten; |
x
4 9
groſſe Anzahl.
463 Reiß ⸗Beſchreibungg .
ſen, welches an ihnen ſehr ungeſtalt ausſahe⸗
und wenn ſie reden wolten, es nicht viel an??
derſter machten, als die Calecuriſchen Huͤh⸗
ner, doch war ihre Sprache den Samoſeden
nicht gar ungleich. 1 |
Der Fluß Jenifcea ift viel gröffer als?
der Oby, hat von Anfang hohe Berge,
unter welchen etliche Feuer und Schwefel
auswerffen; gegen Niedergang iſt ein ebes
nes und ſeht en Land, von aller⸗
hand Gewaͤchſen, Kraͤuter, Blumen und
Baͤume, es wachſen auch ec \
Früchte darinnen, und ſeltzſame Vogel eine
Alle Jahr im Fruͤhling uͤberſchwemmet
der Fluß jeniſcea das Land und Felder ohn?
efehr auf die 70. Meilen weit und breit
{tn auf fee Of, erde Bl
ilus das Land Egypten überſchwemmet 4
weil es nun die Tingefii wohl wiſſen ſo
halten ſie ſich die Zeit, ſo lange als das Waſ⸗
fer ſtehet, auf den Gebuͤrgen auf, big ſich
je wieder verlauffet, alsdenn koͤnnen
ſie a ihr Vieh wiederum auf das ebene
Land. | | |
7 *
Die Lingceſer, ein über allen maſſen
leutſeelig Volck, haben ſich W
in die mittermächtifchen Länder. 267
und Beredung der Samojeder, ſich alſo
bald den Gouverneur, von welchen ſie re⸗
gieret wurden, unter ſeine Gewalt erge⸗
ben, und halten ſie in Ehren, als wenn ſie
Goͤtter waͤren, was ſie aber vor einen
Gott anbeten, und wie ſie ſolchen eh⸗
ren, kan ich nicht berichten, weil ich auf
das allerfleiſſigſte Machforſchen nichts habe
in Erfahrung bringen koͤnnen , indem
die Moſcowiter nach dergleichen nicht viel
fragen. Er
8 Derowegen wundere ich mich nicht
mehr, daß das enge Meer Waygdas gegen
2
Norden, mit ſo unſeglichen groſſen Eyß⸗
Bergen verſtopffet wird, denn weil dieſes
groſſe Waſſer Oby und ſeniſcea, und
piele andere unzahlbare Fluͤſſe mehr, derer
Nahmen ich nicht alle weiß, einen ſo groß
e 11 105 Waſſer hinein gieſſen, daß
es faſt unglaublich iſt, dahero gemeiniglich
im Anfang des Frühlings geſchiehet, daß
das Eiß nahe bey demſelben Meer, weil
es ſo grauſam dicke iſt, oͤffter gantze Waͤl⸗
der vom Lande abreiſt, und mit weg fuͤh⸗
ret, dahero man dann bey dem Geſtade
deſſelben engen Meers Waygats, ſahe
. . R 4 eine
me
witiſchen Solda
*
264 i
9
e groſſe Menge Holtzes herum ſchwin⸗
kein Wunder, daß wegen derſelben
IE ee eee
nd wie denn in gedachter Enge No.
vazembla eine unertraͤgliche Kälte, —
*
81 rk 4
*
Schollen fo hoch aufeinander zuſammen ge.
he daß ſie biß auf 6o. oder wenig⸗
ens 50. Klaffter dicke werden, wie es denn
dieſenigen geſehen haben, fo mit llaac
Lemerio in einen fleinen Schiffe dahin
gefahren, gedachter Lemerius hatte mich
auch gern zu einen Gefaͤhrten mit gehabt,
aber vergebens, denn ich wohl gewiß wif⸗
ſen konte, daß man durch daſſelbe Meer
nimmermehr durchkommen wuͤrde, darum
wohl noͤthig, einen andern Weg zu f
1
Pt
chen, da man nicht ſo viel Muͤhe und Ui -
koſten mit hoͤchſter Gefahr vergeblich ar
wendet, daß wir wieder zu unſern Vorha⸗
ben kommen.
nenen e
Die oben ‚bon erwehnten Mofen
4
1
g nge
des Meers die ungeheuren groſſen Ei
ſe. Waſſer Jeniscea gefahren, und ihre
Reife gerade gegen der Sonnen Aufgang
fortgeſetzet und haben etliche Tingoefier
mit ſich genommen, welche ihnen berich⸗
*
ER. die mitternachtiſchen Bänder. 2656 i |
get, daß gegen Sud noch viel andere Bü ⸗
Ker wohneten und ihn ſehr ungleich, und
mit felbigen Könige ſtetig Krieg führe
Aͤls fie aber etliche Tage reiſeten, und
nichts ausgerichtet hatten, kehreten fie wie⸗
der um, zu den Ihrigen, jedoch haben ſie
den Tingceſern anbefohlen, fie folten die⸗
fe Gegenden beſſer erforſchen, welche ſol⸗
ches zu thun verſprochen haben, hernach
ihren Bund, welchen fie mit den Moſto⸗
witern gemacht, wieder erneuert.
Wie nun dieſelben wieder von ihn weg
zogen, haben ſie ihn zuvor geringe Vereh⸗
kungen gethan, auch etliche der Ihrigen,
wie auch ihren Bundsgenoſſen den Samo⸗
jeden und Tartarn bey ihnen zuruͤck gelaf
In folgenden Jahre haben die Tingoee:
fier gleich etliche der Ihrigen wieder nach
Orient ausgeſchicket, welche etwas wei
ter gekommen, als die vorigen und br
ben einen andern ſehr groſſen Fluß ange⸗
troffen, welcher zwar etwas kleiner, aber Bi
eben fü ſtarck als Jenifcea fort fließt, da HH
fie nun auf denfelben etliche Tage fortge⸗ |
eiſet, haben ſie Leute geſchen, die vor
0 c R/ den
3
* 7 . x .
266 ⸗Reiß⸗Beſchreibung
ihnen geflohen, welche fie aber in währen
den daun erhaſcht, ihre Sprache aber
nicht verſtehen koͤnnen, doch weiſten fig
allezeit aufs Waſſer, und ſagten: Pils
da, ſie ſagten auch offt om Om daraus
die unſrigen abnahmen, der Fluß müfte
Piſida * * auf der andern Seite des
Fluſſes, hoͤrete man die Glocken la
Als die Tingoeſier wieder zuruͤck gerei⸗
ſet, haben ſie einige Leute aus demſelben
Lande mitgenommen, fie find aber unter
Wegen geſtorben, entweder aus Furcht
oder haben die Lufft nicht vertragen koͤn⸗
nen. J e e eee ee
Ihr Todt war den Tingeefiern gar
leid, denn fie ſagten, es waren verſtaͤndi⸗
ge Leute, wohlgeſetztes Leibes, mit klei
flachen Geſichtern, brauner Farbe, doch
etwas gelbe. 6 Tr
Als nun die Moſcowiter dieſe Nach⸗
richt von den Samojeden, welche aus der
Tingeefier Lande nach Siberien wieder
kommen waren, hatten ſie eine groſſe Be⸗
gierde, ſolche Gegend noch beſſer zu er⸗
forſchen, dannenhero fie von Vice -Koͤnig
verlangten, er ſolte ihnen erlauben, fi
g | in
zu reifen, und ihnen einige zum hin⸗Gefaͤhrten
mitzugeben / welches er auch fo gleich be⸗
willigte, und zugleich Befehl ergehen ließ,
daß ſich die Soldaten fertig machen ſolten,
mit ihnen fortzugehen, und alles auf das
genauſte ſich erkundigen ſolten, worauf fie
Samojeden, Tingeſier, und Tartarn zu
ſich nahmen, find fie alſo bey 700. Mann
über den Fluß Oby gefahren, und durch
der Samoſeden und Tingeſier Lande kom⸗
men biß zu den Waſſer Jenieſcg, als fie
nun guch über dieſen waren, find fie im⸗
mer weiter nach Oſten zugezogen, und
muſten die Tingeſier ihre Wegweiſer ſeyn,
dieſe verfahen fie auch mit Proviant, denn
10 jengen mit beſonderer Geſchwindigkeit,
viel Vögel, Kitz, Rainer, und andere
dergleichen Thiere, ja jo gar die Fiſche im
Waſſer, wenn wir zu einem Fluſſe kamen,
da ſie nun an das Waſſer Piſida gekom⸗
men waren, haben ſie ihre Zelter daſelbſt
gufgeſchlagen, in Willens, ſo lange da zu
bleiben, biß das Eiß aufgethauet, und man
hernach daruͤber fahren koͤnte, denn es
eben um die Zeit, daß der Fruͤhling ſchon
vorhanden, doch haben ſie ſich nicht ger
trauet uͤber den Fluß zu ſetzen, weil ſie im⸗
ö mer
268 Beiß⸗Beſchreibung nt
mer ein groſſes Gethoͤne uͤber ſelbigen hör
ten, und gewiß davor hielten, es muͤſte
der Schall von denen Glocken ſeyn, und
wenn der Wind ihnen entgegen gienge, hoͤ
reten fie ein groſſes Hemurmel von Menſchen
und Getrappele der Pferdde.
Sie ſahen auch etliche Segel, dero⸗
wegen ſie N hielten, es wären. Schif
fe, fo das Waſſer herab fuhren, doch ſag⸗
ten ſie, dieſelben waͤren viereckigt geweſen,
wie die Indianiſchen, als ſie aber keinen
Menſchen nicht ſahen, und beſorgten, das
Waſſer möchte groß werden, ſeyen ſie zum
rück gefahren, und erſt im Herbſt wieder ges
ie 45 1 uh Mofas
8 dieſes alles am Hofe nach Mo 9
berichtet worden, hat ſich der Boris 51
genommen, in folgenden Jahre einige Ge⸗
ſandten dahin zu ſchicken, nebſt Geſchen⸗
cken, die Tartarn „ Samojeden, und
Tingeefier ſollten ſie mit ſich nehmen, und
aller Wegen uber den Fluß ilida ſetzen,
ſollten ſie aber den König in allen Fall an⸗
treffen, ſollten ſie mit ihnen Freundſchafft
machen, auch alles auf das accurateſte aufs
zeichnen, was ihnen unter Wegens denck⸗
wuͤrdiges fuͤkaͤme, indeme er ſich nicht
f ein; |
|
1 di vleeenÄchtiheh Länder. 26%
lden koͤnte, daß! man daſelbſt hatte G. De
cken laͤuten hören. f
Aber des Boris Vorhaben iſt nicht ins
Werck gerichtet worden, ſondern wegen
des gröſſen Krieges iſt das herzliche Werck
unterblieben; Meines Erachtens aber wer⸗
den uͤber den Waſſer daſelbſt die Graͤn⸗
tzen der e Cathia und China |
Rn 0 B
Das xl. Sapite,
905 den neu⸗ erfundenen
Durchgang oder kurtzen Fahrt
in Oriental - Indien, durch den Septen
trionalifchen Bahn auf der Sei
ten gegen Weſten oder ee
\ 8 zu.
90 Emnach ich oben ſchon der vöt⸗
SD Anehmſten und weitberühmteſten
3% Marianari und Schiff⸗ Patronen,
. den Oceanum Septentrionalem;
mit Darſetzung ihres Lebens und allen was
ſie gehabt, allein aus keiner andern Inten⸗
tion ; e. u darum, damit ſie den
nech
5 5 Ei
2 ze Ra 2 £ i 2 x 2 5 1
— 2 — = —
— — — Y—U— g — — 3 — 5 = en ren 2
a b 2 — > — 5 8 5 ——r... . ̃ĩ⅛ T:§—ꝛ ;.. —
— r — 2 RN ER nr m engeren 8 — — ' —
— En 2 2 3 2 = 1 2 — 2 en
2 > — 2 — y 5 ag 5 5 *
2 u = x > rn *
— CCC A
— a
m ))
7 Beiß⸗Beſchreibung a
nechften Weg nach Oriental dien;
Carhai ; China, und Moluchen 2
den
moͤchten, haben ſie ſolche hin und wi
durchſegelt auch der jenigen Verri Bag
fo ſolche Reife nach Norden und jenfeit gez
gen Morgen oder Aufgang geſucht, es iſt
aber ſolches alles vergebens geweſen, doch
etlicher Maſſen angezeiget worden; Alſo iſt
es an dem, daß ich gleich zum Beſchluß dieſes
Tractats etwas von demjenigen gedencke,
ſo dieſem Compendio der Schiffahrt zwar
ebenmaͤſſig durch Norden, aber nach dem
iedergang unter Weſt⸗ Indien je]
America nachgeforſchet haben, wie es
denſelben gelungen ſey, wiewohl es aber
gewiß, daß weder Cabotus; Gortefius ;
Verrazanus, Goniez, Forbiſer; Davis;
Drac; noch jemand anders dieſen Weg nie⸗
mals recht in Erfahrung bringen, ſo ha⸗
ben wir doch im Februario des nechſten
Jahrs die Nachricht aus Liſabon bekom
men, daß in ſelbigen Port ein Engliſcher
Schiffer einen neuen Weg zwey Drttel⸗
Theil kuͤrtzer als die Portugeſen fie gebrau⸗
chen, erfunden, durch ſolchen nach China
zu kommen, denſelben auch offtmahl we⸗
gen des vielen Eißes in ein enges Meer⸗ Br 1
| ll 0" LT RN Ve
|
?—j— —— — ͤᷣ— — —
” MER
Meilen von Engeland, als gemeldter
den, wie ſonſten geſchehen, dahero fie ihre
Schifffahrt gluͤcklich fortgebracht: Dieſe
eitung aber erfreuet die 10 Kauff⸗
leute ſehr wenig, weil ihr ſolche Schiffart,
wenn ſie ſolte zu Ende und ins Werck ge⸗
W e mercklichen Abbruch ver⸗
Es hat ſich aber mit der Erfindung des
Durchgangs, oder neuen Wegs alſo zuge⸗
tragen, tie es die Engelaͤnder ſelbſt im
Druck oͤffentlich bekannt gemacht, daß der
Weg zwar erfunden, aber doch der Erfin⸗
der ſey verlohren gegangen, welches folgen⸗
der Geſtalt geſcheheꝛ n
Nach der letzten Hollaͤnder Schiffahrt
derer 5 im Nova = Zembla über Winter
bleiben muͤſſen, haben fich viele Engelaͤnder
unterſtanden, dieſe Reife nach China zu
erforſchen, unter denen nicht der wenigſte
geweſen der Hauptmann George Win⸗
wood, welcher, nachdem er bey soo. er
kun) N lliſche
davon ablaffen muͤſſen; Er hat aber doch
272 Keiß⸗Beſchreibung 1 |
liſche Meilen in dem engen Meer, dar“
aus ungeſchaffter Sachen hin und wieder
geſchiffet, aber er hat nichts ausrichten koͤn⸗
nen, hat er es endlich verſuchet durch die
Meer- Buſen, das die Engelaͤnder Lum;
jeg » Inlet nennen, welches unter dem
61. Gradu lieget, aber er konte nicht da⸗
durch kommen, und wiewohl er faſt oo.
Meilen darinnen fortgekommen, hat er
doch wegen feiner verdroſſenen Schiffleute
unterdeſſen nach und nach zwey andere
Durchgänge zwiſchen den Lumles⸗ Inlet
und Baccalaos gemercket, da er eine groſſe
a hatte heraus gehen ſehen, dieſes ſein
erzeichnus in den Engelaͤnder Heinrich
Hudſon zu Geſichte gekommen, worauf
er gleich Luſt bekommen, ſolches zu unterſu⸗
chen, wie er denn hernach zum Obriſten
der Indianiſchen Compagnie iſt erwaͤhlet
worden, aber er verrichtete dieſe Reiſe nicht
fo als fie gewuͤnſchet haͤten.
In folgenden Jahre wurde er von ſeinen
Landesleuten den Engelaͤndern ausgeſchicket,
undfolgete des Hauptmanns George Wich-
wood Verzeichniſſen, und nach vieler aus⸗
geſtandenen Gefahr, Muͤhe und bu \
in die mitternächtifchen Länder. 273
am er oberhalb Nova Francia, und unter⸗
halb der Enge Davis, durchs enge Meer
hindurch, und fuhren hernach biß zu dem
51. Gradu hinein, allda fie über Winter
geblieben, daſelbſt kam ein Mann zu ihnen,
der verehrte ihnen was von eſſender Speiſ⸗
ſe, der hatte einen Mexicaniſchen oder Ja-
poniſchen Creiß oder Dolch an der Seiten,
dahero Hudſonus gaͤntzlich vermeynte, er
werde nicht weit von Mexicaner Lande ſeyn;
Dieweil aber derſelbige Mann nicht weit
von den Engelaͤndern war freundlich em
pfangen worden, hat man ihn nach dieſem
nicht wieder zu ſehen bekommen. Als nun
ſchon erwehnter Engelaͤnder kein Proviant
mehr bekommen konte, fuhr er auf der
Weſt⸗Seiten wieder zuruͤck aus dem Meer⸗
Schoß darinnen fie gekommen, waren, ges
gen Norden zu bis auf den 62. und 63. Grad,
allda ſie ein groſſes und weites Meer gefun⸗
den haben A 76
Nun haͤtte Hudſonus und die andern
welche zugleich mit commandirten, die⸗
ſes Meer gerne weiter durchfahren, aber
die andere Schiffleute waren nicht ihres
Sinnes, ſonderlich weil es ihnen an Vi-
Citualien anfienge zu mangeln; Derowegen
WV
10
— —
f. aber fu ren
get
So bald man aber erfahr
gen, wornach
groͤſten Verlangen wartete. Recommen-
dire mich alſo hiermit dem geneigten Leer
gehorfamft , und ſchlieſſe en |
| j 9 . OOOt⸗
77 die em min Beſchrebun
9 Nord⸗ Welt a zu e
Corollatum.
f ſindung der neuen
119 S hiffahrt in den Fuͤnfften
25 Theile der Welt, nehmlich in Ma- _
e oder Auſttoli i inco-
gnita. if
Ta S iſt vor einigen Monathen eine
PN} gewiſſe Zeitung aus Spannien ans
RES gekommen, daß ein ſehr erfahrner
Steuermann hintet Nova Guiena, bey
der Inſul Salomonis „ an Terra Firma
Coerſtehe in der neuen Suͤd⸗Welt Auftra-
, oder Magellanica, fo gegen Mittag
unter den Polo Antarctico gelegen, und
noch wenig bekandt iſt) dahin er durch den
Sturm iſt hinverſchlagen worden, und
wurde gezwungen allda anzulaͤnden, daſelbſt
hat er ein Volck gefunden, ſo ſchoͤn und
groß von e welche ihn um einen
f „ au
— a
7 8
276 Beiß⸗Beſchreibung |
glichen Ho⸗
geringen Werth zu kauffen angebothen ſind
Hölder, woruͤber denn am Kön 1 n Ho⸗
fe in Spannien eine groſſe Freude geweſen,
und haben deßwegen Euer Majeſtaͤt dem
oben ſchon gedachten Piloten ein unvergleich?
lich Praͤſent deßwegen uͤberreichen laſſen,
1
wie er denn auch zu dem Ende mit etlichen
neuen Schiffen, welche mam gleich fertig
hatte, mit demſelben wieder dahin zu ſegeln /
und daſelbſt wieder anzulaͤnden, vermeyn⸗
ten alſo die Spannier, fie wollten einen
groſſen Reichthum an Perlen und andern
Wahren zu bekommen.
„„Damit aber der geehrte Leſer einen
vollkommenen Bericht haben moͤge von
der Erfindung der neuen Landſchafften in
Magellanica, habe ich die Copie eines
Schreibens mit beylegen wollen, darin⸗
nen alles umſtaͤndlich und ordentlich ber
ſchrieben wird, ich verhoffe den geneigten
Leſer keinen unangenehmen Dienſt zu er⸗
weiſen, wenn ich ſelbiges in einem Tractat
mit anhaͤnge, ſolches aber iſt wie
„ folge;
>»
IE DALE
7 1 —
in die mitternachtiſchen Länder, 277
Copia eines unterthänigften
Schreibens an Ihro Koͤnigliche
Majeſtaͤt in Hiſpannien, von dem
Hauptmann Petro Fernandez de Quir,
welches er, wegen Erfindung des
Fuͤnfften Theils der Welt uͤbergeben,
welches ſonſten genannt: Die unbe⸗
kandte Sud⸗ Welt / nach allen ihren
Unmſtaͤnden erzehlet und beſchrie⸗
een ben wird
Gnaͤdigſter König und
Auptmann Petro Ferdinandez de
N Quir 3 berichten hiemit unterthaͤ⸗
e nigſt, daß dieſes nunmehro die
gte Supplication iſt, die ich Euer Koͤni⸗
glichen Majeſtaͤr gehorſamſt uͤbergeben,
und darinnen gebethen, es wollen Euer
‚Königliche Moieftät geruhen, einen Aus⸗
ſchuß von dem Volck in die unbewohnten
Lander zu ſchicken, daß felbige von ihnen
bewohnet wuͤrden, welche auf Ew. Ma
pen
ſeyn erfunden worden. Es iſt mir aber
*
278 Reiß ⸗Deſchreibung. 11 |
jeſtat gnädigfte Verordnung und Befehl
6010 in der unbekahbten Sud. We t
biß dato auf mein unterthaͤnigſtes Bitten
noch nie keine Keſolution, ja auch nicht die
allergeringſte Vertroͤſtung oder Hoffnung
nicht erhalten koͤnnen / damit ich verſichert
ob ich auch moͤchte einmal von hier abge⸗
fertiget werden, da ich doch ſchon vierze⸗
hen Monath an dieſem Hofe geweſen bin,
ja gantzer vierzehen Jahr dieſerwegen folli- 7
eitiret/ und was noch mehr, fo habe ich
noch darzu gantz und gar keine Beſoldung,
ich habe mich aber auf meine gerechte Sa⸗
W 4 ” ich 105 u ic 110 Wi⸗
erſprechung anderer Leute nicht geachtet,
bin gereifet zu Waſſer und Land auf die
zwantzig tauſend Meilen, worüber ich alle
das Meinige verzehrt, und Schaden an
meiner Geſundheit erlitten, der fo ſchroͤck
lich und grauſam iſt, daß wenn ich daran
gedencke es mir faſt ſchwehr fallen ſolte, es
ſelbſten zu glauben, aus keiner andern
Urſach aber, nur damit dieſes ſo gute
Vorhaben nicht gar unterlaſſen würde,
ſolches eheſtens in das Werck zu richten.
a
*
| in die mitternächtifchen Länder. 279
In Anfehung deſſen gelanget an Euer
Koͤnigliche Majeſtaͤt mein unterthaͤnigſtes
Bitten, um Gottes Barmhertzigkeit |
willen nicht ferner zugeftatten, daß ich dieſes
ſo lang begehrten ⸗ und ſowohl verdienten
e
Arbeit und Mühe nicht ferner berau⸗
aa meiner Früchte, nach ß langwieri⸗
ger
bet werden, und um ſo viel deſtomehr, weil
mein unterthaͤnigſtes Bitten ſolchen Grund
Ehre ſo viel daran gelegen, weil auch
t
ungemein viel Gutes daraus entſpringen
wird, welches fo lange währen wird. ſo
an als die Welt und hernach in Ewige
Aa 70 f n 0
Was nun anlanget die Größe 1 nd
Weite dieſer neu + erfundenen Lander, ſo
urtheile ich aus dieſem fo ich ſelbſt geſe⸗
hen, und die der Hauptmann Ludewig
Parez de Tarres mein Admiral Euer
Mafeſtaͤt angezeiget hat, es begreifen die⸗
fe Länder in der Laͤnge „als gantz Europa
und klein Aſia biß zu den Mari Cafpio Per-
ſia, um alle 10 Länder und benachbar⸗
te Inſulen auf dem Oceano und Mittel⸗
laͤndiſchen Meer, Engeland und Irrland
5 .
hat { und auch GOTT und Euer Ma⸗
11
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BE _ Bei߻Befchreibun 1
mit begriffen, es iſt nehmlich |
ro verborgene und unbekandte Stri der
vierdte Theil der gantzen Welt» Kugel,
und erſtrecken ſich fo weit, daß es wohl
glaublich „noch zweymal fo viel Königreich
und Länder, als derer ſo Euer Di jeſtat 5
heutiges Tages unterthaͤnig ron. .
Es haben dieſe Laͤnder keinen Sri 4 1
Mohren oder andere Nationen zu Nach⸗
barn, oder welche die but Final u 4
der wären. |
Die Landſchafften b wir e
innerhalb Zona fen „und zit 1 70
ein Theil nahe gegen den Circulo Æqui-
noctiali, in der Länge 190. Grad und an⸗
derswo, etwas weniger, und laͤſſet ſich in
Warheit anfehen, daß daſelbſt Länder mögen:
gefunden werden, fo den beſten Africani-)
schen , in gantz Europa und den beften Theis
len des groͤſſern Aſiæ Antipodes nicht wer⸗
den etwas nachgeben.
Demnach ich muthmaſſe , 0 die
Laͤnder die wir im 15. Gradu latitudinis 92
gefehen!, noch viel beſſer als in Hiſpanien
ſeyn, ſo muß folgen, 8 die aa RL |
0
*
2
in die — Laͤnder. 221
fo ihrer Höhen entgegen geſetzt, gleichſam
Jrbiſche Paradieſſer dagegen ſenn. 9905
Es iſt dieſe gantze Gegend mit 5
unzahlbaren Menge Innwohner angeful⸗
let, derer etliche weiß die andern aber ei
ne blaue Farbe haben, und denen gleich Re
> die Hiſpanier Mulatos nennen, et⸗
| ie ſeyn au) vermifchter Farben , theils
haben ſchwartze, lange und fliegende,
auch krauſe und dicke und voller Locken,
theils auch gelbe und gar duͤnne Haare,
welches denn ein Anzeigung „daß ſie viele
N Zuſammenkuͤnffte und zer mit⸗
einander haben muͤſſen. |
Derowegen dann well der Boden
h vortueflich gut, haben ſie keinen Mangel,
brauchen auch kein Geſchuͤtz noch andere
Rüftungen ſo zum menſchlichen Verder⸗
ben moͤgen gebrauchet werden, ſie arbei⸗
ten auch an keiner Ertz⸗ oder Silber⸗Gru⸗
ben, und iſt alſo aus dieſen und andern
Umftänden leichtlich zu ſchlieſſen, daß ſie
b n volckreich fon Ga |
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1 eg ile 1
Sie haben weder Re
Gewerbe gelernet , keine Sch
Mauren 3 ſie nicht, haben weder
Koͤnig noch Geſetze, ſeynd ein 5 * Hey⸗
ni aber unter einander nicht allzuwol
alte Gewehr aber ſo ſie e ſind
Boͤgen und Pfeile, 6 doch nicht ver gifft)
Kolben, Bengel, Spieſſe und a ff.
lein, aber alles von Holtz, ſie bedecken
ihre Scham, „ find Liebhaber der Reinig?
keit, vom Leibe nicht ungeſchickt, friſch und
ſtarck „und danckbar gegen die fo ihnen
Gutes thun, wie ich denn ſolches ſelbſten
1 einmahl ſondern gar viel erfahren 3
oa zu hoffen, es werde mit &Ob
tes Hülffe noch wohl mit ihnen umzuge -
hen ſeyn, weil ſie nicht wilde ‚fondern ga tz
zahm und ſanfftmuͤthig ſich erzeigen, wenn
man fie anders nicht grob tractiret, weh
ches dann nicht ſeyn ſoll, damit man ſie
deſto leichter zum Sri, URN bit 4
8 * moͤgte. 4 =
Er .
- * 1
in die mitternaͤchtiſchen Länder. 28
+ Hhre Häufer ſeynd von Holtz und mit
Palſmen⸗Laub bedecket, ſie brauchen Töpffe
öder Haͤfen, haben Webe⸗Stuͤhle und an⸗
ere dergleichen Sachen, ſie koͤnnen auch
in Marmolſtein hauen und poliren, pfeif
8 trummeln, und Loͤffel aus Holtz ma⸗
chen, fie haben auch Beth⸗Haͤuſer und Bes
graͤbnuͤſſe. n e
Ihre Gaͤrten find ſchoͤn und ordentlich
in Betlein ausgetheilet, und mit Merckſtei⸗
nen unterſchieden. N 1 I,
Die Muſchel oder Perl⸗Mutter wird
ſehr ſtarck von ihnen gebrauchet, wovon fie
allerhand ſchneidende Sachen und andere
Werckzeuge, wie auch Kugeln, welche
man an dem Hals hänget , daraus mas
en. 0 i i 5 N
. Die fo in Inſuln wohnen haben wohl,
emachte Schiffe, und welche zum Über;
Feen ſehr bequem, das iſt aber ein gez
wiſſes Zeichen, es muͤſſen noch andere
pernünfftigere Nationen in der Gegend
wohnen „ wie es denn auch daher zu ers
kennen, weil ſie ihre Schweine ſchneiden
und die Hähne cappen.
| Dreyer
284 Beiß⸗ Befhreibung. .
Dreyerley Wurtzeln gebrauchen ſie an
ſtatt des Brods, und dieſelbigen wachſen
an allen Orten Hauffenweiß, und bedarff
es nicht viel Mühe, man roͤſtet und bratet
fie fo lange als genug iſt, fie ſeyn gar liebe
lich zu eſſen, und geben gute Nahrung,
bleiben lange friſch, und ſeyn gut aufzuhe⸗ A
ben, man findet derer fo eine Ehlen lang,
und eine halbe dick, es wachſen in dieſem
Lande unvergleichlich ſchöne Fruͤchte, ſie
haben ſechſerley Arten von unterſchiedli⸗
chen Luſt⸗Baͤumen mit breiten Blattern,
ferner allerhand ſchöne Mandel „Bau-
meln zun d a
Heier wächfet eine ſehr groſſe Frucht
Obi, ſo unſern Quitten Aepffeln an
Geſtalt und Geſchmack gleich; Item un;
zehlich viel Nuͤſſe, Lmonien und Citros
nen, welche doch dieſe Wilden nicht eſſen,
auch noch viele andere liebliche und groſſe
Fruͤchte, welche wir verſucht haben, unſe⸗
re gemeine Aepffel aber ſeynd auch bey ih⸗
nen bekandt. m TUR:
Es giebt auch ſehr unterſchiedlich viele
Dattel- Baͤume bey ihnen, von an
ei e
nx die mitternachtiſchen Länder. 237
hen fie Wein, Milch, Del, Eſſig und
Honig zu machen wiſſen / die Fruͤchte nen⸗
nen die Indianer Gocos, wenn fie noch
* .e
grün ſeyn, kan man fie ſtatt eines Salats
eſſen, ihr Marck gleichet einer Milch,
ſind ſie zeitig, ſo wird ſie von jederman
gegefen „ ſo fie aber alt wird, trieft fie
von lauter Oel, welches gut in Lampen
zu brennen, heilet auch die Wunden wie
ein Balſam, und iſt ſehr gut in die Spei⸗
ſen, aus den Schaalen machen ſie Flaſchen
und andere dergleichen Geſchirr, das in⸗
wendige in Schaalen, gebrauchet man an
ſtatt des Wercks, die Spalten im Schiff
damit zu verſtopffen, man machet auch
Schiff⸗ Seile und Zundſtruͤcke daraus,
und ſonſten noch andere Schnuren mehr,
und welches noch das vornehmſte iſt, ſo
machet man von dem Laube dieſes Baums
Seegel vor die kleinen Schiffe, und gar
dinne geflochtene Decklein oder Ziegel, da⸗
mit fie ihre Haͤuſer inn⸗ und auswendig ver⸗
wahren, von dem geraden Stamme aber
bauen fie ihre Haͤuſer, machen auch Spieſe,
und Gewehr.
*
Co
Tiſche, Ruder, und allerley Hauß⸗ Rat)
3 — * 2
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N 5 1
2 Er 8 = = 2 N
2 > ren yın 2
—
1.8
236. |
Es iſt aber wohl zu
den, Turtel⸗Tauben, Tauben, Holtz⸗
Tauben, wie auch Geiße, ſo der andere
Hauptmann allda geſehen, es haben uns
auch die Indianer von Kuͤhen und Buͤf⸗
feln geſagt, die auch darinnen ſeyn ſol⸗
len.
PR a Nie, 1 um Fu
en, als Harighin, Penſerayes, Lotze,
Linguati, kleine Salmen, Saboge, Ma⸗
cabines , Caſanes, Meerbrachſamen,
Sardellen, Rochen, Perlon, oder Cu⸗
culi, Chitevieje, Aal, Meer⸗Schwei⸗
ne, Chapini, Rubie, Almore, Meer⸗
Krebſe, und andere mehr, ſo mir jetzo
nicht gleich beyfallen wollen, es iſt aber
. gantz
n die mitternaͤchtiſchen Länder. 287
gantz begreifflich, daß in dieſem Lande
mehr als jetzo oben erwehnte Sorten von
Fiſchen fa muͤſſen, weil wir dieſe nur
bey dem Schiffe gefangen haben.
So einer dieſes nun alles genau uͤber⸗
leget, wird er befinden, daß in dieſem
Land alles dasjenige, was zu des Men⸗
ie Leibes⸗Nahrung und Nothdurfft ger
hoͤret, biß auf den Martzpan und aller⸗
hand eingemachte Sachen, ſonſten haben
fie. nicht Urſach, aus andern Ländern et⸗
was zu hohlen, den Schiffleuthen wird da⸗
rinnen niemals etwas mangeln, ſondern ſie
haben Schuͤncken „Butter „Fleisch „ und
alles, was fie nöihig haben, wie auch Ef
ſig und Gewuͤrtze, und iſt zu mercken,
daß ihre Thiere und Gewaͤchſe viele mit
den unſerigen gleich ſeyn, und allda viel
2
überfluͤſſiger und in groͤſſerer Anzahl zu bes
—
kommen, dahero man abnehmen Fan, daß
dieſer Boden fehr gut ſeyn muß, alles zu
tragen, was in Europa waͤchſt und herfuͤr
17
a Beiß⸗Beſchreibung
Was das Reichthum anbelanget, ſo
Hab ich Silber und Perlen bafelbft gefehen
dbrꝛ der andere Hauptmann meldet in feine
N Relation, daß er auch Gold darinnen ge⸗
. funden, welches die drey groͤſte Pretiofa ſo
r ehemal die Natur erſchaffen und am Tag
e 5 gebracht. | * | I 83 8
bit geſehe
geſehen, Zimmet + Ninden, es koͤnte a
ſeyn, daß Nelcken da rinnen wachſen, weil
ſonſten viel dergleichen 3 allda iſt,
und um ſo viel deſto mehr, weil nicht viel
mangelt, daß dieſe Zander Parallele find mit
Terenate und Bachan.
treffſch Eben Hols und fonften oflerſey
ander Holz, fo zum Schiff + Bau gut
Schiff ⸗ Seile daraus machen kan, web
aus den Dattel⸗Oel machet man Pech,
die Schiffe damit zu pichen „ ſie haben
ſonſt noch eine andere Art von Hartze oder
Pech, womit die Indianer ihre Piraguas
| N TR 4
Viele Muſcatnüſſe, Maſtix, Ing⸗
wer und Pfeffer, haben ſie auch Darinnen
So wicht auch Seden, Zucker
2
c r
iſt, ferner dreyerley Zeuch al welchen man 0
ches unſern Hanffe nicht ungleich iſt, und
indie mitternaͤchtiſchen Länder, 238
erpichen, weil wir nun auch Kühe und Zie⸗
gen oder Geiße geſehen, wird ohne Zweif⸗
fel am Leder, noch vielweniger an Liechtern
und Fleiſch ein Mangel gefunden werden,
von Bienen ſo wir allda geſehen, von ſelbi⸗
gen kan man Hoͤnig und Wachs bekom⸗
men, es werden auch gantz ohne Zweiffel
niedere unbekandte Sachen mehr darinnen
gefunden werden. |
Ich will die 8 Sachen aber mit
Stilleſchweigen uͤbergehen, aber deſto mehrt
darauf bedacht ſeyn, wie von den beſten
und nuͤtzlichſten Gewaͤch ſen aus Peru, und
Neu⸗Hiſpannien, mit mir moͤcht dahin fuͤh⸗
ren und zuſehen, ob es poſſible, ſolche
darinnen zu ſaͤen oder fort zu pflantzen,
wenn nun dieſes ſeyn ſollte, waͤre es alſo
ohne fernere Umſtaͤnde gaͤntzlich zu glauben,
es werde dieſes Land mit der Zeit in ſolchen
Stand gebracht, daß fie ſich und alle Ame-
ricaniſchen Voͤlcker reichlich daſelbſt ernaͤh⸗
ren koͤnnten, ja gantz Hiſpannien wuͤrde
durch ſolches reich werden, wenn jemand
waͤre, der ſolches huͤlffe zum Stande brin⸗
gen. e 1 .
Da
2% NBeiß ⸗Beſchreibun g
Derowegen Großmaͤchtigſter Koͤnig und
Herz, da ich nach Anzeigung der Meer⸗
Graͤntzen die wir geſehen, groſſen Nu⸗
tzen und Reichthum aus den Mitterlaͤndi⸗
ſchen Oertern nach Gelegenheit gewiß zu
hoffen ſey, es iſt aber dieſes mein gaͤntzli⸗
ches Vorhaben geweſen, dieſe Länder nur
zu entdecken, nicht aber zu durchreiſen
denn es der Zuſtand meiner Kranckheit nicht
hat leiden wollen, und viele andere Sa⸗
chen mehr, welche jetzb noch zu melden
Bedencken trage, auch an Kürtze der Zeit
davon abgehalten werde, indem es ohn⸗
möglich iſt, wegen Kuͤrtze der Zeit, ſo groſ⸗
fe und weite Landſchafften zu erforſchen,
oder alle Qualitaͤten und Fruͤchte mich ges;
nugſam zu erkundigen. ih
Wir muͤſſen aber von den Innwoh⸗
nern derſelben nicht meynen, weil ſie un⸗
ſere Gebraͤuch und Sitten nicht haben,
oder ſie darinnen verachten, weil ſie nicht
dergleichen Kleidung, wie wir tragen, auch
fünften keinen ſolchen Pracht in Eſſen ,
Trincken und andern dergleichen vornehmen
wie bey uns geſchiehet, ſondern man 1
e ie
bin trachten wie fie ihr Leben ruhig und
| 0 alle Mühe, Sorge und Arbeit, zu
achen, durch viele groſſe Muͤ⸗
a
N
fruchtbar, di
u Erde ſchwaͤrtzlich und fett,
die Lufft temperirt u
nd ge
man Ziegel brennen kan, vor die, ſo groſ⸗
fe Häufer bauen wollen, es findet ſich
auch kein Mangel an Marmor und an⸗
derer Sorten Steine, mit einem Wort,
es iſt alles genug an Brenn⸗ und Baus
Holtz, damit es an nichts fehlete, wann
ſich jemand wollte Haͤuſer aufbauen, es
finden ſich auch ſolche ſchone Ebenen, wo
man ganze Veſtungen hinbauen koͤnnte,
weil ſolche mit groſſen Slüffen umgeben,
und dieſe un: ſcheidet wieder einige Daͤche
e e Die,
4 4 \
05
fie. vor ſolche Leute halten die allein da;
velches fie auch thun, und an⸗
er Dinge ſich im geringften nicht annehß
men, wogegen wir uns unſer Leben ſelber
und Arbeit,, welche wir vergebens auf
In Summa, man hat in dieſem Satz
de alle Gelegenheit, welche man ſich nur
wünfchen 1. 0 der Boden iſt ſehr
eritt fund, allenthal⸗
ben findet man Thon und amen, daraus
\
Landes anzeiget, man findet auch
hin und wieder giebet es fo viele Waffe
fie die ſchoͤnſten Muͤhlen hinbauen laſſen,
und andere Waſſer⸗Kuͤnſte mehr zurichten,
was aber das Beſte ift , fo finden ſich das
ſelbſt die ſchoͤnſten Waſſer⸗Brunnen, auch
viele Röhren und Schoͤſſe, ja es giebet wel⸗
che, fo 5. biß 6. Spannen dick len wel⸗
deen in dad ang e
feuer⸗
Steine, fo den Madtilifiben an der Güte |
zu vergleichen. I
In dem Meerſchoß S. Philippi und Jac.
| 0 ein ſchoͤner Hafen ſo zwantzig Spani⸗
ſche Meilen ausmacht, und iſt gar ſicher
in ſelbigen, fo wohl bey Tag als Nacht,
zu kommen, iſt ſehr wohl bewohnet, den
Hafen aber kan man ſchon von weiten ſe⸗
ben, aus der Urſach, weil bey Tage ein
Rauch, des Nachts aber durch Feuer und
Liechter erleuchtet wird, und denen See⸗
fahrenden ſehr commode. Be
Ein anderer Meer: Hafen , genandt
zum Wahren = Creutz, derfelbe hat eine
ſolche Weide, daß wohl tauſend Schiffe
darinnen ſehr bequem ſtehen koͤnnen, oh⸗
e 5 ne ei⸗
einen gefährlichen Ort hat man
niemahlen darinnen geſehen, und kan da⸗
2 Auer licher aubwerffen. ‚von
4. Klaffter, nehmlich, zwi⸗
ſchen den 172 zweyer Flüſſe, von
welchen einer groͤſſer, als das Waſſer Bx-
tis oder Rio Guac alquivir i in Hiſpannien
indie mienächefhen Sen 29% k
ines das Res 5 ern, der Grund a
72 aſtig, ſonden 1 57 ſchwaͤrzlicher
iſt, über zwey Klafftern tief, daß die Spin
Schifflein, und Fregaten, dadurch kom⸗
men moͤgen, in den andern Fluß, fahren %
unſere kleinen Schiffer gar ſicher „wann
‚fie ſüß Waſſer halten, an den andern Or⸗
„wo die Schiffe ausgeladen werden, iſt
ein groſſes Geſtade bey 3. Meilen ohnge⸗
(ine ‚ut mit ſchwartzen und ſchwehren Kis
el: Steinen beſtreuet, welche gut ſeyn, die
Schiffe damit zu beſchweren, wir hielten
davor, daß das ungeſtuͤmme Meer niemals
dieſen Hafen koͤnnte beykommen oder Scha⸗
den zufügen, weil wir darinnen keinen Ab⸗
grund gemercket, weil gruͤn Kraut darin⸗
nen wuchs, auch alle . ie en
e alle wufteiche:
2
Se
—
BE Beiß⸗Beſchreibung. |
nnn ne unde gl eichliche |
ſo bald
age ale, daß wenn Ew. Majeſt
, Ich Rajeft.
bey A N Meer + Hafen, welcher unter
zradu des Poli Antarctici gele⸗
i bald eine groſſe und Volckrei⸗ >
55 8 bt dafelbft erbauen laffen fönnten,
genheit haben, in weniger Zeit ei⸗
F
25 Due Selegenbeit und gat abe e en
Landſchaften Chili - Peru, Nicaragua,
SGattimala, Neu⸗Hiſpanien, Terrenata
und den Inſulis Philippinis , nicht wenig
Mutzen ſchaffen, über welches alles Eid.
8 en Mai. hersfchen , und wenn auch
Maj. diefe Länder, welche ich in Unter⸗
thaͤnigkeit 8 habe, unter dero Gewalt
bringen , ſo iſt gewiß, daß es dieſe Laͤn⸗
der nicht allein, ſondern der Schluͤſſel als
ler andern, ch jetso gemeldet worden,)
ſondern, wie ein Neu: China oder Japan,
ich will aber ferner nicht viel Ruͤhmens ma⸗
chen, aber da eine Zuſammenkunfft der Ma-
\ rhematicorum geſchehen ſollte, bin ich er⸗
\ as 4: al alles. vor Ew. Maſeſtät
Ki T4 unter⸗
te en ati 8 295 190
u den die Innwohner alle erwuͤnſchte
* n 1 88 au bin, | !
Es it aber allergnaͤdigſter König und
Herz, auch dieſes gewiß, daß die Lufft in dies
ſem Land über alle maſſen gut und eemperirt
ſeyn muß, weil niemals einer von unſern Leu⸗
ten kranck iſt worden, wiewohl ſie alle Aus⸗
lander ſeyn, und ſtets arbeiten muͤſſen, daß fie
ſchwitzen, und ſonſten oͤffters naß werden, ja
fie trincken ihr Waſſer, und eſſen ihre Srüd
te nüchtern, und wegen der Nacht» Lufft
ſich gar nicht ſchoneten, denn die Sonne
allda nicht gar zu heiß ſcheinet und nach
Mitternacht wohl eine Decke hätten leiden
koͤnnen, die Inn wohner ſeyn von ſehr ge⸗
ſunden Leibes · Conſtitution und ihrer gar
viele fehr alt werden, die meiſten aber woh⸗
nen auf der Erden, welches Zeichen der
Geſundheit ſind, man würde die Ba
1 5335 ͤů . |
—
| lehr bauen, wie in der p Si .
u be en Bit 5
ob es bon nicht eingeſaltzen, ſich doch
über zwey Tage gehalten, und nicht rie⸗
chend worden, ſo auch mit den Früchten,
wie ich es denn aus mitgenommenen bewei⸗
1 mh „ ſo man leichte daraus abnehmen
viel groſſe Vortheile en Länder
iſet, weil auch Fi ee rem u‘
vor andern bevoraus haben, weil in felbs
gen kein ar oder fruchtbarer Ort,
Pfuͤtzen oder Miſtlachen, kein Diſteln 0
Doͤrner⸗Baͤume, kein Schnee auf den
Crocodill in Waſſern, keine ſchaͤdlichen
Omeißen, Rappen, Graf. Würmer oder
Schnecken, wie in Indien, die man deß⸗
wegen kaum bewohnen kan, und dieſes iſt
es, was ich Ew. Majeſtaͤt habe entdecken
wollen, von den erfundenen Laͤndern, des
Pofieflion ich im Nahmen Ihro Koͤni⸗
glichen Majeſtaͤt genommen, wie aus des
nen Actis zu erſehen, welche ich bey mir
Mun und * a maſſen
} gegangen. 4
. 5 e ig 15 Groß 5
Bergen, keine ſchädliche Würmer , keine
1. Großmaͤch d a 8 rr,
be wir 1 55 aufgerichtet
e Capelle z hren 1
f ee wir 14.5 med 25
das Plus Ulers 9046 mol da „ h 9.
3 erfullet wird. 985 0
Was ich alfo nun re sk; J
35 bin ich als Ew. Maſeſtaͤt unterthaͤni⸗
ger Diener zu thun ſchuldig geweſen, da⸗
a 155 derer 1 et AN 1
aͤt m gen mit beygefuͤget wer „„
bißhero unbekandte Name Terræ Auſtralis 9
allenthalben bekandt werden möge, zu der
Ehre GOTTES der ſolches 0 1
bar gemacht, und mir al 1 Unn 5
digen die Gnade er vieſen, daß ich d 1
nach Euer Majeftät Befehl fehl hab 5
ers u unter N ich mich #
u aud
it allem Fleiß dahin trach⸗
unnd nicht wie bißhero, der Teuffel möchte
1 e ngebalien und angebetet wer⸗
rat
pi ei.
ät unter A
N %%
HR 1
* 4
N
2
Veiß⸗ Beſchreibung.
ge und Bekuͤmmernuͤß verurſachen 5 Ja
es wuͤrde kuͤnfftig ung hlig viele 1
Geld und Menschen koſten ehe man die ⸗
ſe Sache wiederum fo weit bringen k
nenen u 98 5 10 08 rt
2 4
HT:
Idſt derowegen wohl noͤthig, de
Euer Königliche Majeſtaͤt, weil es
ſeyn kan, dieſe neue Weit mit allen ih⸗
ren herzlichen und guten Gelegenheiten ſi
derſelben beſtens zu verſicher „ wodurch
Ihro Königliche Mojeftät ſich einen un?
ſterblichen Nach⸗Ruhm erwerben wer⸗
den, darauf aber ein geringes Geld von Y
Peru würde anzuwenden ſeyn; Weil aber 25
ietzo niemand iſt, der von Ew. Koͤniglichen
Majeſtaͤt etwas begehret, vor das Boten /
Lohn, ſo bin ich derjenige, welcher in Un⸗
terthaͤnigkeit darum bittet, ſo bin ich .
jenige, welcher an ſtatt deſſen einen gnaͤdi⸗
gen Beſcheid erwartet; Ob nun wohl d
Galeren ſchon fertig, muß ich doch n 173
weiter reiſen, und gehoͤret noch viel deu
zu, wäre alſo ein unüberwindlicher Scha ⸗
de, was man an Bekehrung Br E
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ſo beſtändig in feiner Meynung geweſen,
„der doch n. Slofe Muthmaſſung 95
Sucht hat, warum ſollte ich denn ſo ger
ſchwinde von meinem Vorhaben nachlaſ⸗
der doch nur auf
fen da ich alles mit Augen geſehen, ges
luonget alſo nochmal an Euer Koͤnigliche
Majeſtaͤt 1 allerunterthänigfte Bitte,
758
4
2
tion gelangen zu laſſen, damit ich doch
mioͤchte fo gluͤcklich ſehn, daß meiner Bitte
EN
11 2
N
rühmte Satistaction zu geben, um mich Dez
ro gnaͤdigen Befehl gerne wieder zu unter⸗
werffen. Zu letzt muß ich Ihro Koͤnigli⸗
che Majeflät noch dieſes bitten, weil es
eine fo wichtige Sach, daß, weil der böfe
Feind dieſem Vorhaben ſich mit aller Ges
nen nicht gelinge
ſolche von mir
ngen laſſen, fo lange Ew. Maj.
ir neu erfundenen Länder un⸗
8 4
5
er: Columbus vor dieſem
mein Vorhaben doch einſten zur Expedi-
ein Genügen geſchehen möchte, dargegen
ich Ew. Majeſtaͤt verſichere, von allen ges
walt widerſetzet, aber GOtt wolle es ih⸗
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